Frust und Erleichterung lagen dicht beisammen

Mit David Abraham und Niklas Süle in Gespräch

Beide sind Innenverteidiger, beide kämpfen mit ihrem Verein um den Bundesliga-Klassenerhalt. Gemeinsam spielten sie in der Saison 2013/14 und 2014/15 Seite an Seite für die TSG Hoffenheim unter Trainer Markus Gisdol.
Der eine, David Abraham, hat schon reichlich internationale Erfahrungen gesammelt. Von 2003 bis 2007  spielte in seiner Heimat Argentinien bei  CA Indepentiente, ehe er über Gimnastic de Tarragona in Spanien 2008 zum FC Basel wechselte. Dort spielte er in der Champions-League, wurde drei Mal Schweizer Meister und zwei Mal Pokalsieger. In der Saison 2012/13 wechselte der 29-Jährige für ein halbes Jahr nach Spanien zum FC Getafe, ehe er im Januar 2013 bei der 1899 Hoffenheim einen Vertrag bis Juni 2016 unterschrieb. Doch ein Jahr vor Vertragsende legten ihm die Kraichgauer einen Wechsel nahe, und so landete der argentinische U20-Weltmeister von 2005 beim Ligakonkurrenten Eintracht Frankfurt.

Der andere, Niklas Süle, waschechter Frankfurter, spielte bis 2008/09 für die Eintracht-Jugend, von wo er für ein halbes Jahr zum hessischen Rivalen SV Darmstadt 98 wechselte. Im Januar 2010 folgte der Wechsel in die achtzehn99-Akademie, wo er seit der C-Jugend alle Altersklassen durchlaufen hat. Über die Regionalligamannschaft schaffte er im Mai 2013 erstmals den Sprung in den Profikader. Seitdem gehört der Hesse mit 69 Pflichtspieleinsätzen zum Hoffenheimer Stammpersonal. Nachdem er seit der U16 alle Nationalmannschaftsaltersklassen durchlaufen hat, trauen ihm viele, nach höchstwahrscheinlicher Olympiateilnahme mit der U21, den Sprung in die A-Nationalmannschaft nach der EM in Frankreich zu.

Am vergangenen Spieltag standen sich beide im direkten Duell in der Frankfurter Commerzbank-Arena gegenüber. Nach dem 2:0 Auswärtserfolg ging Süle auf Abraham zu, versuchte noch auf dem Spielfeld zu trösten (siehe Titelfoto).
Süle gegenüber bwa-sport.de in der Mix-Zone: „Der Sieg in Frankfurt, in einem Sechs-Punkte-Spiel, war für uns enorm wichtig. Man hat es nach dem Abpfiff deutlich gesehen, wie groß bei uns die Erleichterung war, wie ausgelassen wir mit unseren Fans in der Kurve gefeiert haben. Die Ausgangslage hat sich dadurch deutlich verbessert, wenngleich die restlichen fünf Partien weiterhin Endspiele um den Klassenerhalt bleiben. Wir sind noch mitten drin, aber es war ein erster Schritt in die richtige Richtung und wir haben unsere kleine Serie etwas ausgebaut.“

Bei Abraham war die große Enttäuschung nach der Heimniederlage, eine halbe Stunde nach Abpfiff, noch immer deutlich erkennbar. Im Gespräch mit bwa-sport.de tat er sich schwer, die richtigen Worte für die derzeitige Situation zu finden: „Ich bin sehr traurig. In der ersten Halbzeit waren wir sehr gut im Spiel, haben die Zweikämpfe intensiv angegangen und die größeren Chancen gehabt. Die Einwechslung von Nadiem Amiri und sein Konter zum 1:0 waren letztendlich die entscheidende Szene des Spiels – der Knockout für uns. Wir haben es dann zunehmend mit langen Bällen versucht, was gegen die gut stehende Hoffenheimer Abwehr aber wirkungslos blieb. Wir stehen mit leeren Händen jetzt da, obwohl wir sehr viel investiert hatten.“

Der symphytische und immer freundliche Argentinier hat die Hoffnungen auf den Klassenerhalt nicht aufgegeben, weiß aber um die Schwere der Aufgabe: „Der Abstand zum rettenden Nichtabstiegsplatz hat sich auf drei Punkte vergrößert. Es wird jetzt schwer für uns dies aufzuholen, aber wir müssen den Kopf hochnehmen und alles versuchen. Auch wenn wir ein sehr schweres Restprogramm noch vor uns haben, ist noch nichts entschieden. Im Fußball ist alles möglich, daran müssen wir glauben, hart und konzentriert arbeiten. Hoffenheim hat einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht.“

Ob die beiden Abwehrrecken auch in der neuen Saison wieder in der Bundesliga aufeinander treffen, ist derzeit ungewiss. Während Abrahams Chancen auf den Klassenerhalt deutlich gesunken sind, ist das nationale und internationale Interesse großer Vereine an einer Verpflichtung von Süle vorhanden. Bei beiden darf man gespannt sein, wohin ihr weiterer Weg am Saisonende führen wird.

Foto: Kraichgaufoto

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