„Bin für viele lange unter dem Radar geflogen“

Lukas Rupp findet Spaß beim Kicken in einem starken TSG-Team

Fußballprofi Lukas Rupp wechselte zur neuen Bundesliga-Saison 2016/17 vom VfB Stuttgart zu 1899 Hoffenheim. Der Mittelfeldspieler war bei elf Torbeteiligungen (fünf Treffer, sechs Vorlagen) einer der wenigen Lichtblicke in einer eher trüben Saison der Bad Cannstatter, die mit dem bitteren Abstieg in die zweite Liga endete. Der 25-Jährige unterschreibt in Hoffenheim einen bis 30. Juni 2020 datierten Vertrag. Angeblich sollen sich beide Vereine auf ein Paket verständigt haben, das den Schwaben am Ende, inklusive Bonuszahlungen, rund sechs Millionen Euro bringen dürfte. Der Weinheimer erzielte in 100 Erstligaspielen elf Treffer und hat sich auf Anhieb einen Stammplatz bei den Kraichgauer gesichert. bwa-sport.de sprach mit dem 1899-Neuzugang:

Unter allen TSG-Profis sind Sie derjenige, dessen Geburtsort am nächsten an Hoffenheim liegt. Überrascht?
Lukas Rupp:
Gute Frage. Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ist das so? Wir haben viele Spieler aus ganz Deutschland und der Welt. Von Heidelberg nach Hoffenheim ist es ja nicht so weit. Also kommt das dann doch nicht so überraschend.

„Es laufen nicht alle Karrieren nach einem festen Muster“

Über Weinheim, Karlsruhe, Mönchengladbach, Paderborn und Stuttgart kamen Sie zu Saisonbeginn nach Hoffenheim. Woran lag es, dass Ihr Talent in der Heimat nicht früher erkannt wurde?
Rupp:
Ich glaube, ich bin für viele lange etwas unter dem Radar geflogen und als junger Spieler bekommt man Angebote und trifft Entscheidungen. Es laufen nicht alle Karrieren nach einem festen Muster. Ich bin froh, jetzt bei der TSG zu sein. Ich fühle mich wohl und bin Teil eines starken Teams, in dem das Kicken viel Spaß macht.

Beim Stuttgarter 5:1 Erfolg vor sieben Monaten steuerten Sie gegen die TSG einen Treffer bei. Damals unvorstellbar, dass der VfB noch absteigen und Sie zum damals Vorletzten in den Kraichgau wechseln würden.
Rupp:
Was soll ich dazu sagen? Damals sah es für die TSG nicht unbedingt gut aus, für den VfB nach diesem Sieg dagegen schon. Aber so ist der Fußball – schnelllebig. Das wissen wir alle. Es kann schnell nach oben oder nach unten gehen.

Sie gelten als laufstark und technisch versierten Mittelfeldspieler. Wer hat Sie bislang sportlich am meisten geprägt?
Rupp:
Viele Einflüsse, viele Menschen, viele Dinge. Einen oder etwas herauszupicken würde den anderen nicht gerecht werden. Ich bin allen dankbar, die mich auf meinem Weg begleitet haben. Sie haben geholfen, mich zu dem zu machen, der ich heute bin.

„Hoffenheim hat sich durch seine akribische Jugendarbeit bundesweit einen Namen gemacht

Aus der Erfahrung von 100 Bundesligaeinsätzen, welchen Stellenwert nimmt Ihrer Meinung 1899 in der 1. Liga ein?
Rupp:
Letztes Jahr war es richtig eng, 2012/13 auch schon mal. Aber im neunten Jahr in der Liga kann man sicherlich davon sprechen, dass die TSG ein etablierter Klub, ein fester Bestandteil der Bundesliga ist, der sich in Deutschland mittlerweile einen Namen durch seine akribische Jugendarbeit macht. Die Durchlässigkeit von den Jugendmannschaften zu den Profis ist hier gegeben.

Sie haben sich auf Anhieb einen Stammplatz erkämpft. Kommt Ihnen die Spielweise unter Trainer Nagelsmann besonders entgegen?
Rupp:
Ich denke, Julian Nagelsmann und Alexander Rosen haben mich vor der Saison dazu geholt, weil sie gedacht haben, dass es passen könnte. Ich bringe mich immer voll ein, gehe viele Wege und erledige viel Arbeit in hohem Tempo. Das sind Attribute, die man unserem Spiel generell zuschreiben kann. Dennoch muss ich immer weiter Gas geben. Wir haben eine starke, ausgeglichene Mannschaft und jeder kann mal auf der Bank oder auch auf der Tribüne landen. Als Profi muss man das dann hin- und aufnehmen und noch eine Schippe drauflegen.

„Könnten noch mehr Punkte auf dem Konto haben

Hoffenheim ist nach sechs Spieltagen noch ungeschlagen. Was zeichnet die Mannschaft in dieser Saison aus?
Rupp:
Ich glaube, es ist viel zu früh zu sagen, dass uns etwas Bestimmtes auszeichnet. Wir haben einen ordentlichen Start hingelegt, könnten aber auch noch mehr Punkte auf dem Konto haben. Ich denke da vor allem an das Spiel in Darmstadt. Wir haben viel Arbeit vor uns.

Wo ist das Team noch anfällig bzw. was gilt es zu verbessern?
Rupp:
Vor allem in den ersten Spielen waren wir in der Defensive nicht so stabil, wie wir uns das gewünscht haben. Das lag nicht an der Abwehr, sondern am ganzen Team. Auf diesem Gebiet haben wir uns verbessert. Zuletzt haben wir unsere Chancen nicht so konsequent genutzt, wie wir das gerne würden. Grundsätzlich gilt, es gibt auf allen Gebieten Luft nach oben.

„Wir müssen immer liefern“

Zwischen zwei Länderspielpausen heißen die Gegner Freiburg, Leverkusen, Köln, Berlin und München. Ein schweres Herbstprogramm.
Rupp:
In der Bundesliga genau wie im DFB-Pokal gegen Köln gibt es keine leichten Spiele. Was nach Floskel klingt, ist nichts anderes als die Wahrheit. Natürlich ist es in Leverkusen oder in München noch ein bisschen schwerer als zuhause gegen Freiburg. Aber es gilt: wir müssen immer liefern. Wenn man als Mannschaft in der Liga auch nur einen Millimeter nachgibt, ein Prozent weniger abruft, dann reicht es nicht. Das ist unser Ansatz. Wir wollen immer unsere beste Leistung abrufen, ab und zu über uns hinauswachsen und dann sehen, wohin das führt.

Fotos: Kraichgaufoto

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