Das Überraschungsteam aus Paderborn gibt sein Gastspiel in Sinsheim

Richtungsweisende Woche in Bundesliga und DFB-Pokal für die TSG 1899 Hoffenheim
Am 9. Spieltag der Fußball-Bundesliga empfängt die TSG 1899 Hoffenheim am Samstag um 15:30 Uhr den SC Paderborn 07.
Der Aufsteiger hat sich vom selbsternannten „krassesten Außenseiter der Bundesliga-Geschichte“ sehr schnell zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten entwickelt. Aktuell rangiert der Neuling überraschend auf dem siebten Tabellenplatz, nur zwei Punkte hinter den Kraichgauern. Nach München (21) und Leverkusen (16) erzielten die Ostwestfalen mit 13 Toren die drittmeisten Liga-Treffer. Einen derart furiosen Einstand hatten selbst die kühnsten Optimisten nicht für möglich gehalten.
Ist Paderborn das neue Hoffenheim aus deren Aufstiegsjahr 2008/09? Wohl kaum, Gemeinsamkeiten gibt es wenige. Spielanlagen, Spielertypen, Infrastruktur und finanzielle Möglichkeiten sind sehr unterschiedlich. Das Team von Trainer André Breitenreiter hat sich zum Saisonziel den Klassenerhalt auf die Fahne geschrieben, das erste Bundesligajahr eher als Abenteurer erwartet. Viele belächelten den Sportclub  als Provinzclub ohne Perspektiven im Oberhaus. Das kleinste Bundesliga-Stadion mit 15.000 Plätzen, der niedrigste Etat mit 15 Millionen Euro, nur zwei Millionen für Neuzugänge und nur ein Profi mit Länderspielerfahrung (Alban Meha, sechs Mal für Albanien) waren gute Gründe für diese Wertschätzung. Immerhin hat sich der Mitgliederstand vom Mai nach dem Aufstieg von 1.800 auf aktuell 10.000 erhöht. Paderborn hat kein Trainingszentrum, trainiert auf einem Sportplatz in der Innenstadt und darf, aufgrund eines Lärmgutachtens, keine Abendspiele austragen.
Die jüngsten Erfolge mit drei Siegen und drei Unentschieden werden vom Verein realistisch und gelassen bewertet, an der Philosophie streng festgehalten. Als Königstransfer wurde für 700.000 Euro Moritz Stoppelkamp vom TSV 1860 München verpflichtet. Für großes Aufsehen sorgte die Verpflichtung von Süleyman Koc, der 2011 wegen einer Beteiligung an Raubüberfällen  zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde und nach elf Monaten in den offenen Vollzug kam. Im Dezember 2011 wurde er wegen guter Führung vorzeitig entlassen.
Die Blau-Schwarzen sind ein außergewöhnlicher Club, der weiß, dass es vielleicht keine zweite Chance in der Bundesliga geben wird, wenn die erste nicht genutzt wird.
Die Hoffenheimer, die Saisonübergreifend seit neun Spielen ungeschlagen sind und damit einen neuen Vereinsrekord aufstellten, werden mit Sicherheit nicht den Fehler begehen und den Gegner unterschätzen.
TSG-Trainer Markus Gisdol, der den aktuellen Tabellenstand eher als Momentaufnahme sieht, warnt vor aufkommender Euphorie. Für ihn ist die bevorstehende Woche, mit den beiden Heimspielen gegen Paderborn und am Mittwoch im DFB-Pokal gegen Zweitligist FSV Frankfurt, die schwierigste der Saison. Gisdol: „Respekt vor der bisherigen Leistung Paderborns. Sie haben eine richtig gute Mannschaft und zu Recht zwölf Punkte geholt.“
Dennoch, die Nordbadener gehen als Favorit ins Spiel, haben als Bayern-Verfolger einen tollen Lauf, sind taktisch sehr variabel und wirken spielerisch enorm weiterentwickelt. Auch dank einer soliden, disziplinierten Defensivarbeit, die es dem Gegner, im Gegensatz zur vergangenen Saison, schwer macht sich Tormöglichkeiten zu erspielen.
Trotz großem Konkurrenzkampf um die Stammplätze, ist die Stimmung im Kader außerordentlich gut. Tobias Strobl, zuletzt einer der konstantesten Defensivspieler: „Auf und außerhalb des Platzes verstehen wir uns sehr gut. Sicherlich mit ein Grund für unser bisheriges positives Abschneiden.“ 
Die nächsten drei Partien, innerhalb von acht Tagen, sind für den weiteren Saisonverlauf richtungsweisend. Mit einem Heimerfolg gegen Paderborn könnte man sich weit vorne in der Tabelle festsetzen, anschließend mit einer lösbaren  Pokalaufgabe gegen Frankfurt für das sportlich und finanziell lukrative Achtelfinale qualifizieren. Und danach geht es zum Verfolgerduell, der Spitzenpartie des 10. Spieltages, in den Gladbacher Borussia-Park. Spannende und sehr interessante Aufgaben, die den Kraichgauer bevorstehen.

Fotos: Kraichgaufoto

Sicherer Rückhalt: Keeper Oliver Baumann und Gisdols Fingerzeig: Zwei Siege werden in dieser Woche angestrebt

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