Ein Junioren-Weltmeister kämpft um seinen Stammplatz

Für Hoffenheims Argentinier David Abraham ist der bisherige Rückrundenverlauf von einem ständigen Auf und Ab geprägt. Nachdem er sich in der Vorrunde gegen die starke Konkurrenz im Team nicht durchsetzen konnte und nur zu zwei Einsätze kam, lief es in der Rückrunde etwas besser für ihn. Gegen Augsburg und Stuttgart stand er in jeweils in der Startformation.
Nach vier erfolgreichen Jahren beim FC Basel (drei Mal Meister, zwei Mal Pokalsieger), einem Jahr beim FC Getafe in Spanien wechselte er im Januar 2013 in den Kraichgau. Auf Anhieb erkämpfte er sich einen Stammplatz, bildete mit Niklas Süle ein gut harmonierendes und zuverlässiges Innenverteidigerpaar.
Die vielen Gegentreffer (70) der vergangenen Saison veranlasste die Verantwortlichen jedoch zum Handeln. Mit Ermin Bicakcic und Jin-Su Kim wurden neue Defensivspieler geholt, um der Hintermannschaft zusätzliche Stabilität zu verleihen.
Abraham, der 2005 mit Argentinien Junioren-Weltmeister wurde, wartete geduldig auf seine Chance, bot sich immer wieder durch gute Leistungen im Training an. Die Bewährungschance bekam er zum Rückrundenauftakt in Augsburg. Hier wäre ihm in der 92. Minute mit einem Kopfball beinahe der 2:2 Ausgleich geglückt. Im Gegenzug erzielte sein Gegenspieler den 3:1 Siegtreffer. Erfolg und Misserfolg lagen dicht beisammen.
In den folgenden Spielen gegen Bremen und Wolfsburg fand sich Abraham wieder auf der Ersatzbank. Nach der Rückkehr des Südkoreaners Kim vom Asia-Cup, auf die Außenverteidigerposition, rückte Tobias Strobl ins Abwehrzentrum. Nachdem Strobl gegen Stuttgart ausfiel, rückte Abraham wieder ins Team. Aufgrund seiner Offensivqualitäten, vor allem nach Standards, hatte er maßgeblichen Anteil am Führungstreffer. Sein abgefälschter Schuss verwertete Roberto Firmino im baden-württembergischen Derby zum 1:0.

Gegenüber bwa-sport.de äußerte sich Abraham zu seiner momentanen Situation: „Ich bin fit, habe eine gute Vorbereitung absolviert. Der Lohn waren meine Einsätze gegen Augsburg und Stuttgart.“
Dem 28-Jährigen ist bewusst, dass sich seine Situation im Vergleich zur Hinserie nicht sonderlich verändert hat, auch wenn mit Süle ein Konkurrent bis Sommer ausfällt: „Der Konkurrenzkampf ist sehr groß. Die Mannschaft hat in der Hinrunde sehr gut gespielt, die Hintermannschaft stand sehr gut. Da ist es für mich natürlich schwer, ins Team zu kommen. Stobl und Bicakcic haben einen tollen Job gemacht, mir blieb da nur die Rolle in der Wartestellung.“
Süle, Strobl, Bicakcic, Abraham und Vestergaard – Hoffenheim hatte in der Vorrunde fünf Innenverteidiger im Kader. In der Winterpause wurde mit Nicolai Rapp ein talentierter Nachwuchsspieler in den Profikader hochgezogen. Vestergaard wechselte daraufhin, aufgrund fehlender Perspektiven und Einsatzzeiten, nach Bremen.
Neun Gegentreffer aus vier Rückrundenspielen sind keineswegs ein Indiz für eine stabile Hintermannschaft. Abraham sieht hier jedoch kein reines Defensivproblem: „Es lief in der gesamten Mannschaft noch nicht rund. Diese Gründe hierfür können wir uns auch nicht erklären. Wir haben zuletzt im Training intensiv daran arbeiten, viel gesprochen, um wieder zurück in die Spur kommen. Der Erfolg gegen Stuttgart war für die Mannschaft sehr wichtig. Ich hoffe, dass wir dadurch wieder zusätzlich Selbstvertrauen gewonnen haben, um die nächsten Siege einzufahren.“

Die gestiegenen Ansprüche aufgrund der positiven Hinrunde mit Blickrichtung Europacup sieht der stets freundlich lächelnde Innenverteidiger nicht als Hemmnis: „Nein bestimmt nicht. Wir denken nicht in diese Richtung, wollen uns stabilisieren, eine gute Rolle spielen und immer nur auf das nächste Spiel konzentrieren.“
Für den Gaucho ist die richtige Einstellung maßgebend: „Alle Gegner in der Bundesliga verfügen über eine sehr hohe Qualität. Die Liga ist sehr ausgeglichen besetzt. Wenn man da nicht hundertprozentig an die Aufgabe herangeht, hat man es gegen alle Gegner schwer zu bestehen.“
Die nächsten Aufgaben in Freiburg und zu Hause gegen Mainz sieht er als Standortorientierung: „Wir müssen in den nächsten wichtigen Spielen 110 Prozent geben, damit es wieder so läuft, wie wir uns dies alle vorstellen. Unsere Spielweise ist weniger das Problem, ich sehe dies eher als reine Kopfsache. Trainer Markus Gisdol wird hier schon die richtige Lösung für uns finden, damit wir wieder zurück in die Erfolgsspur kommen. Ich bin da sehr optimistisch.“

Abrahams Vertrag in Hoffenheim läuft noch bis Sommer 2016. Nach seinen Aussagen möchte er diesen erfüllen, sich der Situation stellen, den Kampf um das Startplatzticket aufnehmen. Sollte die TSG weiter auf seinen Argentinier setzen, dürften im Frühjahr die ersten Vertragsverhandlungen über einen Fortbestand nach 2016 anstehen. Falls nicht, läuft Hoffenheim Gefahr ihn zu Vertragsende ablösefrei ziehen zu lassen, wie dies im Sommer bei US-Nationalspieler Fabian Johnson nach Mönchengladbach der Fall war.

Fotos: Kraichgaufoto

Abraham mit perfekter Schusshaltung, Ungewohnte Körperhaltung im Zweikampf, Diskussionen am Spielfeldrand, und Torschütze Abraham

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