DFB-Vize Zimmermann glaubt an ein Ende der TSG-Sieglosserie gegen Union Berlin
Im zweiten Heimspiel in Folge empfängt Fußball-Bundesligist TSG Hoffenheim am Samstagnachmittag (15:30 Uhr) in der Sinsheimer PreZero-Arena den Tabellenfünfzehnten Union Berlin. Nach sieben sieglosen Spielen in Folge ist die Unzufriedenheit und Enttäuschung bei den Kraichgauern verständlich. Nur ein Erfolgserlebnis aus den vergangenen zwölf Ligaspielen (neun Punkte) lassen die Sorgenfalten immer größer werden. Zwangsläufig nimmt die aufkeimende Trainerdiskussion um Pellegrino Matarazzo ständig zu. Immer mehr TSG-Fans machen in den Sozialen Netzwerken Stimmung gegen den Italo-Amerikaner und fordern dessen Rauswurf.
Das Remis hat die TSG weiter nach oben gebracht
Im Vorfeld des 22. Spieltages sprach bwa-sport.de mit dem 1. Vize-Präsidenten des Deutschen Fußballbundes Ronny Zimmermann, der des Öfteren bei den Hoffenheimer Heimspielen zu Gast ist. Der in Wiesloch beheimatete Rechtsanwalt sieht die Entwicklung der TSG mit gemischten Gefühlen: „Ich war zuletzt gegen Köln im Stadion und habe den Effzeh als gefährliche Mannschaft wahrgenommen, obwohl er fast keine Torchancen hatte. Man darf die Kölner nicht wegen ihres aktuellen Tabellenplatzes unterschätzen“. Auch wenn die Enttäuschung am Ende über das magere 1:1-Remis allgemein groß war, fand Zimmermann dennoch etwas Positives: „Der späte Ausgleich von Kramaric hat die TSG ein Stück weit näher nach oben gebracht. Der Abstand zum Siebten wurde auf einen Zähler verringert.“
„Es kann weiter nach oben, aber auch in die andere Richtung gehen„
DFB-Vize Ronny Zimmermann zur aktuellen Situation der TSG
Die Frage, wohin der weitere Weg der Nordbadener im letzten Saisondrittel führen wird, vermochte auch Zimmermann nicht vorherzusagen: „Meine Wahrnehmung ist die, dass für die Kraichgauer in dieser Saison alle Optionen gegeben sind: Es kann weiter nach oben, aber auch in die andere Richtung gehen. Es ist beides möglich. Die Bundesliga ist in dieser Saison eine ganz gefährliche Nummer, es ist keine schlechte Mannschaft dabei. Der Abstand zwischen Union Berlin auf Platz 15 und der TSG auf Rang 8 beträgt nur sechs Punkte. In dieser Liga ist noch alles drin.“
Zimmermann glaubt an einen Sieg gegen Union
Auch wenn der ehemalige Verbandsliga-Stürmer des VfB Wiesloch von der Hoffenheimer Ergebniskrise überrascht ist, sieht er darin einige Ursachen: „Die Chancenverwertung ist sehr ausbaufähig. Die Hoffenheimer bekamen es aber auch häufig mit Gegnern zu tun, die gerade in dieser Phase Erfolgserlebnisse hatten – sprich gerade ganz gut drauf waren. Dennoch bin ich sehr zuversichtlich, dass am Samstag endlich der Bann gebrochen wird und der achte Saisonsieg eingefahren wird.“
„Hoffenheim wird im Tabellenniemandsland, ohne Abstiegssorgen, landen„
Zimmermann Prognose zum Abschneiden der Hoffenheimer am Saisonende
Der 62-jährige Präsident des Badischen- und Süddeutschen Fußball-Verbandes sieht die Mannschaft personell gut aufgestellt, bemängelt aber die fehlende Konstanz im Spiel, die schon so manchen Punkt gekostet hat. Seine Prognose lautet daher: „Ich glaube, dass es in dieser Saison nicht zu einer internationalen Teilnahme reichen wird. Hoffenheim wird im Tabellenniemandsland, ohne Abstiegssorgen, landen.“
Deutlicher Zuschauerrückgang
Trotz Tabellenplatz 8 mit Tuchfühlung zu den internationalen Rängen wird der Unmut und die Enttäuschung der Fans immer größer, was sich auch am deutlichen Zuschauerrückgang bemerkbar macht. Die Blau-Weißen haben bei so manchem Stadionbesucher inzwischen an Kredit verloren, auch wenn die Leistungen oftmals stimmte. Was nicht stimmten waren die Ergebnisse, die aufgrund von Defensivschwächen, mangelhafter Chancenverwertung sowie Unkonzentriertheiten das Team oft um den verdienten Lohn brachten.
