Trotz Pokalfinale gilt der Fokus auch noch den restlichen Saisonspielen

Trainer Heger zur aktuellen Situation beim SV Rohrbach/S.

Der SV Rohrbach/S. blickt vier Spieltage vor Saisonende auf eine sportlich enttäuschende Saison 2022/23. Die Blau-Weißen rangieren im unteren Tabellendrittel der Kreisliga Sinsheim. Während man in den vergangenen Jahren stets um die Meisterschaft bzw. den Aufstieg in die Landesliga mitmischte, ist das diesjährige Abschneiden für die erfolgsverwöhnten Kicker von der Rohrbacher Rosenbrücke sehr ungewöhnlich. Die Gründe sind vielseitig: Verletzungspech, dünner Spielerkader und fehlendes Spielglück werden am häufigsten genannt. Unabhängig davon kann der SVR zumindest die Saison noch mit einem Titelgewinn krönen, der über das schwache Abschneiden im Ligaalltag am Ende hinwegtrösten würde. Am 17. Mai stehen die Rohrbacher im Sinsheimer Kreispokalfinale im Sinsheimer Helmut-Gmelin-Stadion dem Tabellenführer der Kreisklasse B I, dem TSV Dühren gegenüber. Zur aktuellen sportlichen Situation stand SV-Trainer Joachim Heger bwa-sport.de Rede und Antwort.

Herr Heger, ihre Mannschaft hat in den letzten Spielen sehr enttäuscht. Nach zwei Siegen über Waldangelloch und Neckarbischofsheim gab es vier Niederlagen gegen Reihen, Waldangelloch, Epfenbach und Badenia Rohrbach a. G. . Wie erklären Sie sich den Leistungsabfall im Saisonendspurt?
Joachim Heger: Besonders besorgniserregend finde ich, dass wir gegen die letzten vier Mannschaften der Tabelle drei Heimniederlagen mit insgesamt 10 Gegentoren hinnehmen mussten. Das scheint eine reine Einstellungssache in diesen Spielen zu sein, da die Gegner offensichtlich auf die leichte Schulter genommen werden. Insgesamt waren die beiden Siege in Waldangelloch und Neckarbischofsheim nur ein kurzer Ausschlag nach oben, da wir eine ganz schwache Rückrunde spielen.

Torjubel gab es zuletzt beim SVR eher selten. Der Kreisligist blieb hinter den Erwartungen zurück - die Gründe hierfür sind vielseitig.

Es fehlt an der nötigen Frische

Es erweckt den Eindruck, dass die Mannschaft nicht mit voller Hingabe und Einsatz die restlichen Saisonspiele angeht.
Heger: 
Vielleicht ist es bei vielen auch das „nicht können“ in der aktuellen Situation mit den ganzen englischen Wochen, da die Spieler unheimlich viele Spiele in den Beinen haben. Da fehlt es an der notwendigen Frische, sowohl körperlich als auch geistig. Allerdings haben wir aufgrund unserer langen Verletztenliste auch nicht die Möglichkeit, dem ein oder anderen Spieler mal eine dringend notwendige Pause zu geben.

Noch nie so schlecht dagestanden

Die Erwartungshaltung beim SV Rohrbach/S. ist deutlich höher als das aktuelle Abschneiden. Können Sie sich in Ihren langen Jahren beim SVR an eine derart schwache Saison erinnern?
Heger: 
In der Kreisliga ehrlich gesagt nicht, wir waren fast immer, seit ich in Rohrbach/S. bin, in der Spitzengruppe vertreten. Vor ca. 15 Jahren, als wir am Ende Platz 9 belegten, hatten wir auch keine gute Saison gespielt, jedoch bei weitem nicht so schlecht wie aktuell.

Fußball ist Ergebnissport

Hinterfragt man sich als Trainer hin und wieder auch, was man angesichts der enttäuschenden Ergebnisse womöglich falsch gemacht hat oder hätte anders machen sollen?
Heger: 
Egal, ob man gewinnt oder verliert hinterfragt man sich als Trainer immer, was man falsch gemacht hat und was man besser machen kann. Das hat nichts mit dem Ergebnis zu tun, sondern wird von meinem Co-Trainer Christian Heinlein und mir nach jedem Spiel besprochen. Nach außen hin ist Fußball aber eben ein reiner Ergebnissport. Wenn man gewinnt ist alles ok, ganz egal wie der Sieg zustande kam. Und nach einer Niederlage wird oft alles schlecht geredet. Aber so einfach machen wir es uns in der Praxis nicht.

