„Es ist schwer gegen tief stehende Gegner Lücken zu reisen“

Stimmen zum Spiel

Das Duell der beiden am vergangenen Donnerstag in der Europa League spielenden TSG Hoffenheim und Hertha BSC Berlin endete 1:1 unentschieden. Es war ein spannendes und unterhaltsames Bundesligaspiel an einem ungewohnten Spieltermin am Sonntagmittag um 13:30 Uhr vor 27.345 Zuschauer in der Sinsheimer WIRSOL Rhein-Neckar-Arena. Hier die Stimmen der Beteiligten:
Julian Nagelsmann (TSG-Coach): Wir haben eine ordentliche erste Halbzeit gespielt, auch wenn die ganz großen Chancen gefehlt haben. Im letzten Drittel war es nicht so gut. Wir sind nicht so hinter die letzte Linie gekommen wie wir uns das nach gutem Spiel über die Flügel vorgestellt hatten. Nach der Pause haben wir neun Minuten lang sehr passiv verteidigt – so ist das Tor entstanden. Danach haben es meine Spieler wieder sehr gut gemacht. Wir haben viel Druck erzeugt, aber Hertha stand extrem tief. Viel tiefer als vor der Pause. Wir mussten immer auf ihre Konter aufpassen und haben diese gut verteidigt. Sie hatten nur noch eine gute Szene in der Offensive. Im Berliner Strafraum waren sehr viel Beine, da war es schwer durchzukommen. Um da zu Abschlüssen zu kommen, müssen sechs, sieben Pässe perfekt passen. Die Hertha macht es defensiv einfach sehr gut – wenige Teams erspielen sich da viele Möglichkeiten. Uns ist das heute auch nicht so wie gewohnt gelungen. Deshalb ist die Punkteteilung gerecht und ich kann mit dem Punkt auch gut leben.

Oliver Baumann verhindert mit dieser Glanzparade einen Gegentreffer

"Das Essen in der Kabine war sehr gut!"

Pal Dardai (Trainer Hertha BSC Berlin): Wir wollten hier unbedingt etwas mitnehmen, weil das bisher noch nicht geklappt hat. Wir wollten gut stehen und ein gutes Mittelfeld-Pressing spielen, um der TSG nach der Balleroberung durch die Mitte wehzutun. Zudem wollten wir keine Standards herschenken. Das hat nicht geklappt, wie wir beim Gegentor gesehen haben. Die TSG ist auf diesem Gebiet einfach sehr stark. Trotzdem haben wir gut weitergemacht, strukturiert verteidigt und gut umgeschaltet. Die erste Halbzeit war ausgeglichen. Nach der Pause waren kämpferischer und aggressiver. Alles war ein bisschen besser. Das Tor haben wir sehr schön herausgespielt. Am Ende müssen wir nach einem sehr guten Auswärtsspiel mit einem Punkt zufrieden sein. 
Anmerkung: Berlins ungarischer Trainer bedankt sich bei der Pressekonferenz über das gute Essen in der Spielerkabine. Gegenüber bwa-sport.de verriet er später, dass es sich dabei nicht etwa um sein geliebtes, defitiges ungarisches Essen handelte, sondern vielmehr um "Milchreis".

"Mit dem Punkt können wir leben"

Alexander Rosen (Hoffenheims Direktor für Profifußball): Wir müssen und können mit dem Punkt leben. Wir hatten sehr schnell Zugriff und haben ein schnelles Tor gemacht. Auch danach hatten wir alles im Griff, ohne die großen Chancen zu haben. Vor der Pause waren ein paar Minuten nicht gut, nach der Pause ebenso. Da waren wir sehr passiv und haben nicht gut verteidigt. Nach dem Gegentor hatten wir wieder Zugriff, aber es war sehr schwer. Die Jungs wollten dominant auftreten, um sich Chancen herauszuspielen, während Berlin sehr tief stand und gut verteidigen wollte. Sie haben das sehr gut gemacht und sich so den Punkt verdient.

Leistungsgerechtes Endergebnis

"Haben zwei Punkte verloren"

Oliver Baumann (TSG-Keeper): Wir haben bis auf zehn Minuten nach der Halbzeit ein gutes Spiel gemacht. Da haben wir zu viel zugelassen und auch das Tor kassiert. Deshalb haben wir heute zwei Punkte verloren. Vorne haben uns die klaren Abschlüsse gefehlt. Wir hatten deutlich mehr Ballbesitz, aber das zählt am Ende nicht. Es war einfach sehr schwer durchzukommen. Ich denke, dass viele Teams so gegen uns spielen werden. Ich bin mit dem Punkt nicht zufrieden. Zehn Minuten bringen uns um zwei Punkte mehr. Das ist ärgerlich. Wir hatten das Spiel ansonsten gut im Griff. Die frühere Uhrzeit machte mir nichts aus. ich kenne das noch von der A-Jugend. Dadurch muss man nicht so lange bis zum Beginn um 15:30 Uhr warten.

"Ähnlich wie gegen Braga"

Andrej Kramaric (TSG-Stürmer): Das Spiel lief ähnlich wie gegen Braga. Wir gehen in Führung, aber gewinnen die Partie nicht. Die ersten Minuten waren richtig gut, dann haben wir ein wenig nachgelassen. Dennoch, wir waren das bessere Team. Im Fußball gewinnt aber nicht immer das bessere Team. Wir müssen in diesen Spielen einfach das zweite Tor machen. Die Gegner machen es uns schwer, weil sie extrem tief stehen. Das ist ein Unterschied zur vergangenen Saison. Wir müssen uns daran anpassen, weil wir nicht mehr so viele Chancen bekommen.

"Weiß nicht, wie das zustande kam"

Benjamin Hübner (TSG-Verteidiger): Ich denke, dass wir heute drei Punkte holen müssen. Zehn, 15 Minuten nach der Pause haben nicht gepasst und dafür wurden wir bestraft. Da waren wir einfach zu passiv. Wie das zustande kam, weiß ich nicht so genau. Müdigkeit hat heute keine Rolle gespielt. Wir sind druckvoll und dominant aufgetreten und wollten auch am Ende unbedingt das zweite Tor. Wir waren die bessere Mannschaft und haben viel investiert. Deshalb ärgert es mich, dass nur ein Punkt dabei herauskam.

Absprache fehlte

Nadiem Amiri (TSG-Angreifer): "Wir haben im Großen und Ganzen gut gespielt, aber in den zehn Minuten nach der Pause schlecht verteidigt. Wenn wir uns besser abgesprochen hätten, hätten wir auch sicherlich mehr Lücken in die dichtgestaffelte gegnerische Hintermannschgaft reisen können."

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Unter der Gürtellinie waren böse Schmährufe aus dem Gästeblock in Richtung Dietmar Hopp, Julian Nagelsmann mit lautsparken Anweisungen an seine Spieler, und Blick auf die Pressearbeitsplätze in der Rhein-Neckar-Arena

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