TSG entwickelt sich zu Remis-Spezialisten – spielt 2:2 in Wolfsburg

Eine starke zweite Hälfte war für Hoffenheim zu wenig

Auch wenn Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann Unentschieden mächtig auf den Sack gehen, so musste er sich zum dritten Mal in Folge mit einem Remis begnügen. Nach einem 3:3 in Berlin und 1:1 gegen Schalke 04 hat die TSG beim VfL Wolfsburg den durchaus möglichen Auswärtssieg verpasst und musste sich am Ende mit einem 2:2 begnügen. Die Kraichgauer haben durch ihr fünftes Unentschieden in Serie auf des Gegners Platz zwar den Abstand zu den Wölfen weiter mit drei Punkten gehalten, konnten sich aber tabellarisch nicht an die Champions-League-Ränge vorarbeiten und rutscht vor dem Auswärtsspiel in der Königsklasse am Mittwoch bei Manchester City (21 Uhr) einen Platz runter auf 7.

Hübner (re.) freut sich mit Kramaric über dessen Treffer

Belfodils frühe Führung

Vor der schwachen Zuschauerkulisse von nur 20.600, darunter 200 Gästefans, entwickelt sich ein flotter Beginn, bei dem die Gäste durch Belfodil früh in Führung gehen. Der Algerier nimmt eine Vorlage von Kramaric mit rechts direkt und lässt VfL-Keeper Casteels aus 15 Metern keine Chance (4.). Nach einer Viertelstunde werden die Gastgeber immer stärker, erspielen sich deutliche Vorteile.

Unglücksrabe Bicakcic lässt die Wölfe das Spiel drehen

Dies zahltsich aus, als sich Ginczek gegen Hübner rechts durchsetzen kann und seine Hereingabe Bicakcic im Tiefflug ins eigene Tor zum 1:1-Ausgleich befördert (28.). Es ist ein wunderschönes Flugkopfballtor, leider aber nur ins falsche Tor. Der Bosnier: "Das 1:1 war mit viel Pech verbunden. Eine Flanke mit gefühlten 200 km/h kommt in die Mitte, wo ich gut vor den Stürmer komme, aber etwas ausrutsche und deshalb nicht mehr richtig hinter den Ball komme. Es sah dann natürlich unglücklich aus." Wolfsburg setzt nach und geht erneut mit großzügiger Unterstützung des Gegners in Führung. Einen Schuss von Ginczek aus 20 Metern fälscht Bicakcic unglücklich mit dem Rücken über Torhüter Baumann zum 2:1 ab (32.). Die Gäste verlieren nun vollends ihren Faden und wirken in der Defensive alles andere als Stabil. Das Aufbauspiel gegen einen früh störenden Gegner ist sehr Fehler lästig und unpräzise, ja wirkt schon fast kompliziert. Dem nicht genug, verletzt sich Spielgestalter Demirbay, der sich bei einem Zusammenstoß mit Mitspieler Belfodil ein Pferdekuss im rechten Oberschenkel zuzieht und kurz vor der Pause für Grillitsch vom Platz muss. Die Niedersachsen haben sich dank einer starken ersten Hälfte, in der sie über eine halbe Stunde lang tonangebend waren, die knappe 2:1-Pausenführung redlich verdient.

Bicakcic war der tragische Held, war bei zwei Gegentreffern maßgeblich beteiligt

Umstellungen zur Pause zahlen sich aus

TSG-Trainer Nagelsmann reagiert und bringt zur zweiten Hälfte mit Szalai einen weiteren Stürmer, beordert Grillisch weiter zurück und nimmt den formschwachen Kapitän Vogt vom Platz. Die Umstellung soll sich bald auszahlen, denn die bis dahin schnörkelloser und gradliniger spielenden Wölfe verlieren zunehmend ihre Spielhoheit. Hoffenheim stört nun energischer, hat viel Ballbesitz und erspielt sich ein deutliches Chancenplus. Nachdem Kramaric knapp am rechten Pfosten vorbeischießt, bieten sich Joelinton zwei weitere gute Ausgleichsmöglichkeiten. Die TSG ist nun dem Gegner in allen Belangen überlegen, wirkt aktiver und beweglicher.

Kramaric trifft erneut

Der Lohn dann das 2:2 durch den starken und beweglichen Kramaric. Zuvor spielt Joelinton einen langen Ball vors Tor auf Kaderabek, der von rechts aufs Tor köpft und Kramaric aus einem Meter den Ball zum längst versdienten Ausgleich über die Linie drückt (71.). Der kroatische Vize-Weltmeister traf nun schon im sechsten Spiel in Folge für die Blau-Weißen. Die Nordbadener drücken weiter, wollen bei einem wahren Einbahnstraßenfußball in den letzten 20 Minuten den Siegtreffer, während sich die Wolfsburger nur noch aufs Verteidigen konzentrieren und kaum Entlastungsangriffe zustande bringen. Doch trotz eines klaren 6:2-Chancenplus in Hälfte zwei will der finale Siegtreffer nicht gelingen und so blieb es letztendlich in einer unterhaltsamen Bundesligapartie beim 2:2-Remis.

Hübner feiert gelungenes Comeback

Die TSG verpasste es erneut im elften Gastspiel in der Autostadt den zweiten Sieg zu landen. Erfreulich verlief das Saisondebüt von Hoffenheims Innenverteidiger Hübner, der nach über vier Monaten Verletzungspause durch die Nachwirkungen einer schweren Gehirnerschütterung eine ordentliche Leistung lieferte, auch wenn in der einen oder anderen Szene verständlicherweise etwas die Spritzigkeit fehlte. Hübner nach dem Spiel: „Es war für mich leicht anstrengend, wenngleich ich gerne gewonnen hätte. Die Verletzung habe ich völlig ausgeblendet und hatte keine Probleme bei Kopfbällen. Warum wir nach unserer frühen Führung nach zehn Minuten den Faden verloren haben verstehe ich auch nicht. Wir haben dann in der Pause umgestellt und es lief deutlich besser. In der zweiten Halbzeit haben wir unser wahres Gesicht gezeigt, auch wenn es nicht mehr zum Siegtreffer gereicht hat.“

Stimmen der Trainer:

Julian Nagelsmann (TSG Hoffenheim): "Ich war mit den ersten 20 Minuten sehr zufrieden. Wir haben bewusst auf Ballbesitz verzichtet, um über Konter zu Chancen zu kommen. Vor dem Ausgleich haben wir zu aggressiv verteidigt. Danach sind wir nicht gut mit dem Pressing zurechtgekommen. In der Pause haben wir den nächsten Stürmer gebracht – viel mehr Offensive ging nicht. Wir haben verdient den Ausgleich erzielt und die zweite Hälfte, wo wir mit sechs Stürmer teilweise spielten, dominiert. Das Resultat geht in Ordnung. Der Einsatz hat gestimmt und damit bin ich zufrieden."

Bruno Labbadia (VfL Wolfsburg): "Meine Mannschaft hat es klasse gemacht nach dem 0:1. Sie haben nach dem Nackenschlag stark reagiert. Wir sind nicht hektisch geworden und haben die Positionen auf den Außenbahnen variabel besetzt. Ich denke, dass wir das Spiel heute nicht gewonnen haben, weil wir nicht den letzten Punch hatten. Hoffenheim hat es dann sehr gut gemacht mit den vielen Offensivkräften. Sie haben gezeigt, warum sie in der Champions League spielen."

Fotos: Kraichgaufoto

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