Duell der Europa-League-Teilnehmer: Für Matarazzo ist Frankfurt „eine geile Herausforderung“

Kann die TSG ihre schlechte Bilanz gegen die Eintracht aufbessern?

Noch nie in der 17-jährigen Hoffenheimer Bundesligahistorie benötigte die TSG so lange, um ihren Spielerkader für die neue Saison zusammenzustellen wie in diesem Jahr. Aufgrund des „Tanzes auf drei Hochzeiten“ mit Bundesliga, DFB-Pokal und Europa-League ist ein breit aufgestellter Spielerkader auch dringend erforderlich. Doch die Kraichgauer erwiesen sich hier als äußerste Spätstarter, waren unter allen 18 Erstligisten der Verein, der als letzter den ersten Neuzugang präsentierte. Doch dann, so nach und nach, flatterten in kurzen Abständen die Pressemitteilungen der TSG-Medienabteilung über Neuzugänge in die verschiedenen Sportredaktionen.

Neuzugänge von über 50 Mio. Euro

Zunächst wurde der österreichische EM-Teilnehmer Alexander Prass (23) von Sturm Graz (9,5 Mio. Ablöse) an Land gezogen. Es folgten in kurzen Abständen Adam Hlozek (22) von Meister Bayer 04 Leverkusen (18 Mio.), Haris Tabakovic (30) von Zweitligist Hertha BSC Berlin (5 Mio.), Robin Hranac (24) von Viktoria Pilsen (8 Mio.) und schließlich Valentin Gendrey (24) von US Lecce (10 Mio.). Von Sparpolitik ist keine Spur, die Kraichgauer haben durch ihre Sommer-Investitionsoffensive von über 50 Mio. Euro für großes Staunen gesorgt. Nie zuvor hatten die Blau-Weißen innerhalb eines Sommertransferfensters so hohe Ausgaben verbucht.

„In bin selbst überrascht, dass der Verein so viel Geld in die Hand genommen hat“

TSG-Coach Pellegrino Matarazzo zur hohen Investion für Neuzugänge

Auch TSG-Cheftrainer Pellegrino Matarazzo war über das hohe Investionsvolumen überrascht: „In bin selbst überrascht, dass der Verein so viel Geld in die Hand genommen hat. Im modernen Profifußball und zu so einem späten Zeitpunkt ist es inzwischen normal, dass hohe Ablösen üblich sind.“

Frank Kramer, der übergangsweise die Rosen-Nachfolge begleitet, konnte in den vergangenen Tagen einige Neuzugänge präsentieren

15 Mio. Euro Defizit

Nach den Verkäufen von Maximilian Beier nach Dortmund (28,5 Mio.), Julian Justvan nach Nürnberg (1 Mio.) sowie Nachzahlungen aus dem Verkauf von Georginio Rutter (6 Mio.) belaufen sich die Einnahmen auf 35,5 Millionen. Nach aktuellem Stand ist das ein deutliches Defizit von 15 Millionen Euro.

Integration benötigt ihre Zeit

Trainer Matarazzo, der bereits vor Wochen schon eine qualitative und umfangreiche Kadervergrößerung gefordert hat, ist jetzt nach der Umsetzung zwar erfreut, muss nun aber die schwierige Aufgabe bewältigen und die Neuen innerhalb kürzester Zeit ins Team integrieren. Zur Eingewöhnungsdauer sagte er: „Das kann man nicht in einem klaren Zeitfenster definieren. Das hängt vom jeweiligen Spieler ab. Wenn man zum Ende des Transferfensters einen oder zwei Spieler integrieren muss, ist es einfacher als wenn es vier oder fünf sind. Die Integration wird also definitiv Zeit benötigen. Es gibt ein paar Spieler, die auch die Bundesliga noch nicht kennen. Sie müssen sich akklimatisieren.“

Florian Grillitsch (Mitte) setzt sich energisch im Mittelfeld gegen seinen Kieler Gegenspieler durch

Mühevoller, aber erfolgreicher Saisonauftakt

Nach dem mühevollen Sieg in der ersten DFB-Pokalrunde bei den Würzburger Kickers (5:3 n. E.) und dem knappen 3:2-Heimsieg beim Ligaauftakt gegen Aufsteiger Holstein Kiel haben die Kraichgauer Selbstvertrauen getankt. „Vor allem die erste Hälfte gegen Kiel hat gezeigt, dass unser Offensivspiel und die Offensivstruktur eine unserer Stärken ist. Auch unsere Variabilität im Aufbauspiel gehört dazu. Das wollen wir auch am Samstag in Frankfurt zeigen,“ sagte Matarazzo bei der Spieltagspressekonferenz zur aktuellen Verfassung.

