Nachdem die letzten Pressekonferenzen im Durchschnitt so bei einer Länge von zehn bis zwölf Minuten lagen, präsentierte sich Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin heute gut gelaunt und besonders redefreudig. Das lag zum einen an den vielen Fragen aus der Journalistenrunde, als auch am schönen Wetter. Nagelsmann genoss die Sonnenstrahlen im Trainingszentrum in Zuzenhausen mit der humorigen Anmerkung, dass der größte Unterschied zum Hinspiel in Berlin, dass die TSG unglücklich 0:1 verlor, am Wetter läge, denn es sei eher unwahrscheinlich, dass es am Samstagnachmittag in Sinsheim schneien würde.
Rudy, Bicakcic und möglicherweise Schwegler fehlen
Bis auf Ermin Bicakcic, der weiterhin an muskulären Problemen leidet, und den Gelbgesperrten Sebastian Rudy kann der TSG-Coach auf den gesamten Spielerkader zurückgreifen. Auch Kapitän Pirmin Schwegler ist seit dieser Woche im Mannschaftstraining, wobei sein Fitnesszustand noch nicht bei 100 Prozent ist und es daher eher unwahrscheinlich ist, dass er im Aufgebot steht.
„Berlin ist ein Spitzenteam – wir wollen eines werden„
Für Nagelsmann ist der Erfolg der Hauptstädter, als derzeit dritte Kraft hinter den beiden Führenden Bayern und Dortmund, nicht überraschend. Die Berliner bezeichnete er als gute Mannschaft mit guten Einzelspielern: „Sie haben einen Plan, stehen sehr kompakt und verteidigen vor allem in der eigenen Hälfte stark. Wir müssen an unsere Grenze gehen, um gegen dieses Team erfolgreich zu sein. Berlin ist ein Spitzenteam, wir wollen eines werden – das ist der größte Unterschied.“
Trainerkollege Pal Dardai kennt er zwar nicht persönlich, aber aus der Ferne betrachtet stuft er ihn als einen sehr emotionaler Typ ein, der die Mannschaft richtig anpackt.
Berlin auf dem falschen Fuß erwischen
Nagelsmann und sein Trainerteam haben bei den Berlinern auch einige Schwächen ausgemacht: „Darauf werden wir unseren Plan abstimmen. Wir werden versuchen, sie auf dem falschen Fuß zu erwischen. Ich erwarte ein enges Spiel“, sagte der TSG-Trainer. Seiner Mannschaft attestierte er in den vergangenen Wochen neu gewonnenes Selbstvertrauen und vor allem, dass sie Blut geleckt habe. „Die Spieler genießen es, zu gewinnen. Diesen Weg wollen wir weitergehen. Wichtig ist, dass wir auch in 50:50-Spielen etwas mitnehmen, in denen es fußballerisch nicht herausragend läuft. Auch das ist eine Entwicklung, die die Mannschaft gemacht hat“, blickt der 28-Jährige zurück. Sein Team sieht er in einem sehr fiten Zustand, der auf eine gute Arbeit während der Winterpause zurückzuführen ist. Laut Trainer sind die Grundlagen gut, die nötigen Körner vorhanden.
Dem Anspruchsdenken und Hype um „Nagelsmann-Tabelle“ entgegensteuern
Nochmals angesprochen auf das schöne Wetter und die etwa entspanntere Situation im Abstiegskampf sagte der TSG-Coach: „Wir sind weit davon entfernt, uns zurückzulehnen und die Sonne zu genießen. Die Liegestühle holen wir erst raus, wenn der Klassenerhalt sicher ist. Vorher nicht.“ Grundsätzlich möchte er einem aufkommenden Anspruchsdenken an die Mannschaft entgegensteuern. Auch den Hype um die sogenannte Nagelsmann-Tabelle ist ihm zu groß. Nagelsmann: „Ich bin sicher nicht der beste Trainer der Welt. Wir haben ein tolles Team um das Team herum und alle arbeiten hart, damit so eine Entwicklung wie zuletzt möglich ist. Dennoch muss man auf die Erwartungshaltung aufpassen – es ist klar, dass wir nicht nach Frankfurt fahren und so einfach gewinnen. Vor wenigen Wochen hat niemand dieser Mannschaft zugetraut, überhaupt unten rauszukommen.“
Etwas über 3.000 Tickets noch erhältlich
Bislang sind rund 27.000 Tickets für das drittletzte Saison-Heimspiel verkauft worden, 1.300 davon an den Gegner. Es ist abzuwarten, ob es, wie zuletzt gegen Köln, nochmals einen Run auf die letzten Karten gibt. Nach drei Heimsiegen in Folge und dem wichtigen Sieg in Frankfurt sollte dies eigentlich sehr wahrscheinlich sein.
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