Das sollte man über den neuen TSG-Coach wissen

Was ist der Neue für ein Typ?

Julian Nagelsmann war sicherlich sehr überrascht, als ihn die Nachricht erreichte, dass er seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer beim DFB vorerst unterbrechen und stattdessen die TSG Hoffenheim vor dem Abstieg retten soll. Der 28-Jährige rückt, nach dem überraschenden Rücktritt von Huub Stevens, früher als geplant ins Bundesliga-Rampenlicht. Am Donnerstag hat er offiziell seinen Job als jüngster Profitrainer der Bundesliga angetreten. Und er überraschte gleich mit einem Geheimtraining in der Sinsheimer WIRSOL Rhein-Neckar-Arena. Der Neue, aus dem eigenen Trainernachwuchs, ist ein besonderer, vor allem sehr ehrgeiziger Typ. Hier sind einige Dinge über ihn aufgeführt, die man wissen sollte:

Seine fußballerische Karriere
Die Laufbahn als aktiver Fußballer endete früh. Nach seiner Ausbildung in den Nachwuchsabteilungen des FC Augsburg und des TSV 1860 München kam er zur Saison 2006/07 in die Reserve der Löwen, für die er aufgrund von Verletzungen jedoch kein Pflichtspiel absolvierte. Auch nach seiner anschließenden Rückkehr zur zweiten Mannschaft des FC Augsburg blieb ihm das Verletzungspech treu. In Folge einer Knie-Operation diagnostizierten die Ärzte bei ihm einen Knorpelschaden, weshalb er sich im Alter von 20 Jahren für das Karriereende als Fußballer entschied.

Thomas Tuchel holte ihn erstmals in den Trainerstab
Frustriert über das frühe Karriereende, wollte Nagelsmann zunächst Abstand vom Fußball gewinnen. Allerdings hatte er noch einen gültigen Vertrag beim FC Augsburg, was seinen damaligen Trainer Thomas Tuchel dazu veranlasste, ihn im Trainerstab für die Gegner-Beobachtung einzuspannen. Ein entscheidender Einschnitt in Nagelsmanns Leben, der fortan Energie und Ehrgeiz in die Ausbildung als Trainer investierte. „In dem Jahr unter ihm habe ich enorm viel gelernt. Tuchel hat viel zu meiner Berufswahl beigetragen“, sagte Nagelsmann in einem Interview über den heutigen Trainer von Borussia Dortmund.

Traineramt in Hoffenheim
Zur Saison 2010/11 wechselte Nagelsmann, der zuvor als Co-Trainer der U17 des TSV 1860 München gearbeitet hatte, zur TSG Hoffenheim. Dort arbeitete er zunächst in verschiedenen Funktionen im Jugendbereich und später für einige Zeit als Co-Trainer der Profis. Ab der Saison 2013/14 trainierte er schließlich die U19 des Clubs und wurde mit seinem Team auf Anhieb Deutscher U19-Meister – und das mit 26 Jahren als jüngster U19-Meistertrainer der Geschichte. Nach seiner Beförderung zum Coach der Profis ist er nun mit 28 Jahren auch der jüngste Bundesliga-Cheftrainer der Geschichte.

Dietmar Hopp verhinderte den Wechsel zum FC Bayern München
Zu Saisonbeginn deutete sich ein Wechsel zum Rekordmeister FC Bayern an. Der U19-Trainer wurde bereits als Nachfolger von Heiko Herrlich als neuer U17-Nachwuchstrainer der Münchner gehandelt. Uli Hoeness und Matthias Sammer, die sehr engagiert und zielorientiert an Veränderungen im Bayern-Nachwuchsbereich basteln, sahen in Nagelsmann einen wichtigen Baustein in der neuen Umstrukturierung. Ihnen blieb seine qualitativ hochgelobte Arbeit nicht verborgen. Das Angebot des deutschen Rekordmeisters war für Nagelsmann sehr verlockend, eine große Herausforderung. Auf höchster Ebene waren beide Vereine im intensiven Austausch. Der Wechsel scheiterte schließlich am Veto von Dietmar Hopp, der telefonisch seinem Freund Uli eine Absage erteilte und auf den bestehenden Vertrag verwies. Hopp: „Es ist durchaus möglich, dass Julian in unabsehbarer Zeit bei uns zum Bundesliga-Trainer befördert wird. Eine reizvolle und große Chance für ihn, die er womöglich beim FC Bayern nicht bekommt.“ Wie sich einige Monate später bewahrheitete, sollte Hopp Recht behalten.

Pep Guardiola ist das große Vorbild
Als Vorbild nennt er Bayern-Coach Pep Guardiola. Besonders imponiert ihm an dem Spanier dessen Auftreten, Kleidung und wie er gegnerische Trainer oder Schiedsrichter begrüßt – alles sehr stilvoll. Nagelsmann hat schon einiges von seinem großen Vorbild übernommen, möchte jede Sekunde seine Mannschaft besser machen, treibt sie lautstark an der Seitenauslinie, selbst bei einer deutlichen Führung, weiter an. Der neue TSG-Coach gilt zudem als äußerst akribisch, weshalb ihn Tim Wiese in Anspielung auf Jose Mourinho einst als „Baby-Mourinho“ bezeichnete.

A-Lizenz mit Note 1,0
Noch während seiner Zeit als aktiver Fußballer studierte Nagelsmann nebenbei Betriebswirtschaftslehre (BWL). „Ich habe jedoch schnell gemerkt, dass das nicht unbedingt meine Welt ist“, sagte in einem Interview. In der Trainer-Ausbildung erwies er sich bis dato jedoch als Musterschüler. Während er 2013 als Co-Trainer unter Frank Kramer, Marco Kurz und Markus Gisdol mitten im Abstiegskampf mit den Profis steckte, erwarb er seine A-Lizenz mit der Note 1,0. Privat, abseits des Fußballs, ist der einjährige Sohn Maximilian eine willkommende Abwechslung.

Foto: Kraichgaufoto

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