Bewahrt der neue Coach Sandhausen vor dem Tabellenkeller?

War die Erwartungshaltung zu groß?

Der Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga wurde beim SV Sandhausen vor Saisonbeginn als ehrgeiziges Ziel ausgegeben. SVS-Sportdirektor Matthias Imhof betonte auch, „dass es bei 26 Ab- und 21 Zugängen anfangs holprig werden kann“, doch die zweifelsohne ernüchternde Bilanz von jeweils vier Siegen, Remis und Niederlagen nach zwölf Drittliga-Spieltagen reichte den Verantwortlichen Imhof und Präsident Jürgen Machmeier nicht aus.

Trainer-Schleudersitz am Hardtwald

Mit dem jungen und im Profibereich unerfahrenen Trainer Danny Galm, den man als Wunschlösung ansah, musste der sechste Trainer innerhalb der letzten drei Jahre den Schleudersitz am Hardtwald früh in der Saison verlassen. Eine fragwürdige Entscheidung, schließlich konnte man nicht von ausgehen, dass man mit einem unerfahrenen Trainer und einem umgekrempelten Kader die Liga dominieren würde.

Das Vertrauen in die Erfahrung

Bereits am Montag stand mit dem 52-jährigen Jens Keller der neue Coach fest, der eine große Erfahrung aufweisen kann und in seinen erfolgreichsten Zeiten als Trainer mit dem FC Schalke 04 ins Champions-League-Achtelfinale einzog und mit den Gelsenkirchenern in der Saison 2012/13 den dritten Platz in der Bundesliga belegte. „Wir sind davon überzeugt, dass uns Jens Keller auf einen erfolgreichen Weg führen wird“, so Imhof.

„Ein Highlight ist, wenn du auf Schalke Trainer bist und gegen Dortmund gewinnst!“

Jens Keller

Seinen Einstand auf der Trainerbank wird Keller am Samstag geben, wenn der SVS um 14 Uhr im Auswärtsspiel des 13. Drittliga-Spieltags bei der Zweiten Mannschaft des Deutschen Vizemeisters Borussia Dortmund gastiert. Der Zufall wollte es so, über seine Karrierehighlights sagt Keller: „Ein Highlight ist, wenn du auf Schalke Trainer bist und gegen Dortmund gewinnst“.

Rouwen Hennings (Mitte) erzielt gegen den SC Verl das Tor zum 1:2

Abstand nach unten deutlich geringer

Keller wird mit Druck umgehen müssen und die Aufgabe haben, aus zweitligaerfahrenen Spielern wie Hennings, Knipping oder dem noch verletzten Zander und mehreren jüngeren Akteuren ein noch schlagkräftigeres Team zu formen. Dabei gilt es im besten Falle den Rückstand von neun Punkten auf Rang 2 und bereits zwölf Punkten zum Tabellenführer aus Dresden zu verringern, wenngleich aktuell der Vorsprung zu Rang 17 nur vier Punkte beträgt.

Enttäuschter Blick bei Stürmer David Otto

Fehlende Heimstärke und zunehmende Verunsicherung

Nun war unter Galm mit Sicherheit nicht alles schlecht, doch auch zuletzt beim 2:2 gegen Verl konnte nicht die erhoffte Dominanz aufgebaut werden und so blieb man im vierten Heimspiel in Folge sieglos. Dem sichtlich verunsicherten Mittelfeldspieler El-Zein unterlief nach seiner Einwechslung der zweite folgenschwere Patzer in der Saison, und so wurde er eine Viertelstunde nach seiner Einwechslung wieder ausgewechselt.

Nikolai Rehnen gibt an seine Vorderleute Anweisungen

Deutlich mehr Erfahrung

Bei einem Durchschnittsalter von 25,11 Jahren ist der Kader des SVS vor der Saison einer deutlichen Verjüngungskur unterzogen worden, weist aber natürlich relativ viel Erfahrung im Vergleich zur U23 von Borussia Dortmund bei einem Durchschnittsalter von 21,88 Jahren und damit dem jüngsten Kader der Liga auf. Nachdem die Dortmunder sich in der vergangenen Saison lange Zeit noch in Abstiegsgefilden befanden, liegt der Fokus von Trainer Jan Zimmermann und seinem Team darauf, frühzeitiger den Ligaverbleib zu sichern.

Max Geschwill in Aktion

Platz 4 überraschend

Nach den Abgängen des erfolgreichsten Stürmers Njinmah zu Werder Bremen oder Rothe nach Kiel überrascht der Nachwuchs des BVB im bisherigen Saisonverlauf mit dem vierten Platz. Mit Standardexperte Göbel vom FSV Zwickau, einem der wenigen erfahrenen Spieler im Kader und Hettwer vom MSV Duisburg, der sich mit jeweils vier Toren und vier Torvorlagen gleich zum Topscorer des Teams gemausert hat, schlugen Neuzugänge ein.

Relativ ausgeglichene Heimbilanz

Im heimischen Stadion Rote Erde, dem historischen Nebenplatz des Westfalenstadions, ist die Bilanz bei drei Siegen, einem Remis und zwei Niederlagen relativ ausgeglichen, auswärts gewannen die Westfalen zuletzt dank der überragenden Pohlmann und Falko Michel, der aus 30 Metern traf, mit 3:1 bei Waldhof Mannheim. Stürmer Elongo-Yombo sah in Mannheim kurz vor Spielende die Gelb-Rote Karte und ist gesperrt, mit Butler fehlt ein zweiter Angreifer wegen einer Bänderverletzung. Doch die Westfalen können aus einem Pool an Talenten schöpfen, Besong überzeugte bisher mit fünf Scorerpunkten und könnte zum Einsatz kommen.

Sandhausens Livan Burcu beim Kopfballduell

Mögliche Aufstellungen:

Borussia Dortmund II: Lotka – Göbel, Papadopoulos, Blank, Guille Bueno – Eberwein, Pfanne, Pohlmann – Hettwer, Besong, Michel

SV Sandhausen: Rehnen – Ehlich, Geschwill, Knipping, Weik – Fuchs, Mühling – Stolze, Hennings, Burcu – Otto

AM
Fotos: foto2press

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