Der Re-Start in die Fußball-Bundesliga beim ersten Geisterspiel in Sinsheim ging für die TSG Hoffenheim mit 1:3 gegen Hertha BSC Berlin mächtig daneben. Die Ambitionen der Kraichgauer haben acht Spieltage vor Saisonende als Tabellenneunter bei vier Punkten Rückstand auf einen Europapokalplatz einen herben Dämpfer erlitten. Schuld daran ist vor allem die erschreckend schwache Heimbilanz mit deutlichen Ergebnissen: 0:3 gegen Freiburg, Gladbach und Berlin, 2:4 gegen Augsburg, 1:5 gegen Mainz und 0:6 gegen Bayern. Bei den bisherigen acht Heimniederlagen in 14 Partien gab es 34 Gegentore (aktueller Liga-Negativwert und schlechteste TSG-Bilanz seit der Bundesligazugehörigkeit), fünfmal dabei fielen mindestens drei Gegentreffer. Die TSG tut sich außergewöhnlich schwer daheim – ob mit oder ohne Zuschauer.
Das Vertrauen in die Auswärtsstärke
Mangelhafte Chancenverwertung und fehlende Stabilität in der Defensive
Auswärts hingegen läuft es deutlich besser: Bei fünf Siegen in zwölf Partien rangiert man in der Auswärtstabelle auf Platz 7 und verweist bei nur zwölf Gegentoren auf den besten Ligawert. Woran liegt´s? Auswärts spielt das Schreuder-Team deutlich defensiver, geht weniger Risiko und wartet geduldig auf Fehler des Gegners. Was gegen Berlin erneut deutlich zum Vorschein kam, ist die mangelhafte Chancenverwertung. In entscheidenden Spielphasen wird oft versäumt hochkarätige Tormöglichkeiten zu nutzen, um die Partie für sich zu wenden. Hingegen sorgen Unachtsamkeit und fehlende Konzentration dafür, dass Gegner sich dies zu ihrem Vorteil verschaffen. Trainer Schreuder sagte nach dem Hertha-Spiel: „Wir dominieren die Partie größtenteils und haben ein paar Chancen, um das 1:0 zu erzielen“ – aber am Ende hieß es 0:3. Für Torhüter Oliver Baumann, der mit einigen Paraden einen höheren Rückstand verhinderte, hat die letzte Niederlage deutliche Spuren hinterlassen und sich wie ein Dämpfer angefühlt: „Wir brechen dann einfach zu leicht weg, dann steht es relativ schnell 0:2. Fakt ist, dass wir zu viele Gegentore bekommen. Wenn man oben dranbleiben will, dann ist es entscheidend, gut zu verteidigen und so wenig Gegentore wie möglich zu bekommen.“
Auf der Suche nach der richtigen Formation
In der Defensive wurde zuletzt, auch verletzungsbedingt, häufig rotiert. Nachdem Havard Nordtveit aufgrund muskulärer Probleme passen musste, rückte Stefan Posch in die Startformation. Doch weder er noch Benjamin Hübner und Kevin Akpoguma (erwischte einen rabenschwarzen Tag gegen Hertha) wirkten vor dem fehlerlosen Baumann sattelfest. Gut möglich, dass jetzt Ermin Bicakcic wieder eine Einsatzchance bekommt.
Das Warten auf die Stürmer
In der Offensive hofft man hingegen auf eine baldige Genesung der torgefährlichen Stürmer Andrej Kramaric (absolvierte am Dienstag ein seinem Leistungsstand angepasstes Spezialtraining) und Sargis Adamyan. Erneut zeigte sich zuletzt, dass Ihlas Bebou, der gegen Hertha nach einem heftigen Zusammenprall zur Halbzeitpause ausgewechselt werden musste, kein Zentral- sondern eher ein Außenstürmer ist. Der Däne Robert Skov, der inzwischen vom Außenverteidiger zum Außenstürmer umfunktioniert wurde, zeigte auf seiner Lieblingsposition einige gute Ansätze. Die meiste Torgefahr ging vom jungen Österreicher Christoph Baumgärtner aus, der jedoch noch zu viele Chancen ungenutzt lässt. Gut möglich, dass sich Stürmer-Neuzugang Munas Dabbur beim Auswärtsspiel in Paderborn als Alternative anbietet. Der Israeli war am vergangenen Freitag erstmals Vater geworden und hatte die Quarantäne vor dem Heimspiel verlassen und die Partie dadurch verpasst.
Paderborns Hoffnung nach dem rettenden Strohhalm
Um nicht noch weiter ins Tabellenmittelfeld zurück zu rutschen, gilt es für die Schreuder-Truppe am Samstag (Beginn 15.30 Uhr) beim ersten Geisterspiel in der Benteler-Arena bei Schlusslicht Paderborn auf Sieg zu spielen. Dabei spricht für die Blau-Weißen eine makellose Bilanz: In den bisherigen fünf Pflichtspielen kassierte man noch keinen Gegentreffer gegen den SCP. Dennoch gilt es die Ostwestfalen auf keinen Fall zu unterschätzen, zumal diese trotz guter, ansprechender Leistungen einige Partien sehr unglücklich verloren haben. Der Neuling aus der Universitätsstadt mit seinen 150.000 Einwohnern hat sich jedoch noch nicht abgeschrieben und hofft den 6-Punkte-Rückstand auf den Relegationsplatz noch wettzumachen. Am letzten Spieltag versäumte es die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart, im direkten Kellerduell beim torlosen Remis bei Fortuna Düsseldorf den Abstand zu verringern. Im Hinspiel siegte die TSG nach einer starken ersten Hälfte, in der bereits nach 25 Spielminuten der 3:0-Endstand feststand, hochverdient. Die Treffer erzielten Robert Skov (2. Minute), Pavel Kaderabek (15.) und Jürgen Locadia (25.). Nach dem Abpfiff mussten sich jedoch Trainer und Mannschaft von Zuschauerseite Kritik für eine aus ihrer Sicht leidenschaftslose zweite Hälfte, als man einige Gänge zurückschaltete und im Verwaltungsmodus mit einer hohen Passquote von 95 Prozent den Vorsprung kontrolliert über die Zeit brachte, gefallen lassen.
TSG vor 200. Auswärtsspiel
Am Samstag bestreitet die TSG Hoffenheim seit dem Erstligaaufsteig 2008 in Paderborn ihr insgesamt 200. Auswärtsspiel in der Bundesliga. Die bisherige Bilanz auf des Gegners Platz kann mit einem Erfolg bei bislang 55 Siegen, 57 Remis und 87 Niederlagen etwas verbessert werden.
Fotos: Kraichgaufoto