Die Schlagdistanz zu Frankfurt verringern

Kraichgauer Sonntagsspezialisten treffen auf hessische Heimmacht

Zwei Siege in Folge nach zuvor acht sieglosen Bundesligapartien haben bei der TSG Hoffenheim wieder Hoffnungen auf eine Teilnahme am internationalen Wettbewerb geweckt. Nachdem die lange anhaltende Negativserie mit nur einem Dreier aus 14 Pflichtspielen bereits böse Erinnerungen an den nervigen Abstiegskampf der Vorsaison aufkommen ließ, ist nun Erleichterung an der Elsenz spürbar. Die Blicke gehen nach oben, in eine deutlich erfreulichere Richtung.

Europa im Visier

Bei vier Punkten Rückstand auf den Tabellensechsten Eintracht Frankfurt ist der Fernblick auf Europa wieder deutlich näher gerückt. Da passt es ganz gut ins Bild, dass man gerade jetzt, wo man neues Selbstvertrauen tankte, auf den direkten Tabellennachbarn trifft. Mit einem Sieg am Sonntag im ehemaligen Waldstadion und heutigem Deutsche Bank Park (Beginn: 17:30 Uhr) könnten die Blau-Weißen dem hessischen Nachbarn am 25. Spieltag ganz nah auf die Pelle rücken.

Matarazzo mit spezieller Zeichensprache an seine Spieler

„Wir sind eine Mannschaft, die sich nach oben orientiert“

TSG-Trainer Matarazzo zur weiteren Saisonausrichtung

TSG-Cheftrainer Pellegrino Matarazzo bremst zwar auf der einen Seite die wieder schnell aufkommende Euphorie („Grundsätzlich sollte man die Kirche im Dorf lassen“), macht aber gleichzeitig deutlich, dass man im letzten Saisonviertel noch einiges vorhat: „Wir sind eine Mannschaft, die sich nach oben orientiert. Es ist alles drin diese Saison und wir wollen mehr als zuletzt“. Der Italo-Amerikaner nimmt zugleich aber auch Druck von der Mannschaft, indem er den Blick in die Vergangenheit schweifen lässt: Man muss zunächst einmal schauen, wo wir herkommen. Vor einem Jahr waren wir zu diesem Zeitpunkt auf dem letzten Tabellenplatz. In den letzten 15 Bundesligajahren hat sich die TSG drei Mal für eine Europapokalteilnahme qualifiziert. Ein durchschnittlicher Platz war von 9 bis 11.“

Grillitsch war gegen Bremen des Öfteren ein genialer Passgeber in die Spitze

Anspruchsvolle Aufgaben stehen bevor

Um sich womöglich für eine vierte Europapokalsaison zu qualifizieren, gilt es zunächst, sich gegen die bevorstehenden und in der Tabelle weiter oben positionierten Gegner Frankfurt, Stuttgart und Leverkusen zu behaupten. Alles reizvolle, interessante und anspruchsvolle Aufgaben im Frühlingsmonat März.

„In Frankfurt wird es mit Sicherheit nicht einfach, doch wir fahren dort hin, um zu gewinnen“

TSG-Abwehrchef Grillitsch zur nächsten Aufgabe in Frankfurt

Einer, der zuletzt durch konstante Leistungen nach dem Winterwechsel von Kevin Vogt zu Union Berlin zum Dirigenten der mit 45 Gegentreffern anfälligen Defensive wurde, ist Florian Grillitsch. Der 28-jährige Filigrantechniker sieht sein Team nach den letzten beiden Erfolgen auf einem guten Weg: Die letzten Wochen waren nicht einfach für uns, wo wir viele Punkte liegen gelassen haben. Jetzt sind wir auf einem guten Weg. Klar gibt es auch noch ein paar Dinge, die wir besser machen können bzw. müssen.“ Der österreichische Nationalspieler blickt optimistisch und selbstbewusst auf die richtungsweisende, wichtige Partie im Frankfurter Stadtwald im Stadtteil Sachsenhausen: „In Frankfurt wird es mit Sicherheit nicht einfach, doch wir fahren dort hin, um zu gewinnen.“

Beier (re.) im Zweikampf mit dem Frankfurter Aurélio Buta

„Die letzten beiden Siege haben den Spaß und die Freude wieder zurückgebracht

Hoffenheims Torjäger Beier zur aktuellen Gemütslage

Mit großem Selbstbewusstsein ausgestattet ist auch – nicht zuletzt aufgrund seiner zwölf Saisontreffer – der 21-jährige Senkrechtstarter Maximilian Beier. Mit seinen beiden Doppelpacks zuletzt gegen Dortmund und Bremen trug der schnelle Stürmer maßgeblich zum sportlichem Umschwung der Kraichgauer bei. Für Beier war vor allem der Sieg in Dortmund ein entscheidender Faktor für ein Ende der Ergebniskrise: „So ein Sieg vor großer Kulisse macht schon etwas mit einem. Für alle in der Mannschaft war es ein Aufatmen, endlich mal gewonnen zu haben. Die letzten beiden Siege haben den Spaß und die Freude wieder zurückgebracht, alle sind viel freier.“ Dabei kam ihm auch die Spielweise des Gegners zugute, da er mehr Raum und Platz hatte, um seinen Turbo öfters zu zünden: „Dass wir gegen Dortmund und Bremen vorne mehr Freiräume hatten, kam mir aufgrund meiner Schnelligkeit sehr entgegen.“

