Bringt Magath die „Alte Dame“ gegen Hoffenheim wieder zum Laufen?

TSG gastiert bei Lieblingsgegner Hertha BSC Berlin

Das begeisternde Offensivspektakel zwischen der TSG Hoffenheim und dem FC Bayern München am vergangenen Spieltag war große Werbung für den Bundesligafußball. Auch TSG-Coach Sebastian Hoeneß kam danach ins Schwärmen: „Wir haben das Herz in die Hand genommen und den Zuschauern ein Spektakel geboten.“ Während sich die Gastgeber beim 1:1-Unentschieden über den Punktgewinn freuen konnten, haderten die Münchner über ihre Chancenverwertung. Immer wieder scheiterten sie am alles überragenden TSG-Keeper Oliver Baumann.

Baumgartner in Top-Form

Treffsicher präsentiert sich zuletzt vor allem Christoph Baumgartner, der in den letzten beiden Heimspielen gegen Stuttgart und München drei Mal erfolgreich war. Für den Österreicher, der bisher auf sechs Saisontreffer kommt, hat sein Team einen tollen Spirit: Wir haben gegen die Bayern gesehen, was für ein tolles Team wir haben, was wir für einen großen Spirit in der Mannschaft haben: Jeder kämpft für den anderen.“

Andrej Kramaric ((Mitte), der der TSG längerfristig erhalten bleibt, enteilt seinem Berliner Gegenspieler Leckie

Die Hoffnung auf Kramaric-Tore

Bei seinem Teamkollegen Andrej Kramaric hofft man hingegen, dass auch er sich baldmöglichst wieder unter die Torschützen mischt. Der Kroate ließ auch gegen die Bayern einige hochkarätige Chancen ungenutzt - Chancen, die er normalerweise eiskalt verwertet. Der 30-jährige Vizeweltmeister selbstkritisch: „Ich hätte ein paar Tore erzielen können, aber auch die Bayern hatten zahlreiche Chancen.“ Für Kramaric, der für die Blau-Weißen bislang 101 Pflichtspieltreffer erzielte, war es ein wertvoller Punktgewinn:Die Partie hat gezeigt, dass wir mutig spielen und unsere Hoffenheimer Art, Fußball zu spielen durchziehen. Wir haben gegen eine der besten Mannschaften der Welt gespielt, da kann man auch mal mit einem Unentschieden zufrieden sein.“ 

Herthaner sind Lieblingsgegner 

Mit einem Remis dürften sich die Kraichgauer am kommenden Samstag im Auswärtsspiel bei Hertha BSC Berlin (Beginn 15.30 Uhr) mit Sicherheit nicht zufrieden geben. Beim abstiegsgefährdeten Hauptstadtklub zeigte sich die TSG in der Vergangenheit mit 22 Torerfolgen besonders treffsicher. Vor allem Kramaric trat dabei häufig in Erscheinung, indem er sieben seiner neun Tore gegen die Berliner im Olympiastadion erzielte. Die Herthaner haben sich zu seinem Lieblingsgegner entwickelt, denn gegen kein anderes Team traf er häufiger. Die TSG verlor nur eines der vergangenen zwölf Aufeinandertreffen (0:3 im Mai 2020), feierte seit 2016 acht Siege und drei Remis. Auch Hoeneß kann auf eine positive Bilanz zurückblicken, schließlich gewann er als Hoffe-Coach alle drei Duelle und das bei 7:1 Toren. Mit einem weiteren Sieg würden Hoeneß & Co., die seit nunmehr fünf Spieltagen (vier Siege, ein Unentschieden) ungeschlagen sind, ihren Vereinsrekord mit drei Auswärtserfolgen in Serie einstellen.

