Freibier und trainingsfrei für ein Unentschieden der besonderen Art

Den Gewinn ihrer 24. Deutschen Meisterschaft haben die Bayern anscheinend doch etwas ausgiebiger gefeiert. Nach 19 Siegen in Serie haben sie beim 3:3 gegen 1899 Hoffenheim die ersten Punkte seit Oktober 2013 zu Hause vergeben. Die Kraichgauer verlangten dem unbesiegbaren Champion durch ein bedingungsloses, laufintensives Spiel mit aggressivem Pressing alles ab und wurden für ihren mutigen Auftritt am Ende mit dem ersten Punktgewinn in der Allianz-Arena, nach zuvor deftigen Klatschen, belohnt. Die Begeisterung der 4.700 mitgereisten Blau-Weiß-Sympathisanten war nach dem Erreichten entsprechend groß. Ungewöhnlich, dass die ansonsten souveränen Bayern einen Zwei-Tore-Vorsprung in ihrem Fußball-Wohnzimmer noch abgeben. Mit ein wenig Glück, bei besserer Chancenverwertung, wäre selbst ein Auswärtssieg im Bereich des möglichen gewesen.

FC-Coach Pep Guardiola veränderte sein Team gleich auf sechs Positionen, während die TSG zum dritten Mal in Folge in unveränderter Startformation aufliefen. Und wie sie das taten: Mutig, hoch verteidigend, früh attackierend und leidenschaftlich engagiert. Die Hausherren wurden so überraschend zu Fehlern gezwungen, die man ansonsten in dieser Art selten zu sehen bekommt.

Das Torspektakel der beiden treffsichersten Offensivreihen eröffnete 1899-Stürmer Anthony Modeste, nachdem ihn Kevin Volland mit genialen Steilpass an der Mittellinie auf die Reise schickte, und dieser nach 23. Minuten im Nachschuss das 0:1 markierte. Kurz darauf verletzte sich der Torschütze und musste mit einer Oberschenkelzerrung verletzt vom Feld. Die Antwort der Bayern ließ nicht lange auf sich warten, sie erhöhten deutlich die Taktzahl und starteten eine erfolgreiche Angriffslawine. Beeindruckend dabei das sichere Kombinationsspiel in der Vorwärtsbewegung mit konsequentem Torabschluss. Nachdem Claudio Pizarro per Flugkopfball kurz über der Grasnarbe aus fünf Metern in der 31. Minute ausglich, nur drei Minuten später Xherdan Shaqiri aus Metern einschoss und wiederum nur sechs Minuten später erneut der erfolgreichste ausländische Bundesligatorschütze Pizarro, nach einem genialen Konter in Rekordzeit, zum 3:1 erhöhte, schien sich ein Desaster für die Gäste anzudeuten. Erinnerungen an ein 1:7 vor zwei Jahren wurden wach.

Die junge Gisdol-Truppe fiel aber nicht in sich zusammen sondern hielt sich an die Vorgaben, spielte weiter Pressing und verkürzte kurz vor dem Pausenpfiff durch einen Salihovic-Freistoß aus 30-Meter in den linken Winkel. Sali, nun erfolgreichster Bundesligatorschützen der TSG, brachte mit seinem Kunstschuss die TSG zurück ins Spiel.

Die Münchner schalteten in der zweiten Hälfte etwas zurück und nahmen sich einige Auszeiten. Die Nordbadener hingegen erhöhten die Taktzahl. Während der Deutsche Meister den Ball laufen ließ, spulte 1899 nach wie vor viele Kilometer ab und agierte phasenweise sogar spielbestimmend mit sehr guten Tormöglichkeiten. Die Bayern wirkten etwas unkonzentriert, Hoffenheim aufopferungsvoll bemüht in Richtung Ausgleich. Die Bemühungen wurden letztendlich belohnt. Der eingewechselte Kai Herdling bediente in der 75. Minute den immer stärker werdenden Roberto Firmino mit einem genialen Steilpass und der Brasilianer traf von der Strafraumgrenze ins rechte Eck zum 3:3.

Hoffe machte nun nicht den Fehler und zog sich zurück um das Remis über die Zeit zu bringen sondern stürmte weiter unerschrocken in Richtung Tor von Tom Starke. Der Siegtreffer war in der Schlussphase noch für beide Teams möglich. Der sichere Jens Grahl rettete mit einer spektakulären Parade drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit sensationell gegen den frei vor ihm auftauchenden Arjen Robben. Nur eine Minute später vergab auf der anderen Seite Tarik Elyounoussi und Starke parierte in der Nachspielzeit einen Schuss von Sebastian Rudy reflexartig. Am Ende blieb es beim hoch unterhaltsamen 3:3, einem spektakulären und hinreisenden Spiel, das die 71.000 Besucher in der WM-Arena von den Stühlen riss.

Lob und anerkennende Worte im Anschluss von Trainer Guardiola: „In der ersten Halbzeit hatten wir immer eine Lösung, in der zweiten nicht. Wir hatten keine Kontrolle, es ging immer hin und her. Kompliment an Hoffenheim, das in der zweiten Hälfte besser spielte als wir.“ Kein Wunder, dass Kollege Markus Gisdol über das ganze Gesicht strahlte. „Wir wollten austesten, wie weit wir mit unserem Pressing kommen, wollten es auch extrem spielen. Meine Mannschaft hat sehr mutig gespielt und den Bayern alles abverlangt. An einem solchen Sahnetag ist es schon super, wenn du am Ende belohnt wirst.“
Gisdol belohnte seine Jungs mit einem Kasten Bier in der Kabine und gab bis Dienstag trainingsfrei.
Überglücklich auch Manager Alexander Rosen: „Eine grandiose Leistung. Das 3:3 war nicht glücklich, sondern verdient.“

Hoffenheims Führungstreffer durch Modeste, 1899-Torjubel, Modeste musste kurz nach seinem Führungstreffer verletzt vom Spielfeld, Innenverteidiger Vestergaard (re.) köpft knapp übers Bayern-Tor, 1899-Fans begeistert vom Spiel ihrer Mannschaft, Packendes Duell zwischen den Brasilianern Firmino und Dante, Firmino und Elyounoussi bejubeln den verdienten 3:3 Ausgleich, und Hielt den Punkt in München kurz vor Ende mit einem Reflex fest: Torhüter Jens Grahl

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