Der unglaublichen Offensivwucht folgt nun die richtige Balance

1899-Manager Alexander Rosen über den außergewöhnlich guten Start der Hoffenheimer im Interview mit bwa-sport.de

Herr Rosen, wie stolz ist man, derzeit als direkter Verfolger der Bayern auf Platz zwei zu stehen?
Alexander Rosen: Natürlich macht es Spaß, auf die Tabelle zu blicken, doch in der Geschichte der Bundesliga ist schon sehr oft der Fehler gemacht worden, nach dem siebten Spieltag den Fokus auf die Tabelle zu legen. Früher oder später folgt meist die Ernüchterung. Wir haben uns in allen Phasen, ob es außerordentlich gut lief oder mal kritisch war, immer auf die inhaltliche Arbeit konzentriert. Wir wollen uns durch intensives Training und die Spiele weiterentwickeln und können erst im Mai 2015 die Resultate sehen.

Im letzten Heimspiel gegen Schalke 04 hat die Mannschaft ihre beste Saisonleistung an den Tag gelegt. Darauf lässt es sich doch aufbauen.
Auch wenn es überstrapaziert klingt, heißt unser großes Schlagwort „Balance“.  In der vergangenen Saison war es noch die „unglaubliche Offensivwucht“. Durch die vielen Gegentore haben wir uns darauf besonnen, eine defensive Balance zu kreieren. Durch die Auswahl der Neuzugänge und der Kaderverbreiterung haben wir uns vorgenommen, die Defensivstabilität als Grundlage zu haben, ohne die Offensivpower zu verlieren. Es ist ein anspruchsvoller Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist.

Was ist der größte Unterschied zur letzten Saison?
Wir verteidigen als Mannschaftsverbund viel konsequenter, wirken sicherer, strahlen eine gewisse Souveränität aus. Die Spieler entwickeln sich zunehmend. Gegen Schalke war zu erkennen, dass wir richtig gute und viele Umschaltaktionen nach vorne hatten, bei denen wir ein bis zwei Tore hätten mehr machen müssen.

Wie lautet Ihr Fazit nach dem siebten Spieltag?
Für uns ist es, was die Anzahl an erspielten Punkte betrifft, ein außergewöhnlich guter Start. Man darf nicht vergessen, dass wir ein Club sind, der erst im siebten Erstligajahr ist. Nach sieben Spieltagen schon 13 Punkte eingefahren zu haben, ist für uns  außergewöhnlich. Letzte Saison waren es nach 17 Spieltagen erst 18 Punkte. Wir sind erkennbar auf dem richtigen Weg, der aber noch lange nicht abgeschlossen ist.

Sie hatten bei den Neuverpflichtungen ein glückliches Händchen.
Bereits in den ersten Spielen konnten wir aufgrund von Verletzungen von der Kaderverbreitung profitieren. Auch in den Englischen Wochen hatten wir so die Möglichkeit zu rotieren. Der höhere Konkurrenzdruck im Kader ist zudem leistungsfördernd. Es ist schön zu sehen, dass die Ideen, die man hatte, nun auch greifen.

Besteht die Gefahr, dass einige Spieler nun etwas abheben?
Wenn es ein Anzeichen geben sollte, bin ich mir sicher, dass unser Trainer Markus Gisdol mit seinem feinen Gespür die notwendigen Schritte bzw. Vorkehrungen treffen wird. Wir haben eine ganz geerdete, charakterstarke Truppe, die sich auf und außerhalb des Platzes sehr gut versteht.

Glauben Sie nicht, dass die Gegner fortan Hoffenheim noch ernster nehmen als bisher?
Ich habe das Gefühl, dass wir im Laufe der letzten erfolgreichen Rückrunde schon wahrgenommen wurden. Ich glaube nicht, dass es noch Gegner gibt, die uns unterschätzen oder nicht wissen, was auf sie zukommt.

Ist damit zu rechnen, dass durch die sportlichen Erfolge auch das Zuschauerinteresse ansteigt?
Ich freue mich über jeden der kommt. Diejenigen, die in den letzten Monaten da waren, haben es selten bereut dabei gewesen zu sein. Sie haben entweder etwas sehr spektakuläres mit vielen Toren zu sehen bekommen oder weniger spektakulär, dafür etwas erfolgreicher. Ich appelliere immer an diejenigen, die da waren, dass sie es möglichst vielen erzählen und bei ihrem nächsten Besuch ein paar Bekannte mehr mitbringen.

Die Offensivkraft ist außergewöhnlich besetzt. Wo stufen Sie diese in der Bundesliga ein?
Das ist schwer zu beantworten. Ich weiß nur, dass unsere Offensive schwer zu stoppen ist. Wir haben Tempo, Spielwitz, Kreativität und Torgefahr aufzubieten. Dadurch sind wir für jeden Gegner schwer ausrechenbar.

Im Vorjahr brachte sich die Mannschaft durch späte Gegentreffer oft um den verdienten Lohn.
Die letzten Minuten schaue ich mir definitiv entspannter an, als in der Vorsaison. Wir wirken gefestigter, das Gefühl des Zitterns in der Schlussphase ist nicht mehr vorhanden.

Tarik Elyounoussi, Kevin Volland und Roberto Firmino bilden momentan ein magisches Dreieck mit besonders großer Torgefahr.
Magisches Dreieck ist ein großes Wort. Die genannten Spieler sind schwer auszurechnen und zu stoppen. Alle drei haben große Offensivpower und profitieren von exakten, präzisen, schnellen Zuspielen aus den hinteren Reihen nach Balleroberung.

Foto: BWA

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