Gegner steht mit dem Rücken zur Wand

Hoeneß hofft, dass seine Spieler den nächsten Gegner auf keinen Fall unterschätzen: „Berlin war zuletzt nicht gut drauf, ist aber individuell sehr gut besetzt. Wenn sie das in die Spur bringen, wird es richtig gefährlich. Sie stehen mit dem Rücken zur Wand und haben den Trainer gewechselt. In vielen Spielen haben sie sich Chancen erspielt und hätten mehr Punkte einfahren können.“

Hoffenheims Nummer 1 Oliver Baumann präsentierte sich in den vergangenen Partien in ausgesprochener Top-Form. Die Bayern verzweifelten am letzten Spieltag mehrfach am TSG-Schlussmann.

Korkut musste Neuanfang weichen

Was können dem die in der Rückrunde noch sieglosen Berliner entgegenhalten? In der aktuellen Form ist ihnen wenig zuzutrauen. Nur einen mickrigen Punkt konnten sie seit der Winterpause in ihren fünf Heimspielen verbuchen. Dabei kassierten sie 18 Gegentreffer. Die Verantwortlichen haben daraufhin erneut reagiert und mit der Entlassung von Trainer Tayfun Korkut bereits den dritten Trainerwechsel der Saison vollzogen. Korkut hatte die Mannschaft erst am 14. Spieltag von Vorgänger Pal Dardai übernommen. Doch nur neun Punkte aus 13 Spielen waren Sportchef Fredi Bobic zu wenig. Dieser zieht in der aktuell prekären Situation auf Tabellenplatz 17 erneut die Reißleine und spielte seine letzte Trumpfkarte aus: „Wir setzen jetzt auf die positiven Effekte eines Neuanfangs.“

Die Hoffnungen ruhen jetzt auf Felix Magath

Die Hoffnungen in den noch ausstehenden acht Partien wieder aus der Abstiegsregion zu kommen ruhen nun auf Trainer Felix Magath. Der ehemalige Nationalspieler hat in der Vergangenheit schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass er als Feuerwehrmanndieser Aufgabe gewachsen ist. Bei seiner Antrittsrede machte er unmissverständlich klar, um was es ihm im Saisonendspurt geht: „Uns allen ist die aktuelle sportliche Situation bewusst und ich bin gerne bereit, Hertha BSC dabei zu helfen, das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Wichtig ist jetzt die volle Fokussierung von allen auf die verbleibenden acht Spiele.“ Es wird mit Sicherheit eine spannende Geschichte, ob der inzwischen 68-jährige Magath, der sowohl als Spieler als auch als Trainer viele Titel sammelte, weil er alles dem Erfolg unterordnete, den Herthanern die nötige Siegermentalität vermitteln kann, um dem drohenden Abstieg noch zu entrinnen.

"Müssen den Fokus auf uns richten"

Überrascht zeigte sich auch Hoeneß über den Trainerwechsel: „Ich war überrascht und habe damit nicht gerechnet. Unabhängig davon, wer der neue Trainer in Berlin ist, müssen wir den Fokus auf uns richten. Wir wissen nicht, wie er sein Team einstellt. Sein bislang letztes Bundesliga-Spiel ist bereits zehn Jahre her. Seine Mannschaften spielen sehr körperlich und intensiv. Wir erwarten sie etwas tiefer mit einem schnellen Umschaltspiel.“

Bicakcic wieder im Training

Erfreuliche Nachricht: Ermin Bicakcic trainierte in dieser Woche nach seiner langen Pause aufgrund eines Kreuzbandrisses erstmals wieder mit der Mannschaft. Weiterhin fehlen am Samstag Robert Skov, Fisnik Asllani, Sebastian Rudy und Chris Richards. Diadie Samassekou fehlt aufgrund seiner Gelbsperre aus dem Bayern-Spiel.“ Klar wünscht sich Hoeneß einen Sieg vor der bevorstehenden Länderspielpause: "Ein Sieg würde uns in eine richtig gute Position bringen vor dem Schlussspurt.“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, die Kraichgauer haben es nun selbst in der Hand hierfür zu sorgen. Mit einem Auswärtssieg wären sie weiter sehr gut im Rennen um einen Champions League-Platz.

Fotos: Kraichgaufoto

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