Freude bei Rohrbachs Trainer Heger nach dem Sieg im Pokalhalbfinale gegen Bad Rappenau.

Unerklärliche Niederlage

Bestes Beispiel war die 1:3-Niederlage am vergangenen Spieltag gegen Namensvetter Badenia Rohrbach a. G.
Heger: Man darf so ein Spiel, das man so klar dominiert, niemals verlieren. Beim Gegner war fast jeder Schuss ein Treffer. Für mich unerklärlich, wie wir unsere vielen Chancen, darunter ein vergebener Elfmeter, liegen gelassen haben. So aber bringen wir den Gegner durch eigenes Unvermögen mit drei Treffern innerhalb von vier Minuten auf die Siegerstraße. Der Gegner selbst weiß nicht, wie er dieses Spiel gewinnen konnte.

Es fehlen noch Punkte

Nach einem enttäuschenden Saisonverlauf ruhen jetzt alle Hoffnungen auf dem Pokalwettbewerb. Das Ergebnis des Pokalfinales am 17. Mai gegen den TSV Dühren wird letztendlich das Saisonfazit definieren. Verliert man, wird von einer enttäuschenden Saison gesprochen, gewinnt man, hat man einen Titel geholt.
Heger: 
In diesem Spiel haben wir die Chance, eine enttäuschende Kreisliga-Saison noch mit einem Titel zu retten. Allerdings müssen wir davor noch in der Liga Siege holen, um mit Erfolgserlebnissen in dieses Spiel zu gehen. Außerdem brauchen wir noch einige Punkte, um nicht noch auf den Relegationsplatz abzurutschen, was rechnerisch ja noch möglich ist.

Fehlender Konkurrenzkampf

Eigentlich müsste so ein bevorstehendes Finale neue Kräfte und Motivationen bei den Spielern hervorrufen. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.
Heger: 
Vielleicht ist es gerade umgekehrt, dass einige schon gedanklich beim Pokalfinale sind. Aufgrund der beschriebenen Personalsituation fehlt es aktuell leider auch am notwendigen Konkurrenzkampf. Hier hoffe ich aber, dass der ein oder andere verletzte Spieler bis dahin wieder zurückkehrt.

Spielerische Ansätze werden immer weniger verfolgt

Woche für Woche kommt es zu überraschenden Ergebnissen in der Kreisliga. Ist die Spielklasse ausgeglichener geworden oder wie erklären Sie sich dies?
Heger: 
Ausgeglichener vielleicht schon, was aber nicht zwangsläufig für die Qualität der Kreisliga spricht. Es gibt leider von Jahr zu Jahr immer weniger Mannschaften, die einen spielerischen Ansatz verfolgen. Oft sind nur viel Kampf und weite Bälle die Mittel der Wahl. Wenn man damit jedoch erfolgreich ist, gerät die Art und Weise schnell in den Hintergrund. Bestes Beispiel aus dem Profifußball hierfür ist für mich Union Berlin in der Bundesliga.

Kirchardt wird Meister

Wer ist für Sie, fünf Spieltage vor Saisonende, der Meisterschaftsfavorit, wer wird womöglich den Gang in die Kreisklasse A antreten?
Heger: 
Ich denke, dass sich Kirchardt in der Meisterschaftsfrage durchsetzen wird. Sie haben mit Abstand die größte individuelle Klasse im Kader, insbesondere in der Offensive. In der Abstiegsfrage dürften die letzten drei Mannschaften (Eppingen II, Steinsfurt und Sulzfeld) nicht mehr zu retten sein, da der Abstand zum 15. schon recht groß ist. Aber wie bereits gesagt, wir brauchen auch noch einige Punkte, um endgültig sicher zu sein.

Schwer neue Spieler zu gewinnen

Hat man aus den Fehlern bei der Kaderzusammenstellung vom vergangenen Sommer Konsequenzen gezogen und versucht jetzt, im  Vorblick auf die Saison 2023/24 sich deutlich breiter aufzustellen?
Heger: 
Christian Heinlein und ich haben schon viele Gespräche mit Spielern geführt, da wir uns für die neue Saison deutlich breiter aufstellen wollen. Jedoch können wir leider noch keinen „externen“ Neuzugang vermelden. Von der zweiten Mannschaft kommt jedoch Jan-Gabriel Dewald dazu. Insgesamt ist es sehr schwer, neue Spieler zu bekommen. Sehr wichtig ist es aber auch, dass unsere A-Jugendspieler beim Verein bleiben, was für die Zukunft des Vereins eine große Bedeutung hat. Auch hier sind wir dran und haben schon Gespräche geführt.

Fotos: BWA

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