Mergim Berisha (li.) feierte nach langer Verletzungspause gegen Kiel sein Bundesliga-Comeback

Schlechte Bilanz gegen die Hessen

Im ersten Saisonauswärtsspiel am Samstag (15:30 Uhr) beim hessischen Nachbarn Eintracht Frankfurt hat es die TSG gleich mit einem äußerst unbequemen und ungeliebtem Gegner zu tun, gegen den man sich in den vergangenen Jahren sehr schwer tat. Seit der Saison 2018/19 gewannen die Adler-Träger neun der zwölf Bundesligaspiele gegen die Gäste aus Nordbaden. Zudem gewann die TSG keines der jüngsten acht Auswärtsspiele im ehemaligen Waldstadion, bei keinem anderen Verein in der Bundesliga wartet die TSG länger auf einen Sieg.

„Es ist eine geile Herausforderung“

Matarazzo zum nächsten Gegner Frankfurt

Trainer Matarazzo weiß um die Schwere der Aufgabe, bei der 1.250 TSG-Fans seine Mannschaft unterstützen werden: „Es ist eine geile Herausforderung. Frankfurt ist eine gute Mannschaft mit viel Offensivqualitäten. Das Stadion ist heiß und auch in der Lage, die Mannschaft nach vorn zu peitschen. Um dort zu bestehen, geht es vor allem um unsere Geschlossenheit.“ Trotz der 0:2-Auftaktniederlage in Dortmund lieferten die Hessen eine gute Leistung. Matarzzo: „Ihr Spiel in Dortmund war sehr ausgeglichen. Die Frankfurter haben sich sehr sinnvoll verstärkt, sie haben eine Mannschaft mit Wucht und Qualität. Sie wollen definitiv angreifen.“

Hoffenheims Mittelfeldspieler Grischa Prömel (li.) im Duell mit Frankfurts Hugo Larsson

Sieben Neuzugänge

Die SGE hat sich deutlich verstärkt und mit Arthur Theate (Abwehr, Stade Rennes, Leihe mit Kaufoption), Rasmus Kristensen(Abwehr, Leeds United, Leihe), Aurele Amenda (Abwehr, BSC Young Boys), Nathaniel Brown (Abwehr, 1. FC Nürnberg), Oscar Höjlund (Mittelfeld, FC Kopenhagen), Krisztian Lisztes (Sturm, Ferencvaros Budapest) und Can Uzun (Sturm, 1. FC Nürnberg) sieben Neue an Land gezogen.

Kramaric mit außergewöhnlichem Lauf

Hoffnungen auf einen Auswärtsdreier macht bei den Hoffenheimern der positive Lauf ihres Top-Torjägers Andrej Kramaric. Saisonübergreifend erzielte der 33-jährige gebürtige Zagreber in den letzten acht Ligaspielen zehn Treffer. Dabei erzielte der Kroate am 34. Spieltag der letzten Saison und am 1. Spieltag dieser Saison jeweils drei Tore.

Hoffenheims Torjäger Andrej Kramaric lässt sich für seine drei Saisonauftakttore gegen Kiel von den Fans feiern.

Duell zweier Europa-League-Teilnehmer

Frankfurt und Hoffenheim beendeten die vergangene Saison mit 47 respektive 46 Punkten auf dem 6. und 7. Tabellenplatz und blicken am morgigen Freitag (13 Uhr) mit großer Spannung auf die Gruppenauslosung für die Europa League. Die Vorfreude ist nicht nur beim TSG-Coach groß: „Es ist spannend, auf viele verschiedene Gegner zu treffen. Die Vorfreude auf die Auslosung ist groß. Wir haben Mittagessen um 12:30 Uhr und werden es dann mit allen gemeinsam um 13:00 Uhr anschauen. Da kribbelt es schon, wir freuen uns drauf.“

Aufmunterung von TSG-Coach Pellegrino Matarazzo an seine Spieler

Personell gilt es einige zu ersetzen

Neben den Langzeitverletzten Ozan Kabak, Ihlas Bebou, David Jurasek und Finn Becker fehlen in der Bankenmetropole am Samstagnachmittag Umut Tohumcu und womöglich noch Tom Bischof. Wer alles von den Neuzugängen bereits ein Kandidat für die Startformation ist, wollte der Hoffe-Trainer im Vorfeld nicht verraten.

Für einen Auswärtssieg muss alles passen

Mit einem Auswärtssieg könnten sich die Blau-Weißen eine glänzende Ausgangsposition vor der bevorstehenden Länderspielpause schaffen. Doch um dies auch in die Tat umzusetzen, bedarf es einer deutlichen Leistungssteierung gegenüber den ersten beiden Pflichtspielen. Frankfurt wird mit seinen heißblütigen und lautstarken Fans im Rücken den Hoffenheimern alles abverlangen. Nur wenn die TSG dem Druck des Gegners stand hält, Defensiv wenig zulässt und in der Offensive, die sich bietenden Chancen nutzt, ist ein Ende der Negativserie in Frankfurt möglich. Dafür muss aber auch alles passen!

Fotos: Kraichgaufoto

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