„WEnn der sportliche Erfolg ausbleibt, bleiben auch die Zuschauer weg“
TSG-Fan Reiner S. zum Zuschauerrückgang
Reiner S., Hoffe-Fan seit Zweitligazeiten und Fanclubmitglied, bringt es auf den Punkt: „Die Leute werden immer erfolgsverwöhnter. Sie begnügen sich nicht mehr mit durchschnittlichen Leistungen, sie wollen Erfolge – sprich Siege feiern. Und das ist bei der TSG momentan seit drei Monaten nicht mehr der Fall.“ Für den selbstständigen Schreinermeister ist der Zuschauerschwund nachvollziehbar: „Hoffenheim musste schon immer um jeden Zuschauer kämpfen. Unsere Region und die TSG haben im Gegensatz zu den großen Metropolen sowie den Traditionsvereinen schon immer Nachteile. Dies zeigt sich besonders jetzt, wenn mal der sportliche Erfolg ausbleibt. So mancher nicht eingefleischter Hoffe-Fan bleibt da eher zu Hause oder kommt nur, wenn es gegen die Top-Mannschaften geht.“
Der Knoten muss endlich platzen
Doch der Dauerkartenbesitzer ist zuversichtlich: „Ich bin mir sicher, dass sich dies wieder ändern wird, spätestens wenn endlich der Knoten platzt, das Selbstvertrauen wieder zurückkehrt und die Mannschaft erfolgreich spielt. Aber darauf warten wir leider schon viel zu lange.“
Torreiches Duell wird erwartet
Statistisch gesehen dürften die zu erwartenden höchstens 20.000 Zuschauer am Samstagnachmittag zur allgemein beliebten Bundesliga-Anspielzeit eine torreiche Partie geboten bekommen. In Sinsheim fielen bei allen bisherigen vier Duellen mindestens vier Treffer (4:0, 1:3, 2:2 und 4:2) – im Schnitt also sogar 4,5 Tore. Während die Köpenicker „An der Alten Försterei“ als besonders heimstark gelten, sind sie aktuell das auswärtsschwächste Team. Union holte nur fünf Zähler in der Fremde und ist seit zehn Ligaspielen auswärts sieglos.
Nach dem Trainerwechsel ging es aufwärts
Hoffnung, dass es sportlich wieder aufwärts geht, machen die beiden letzten Resultate in Mainz (1:1) und gegen Wolfsburg (1:0). Unter dem neuen Trainer Nenad Bjelica, der am 12. Spieltag die „Eisernen“ als Vorletzter mit nur sieben Punkten übernahm, holte der Hauptstadtklub aus den letzten neun Spielen 21 Punkte. Der Abstand zum direkten Abstiegsplatz 17 hat sich dadurch auf neun Punkte vergrößert.
Wiedersehen mit Volland und Vogt
Für Kevin Volland, der von 2012 bis 2016 bei der TSG unter Vertrag stand und in 132 Pflichtspielen 33 Tore erzielte, kommt es ebenso zur Rückkehr an die alte Wirkungsstätte wie für Kevin Vogt, der nach Vollands Wechsel nach Leverkusen von der anderen Rheinseite aus Köln zu den Kraichgauern stieß. Bis zu dessen Wechsel im Januar diesen Jahres zu den Köpenickern absolvierte er 193 Pflichtspiele im Blau-Weißen Dress, ohne dabei nur einen Pflichtspieltreffer zu erzielen. Der neue Berliner Abwehrorganisator suchte sich trotz laufenden Vertrages in Hoffenheim beim Berliner Erstligisten eine neue sportliche, wie auch finanzielle Herausforderung und dürfte gegen seine ehemaligen Mitspieler besonders motiviert sein.
Fotos: Kraichgaufoto