Grund zum Jubeln gab es für die Hoffenheimer nach den Siegen gegen Dortmund und Bremen gleich zwei Mal in Folge

„Wir wollen bis zum Saisonende um Europa kämpfen“

Beier zum weiteren Saisonziel

Der Jungstar, der insgeheim auf eine Nominierung für die Europameisterschaft im eigenen Land hofft, wirkt in seinem Auftreten für sein Alter sehr selbstbewusst und selbstsicher. Dabei macht er keinen Hehl daraus, dass er sich als aktuell zweitbester deutscher Torjäger der Liga auch gerne auf der internationalen Bühne präsentieren möchte: „In Frankfurt wollen wir alles geben. Wir wollen bis zum Saisonende um Europa kämpfen und geben unser bestes dafür.“ Auf die Frage von bwa-sport.de, ob er sich einen dritten Doppelpack im dritten Sonntagsspiel in Folge vorstellen könne, erwiderte er cool und spontan: „Ja, hoffentlich – warum nicht“. Als er anschließend damit konfrontiert wurde, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann sich angeblich sehr über seine Tore gefreut hätte, entgegnete er mit einem Lächeln. „Schön, so etwas zu hören“.

Akpoguma (Mitte) in einer Szene aus dem Hinspiel mit konzentriertem Blick auf den Ball

Torreiche Duelle

Die Frankfurter waren zuletzt ein hartes Brett für die Nordbadener, die in den letzten elf Duellen acht Mal als Verlierer vom Platz gingen. Dabei ging es immer torreich zur Sache: In den letzten sechs Duellen fielen in der Summe 27 Tore, immer mindestens vier pro Partie. Während die auswärtsstarken Hoffenheimer im bisherigen Saisonverlauf sechs ihrer neun Siege in der Fremde feierten und seit sieben Bundesliga-Spielen an einem Sonntagstermin ungeschlagen sind, präsentierte sich das Team von Trainer Dino Toppmöller als äußerst heimstark.  Das Bundesliga-Gründungsmitglied, das zuletzt nur eines seiner letzten neun Bundesligaspiele verloren hat, kassierte saisonübergreifend in den zurückliegenden 21 Bundesliga-Heimspielen nur eine Niederlage (1:2 gegen Stuttgart).

Personalprobleme auf den Flügeln

Nach der fünften gelben Karte für Pavel Kaderabek und der gelb-roten Karte gegen Marius Bülter aus dem Werder-Spiel muss Trainer Matarazzo auf seine beiden Flügelspieler verzichten. Während auf der linken Seite sich für Bülter der tschechische Winterneuzugang David Jurasek oder der noch leicht angeschlagene Robert Skov anbieten, mangelt es auf Rechts an Alternativen. Falls Innenverteidiger Kevin Akpoguma seine Rückenprobleme rechtzeitig auskuriert hat, dürfte er wohl hier der erste Anwärter sein.

Pirmin Schwegler hofft auf den dritten TSG-Sieg in Folge

„Wir sind in einer guten Ausgangslage“

Hoffenheims Leiter für Lizenzfußball Schwegler

Für den Hoffenheimer Leiter für Lizenzfußball Pirmin Schwegler waren die ersten 20 Minuten gegen Bremen „das Beste, was wir in diesem Jahr gespielt haben“. Für den 36-jährigen Schweizer war es wichtig, trotz ausbleibender Erfolge ruhig zu bleiben und die Situation sachlich und unaufgeregt zu bewerten: „Nach der Ergebniskrise sind wir ruhig geblieben und haben immer darauf verwiesen, dass es auf die Leistung ankommt, dann kann es auch kippen.“ Schwegler sieht sein Team „in einer guten Ausgangslage“. Vor der Rückkehr an die ehemalige hessische Wirkungsstätte, wo er von 2009 bis 2014 insgesamt 128 Spiele mit sechs Toren für die Adler-Träger absolvierte, verwies er auf die Ausgeglichenheit in der Liga: „Man sieht wie eng es zwischen Platz 7 und 15 ist, deshalb tun uns die beiden letzten Siege extrem gut. Jetzt wollen wir in Frankfurt versuchen, den nächsten einzufahren.“ Selbstbewusste Worte, denen jetzt nur noch Taten folgen müssen!

Fotos: Kraichgaufoto

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