Innenverteidiger Marcel Seegert wechselte zu dieser Saison vom Regionalligisten SV Waldhof Mannheim zum SV Sandhausen und unterschrieb einen Vertrag bis 2019 plus Option auf ein weiteres Jahr. Bei seinem Startelf-Debüt erlitt er am 3. Zweitliga-Spieltag im Spiel bei Dynamo Dresden einen Augenhöhlenbruch und musste sich danach wieder ins Team zurückkämpfen. bwa-sport.de unterhielt mit dem 23-jährigen gebürtigen Mannheimer.
Herr Seegert, beim Spiel des SVS in Bochum standen Sie erstmals wieder im Kader. Kam nach dem Foulspiel in Dresden vom Verursacher Marco Hartmann eine Reaktion?
Seegert: Es war für mich eine dumme Verletzung zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da ich gerade den Sprung in die Startelf geschafft hatte. Marco Hartmann hat sich per SMS bei mir entschuldigt, und somit ist die Sache für mich auch erledigt. Sicher sah die Situation unglücklich aus, da der Ellbogen im Gesichtsbereich nichts zu suchen hat. Es hätte zumindest mit einer Karte geahndet werden müssen. Ich bin keiner, der nachträglich etwas fordert.
Fußballkarriere und Sportbusiness-Management als Ziel vor Augen
Platte und Narbe bleiben dauerhaft im Gesicht
Sind Folgeschäden auszuschließen?
Seegert: Die Schmerzen haben sich durch das Adrenalin zunächst im Rahmen gehalten und kamen erst danach. Sicher war der operative Eingriff kein Leckerbissen, da es eine komplizierte Stelle war. Ich habe jetzt die komplette Sportfreigabe, kann mit Maske trainieren und kann ohne Einschränkungen in die Zweikämpfe gehen. Ich habe eine Platte drin, die auch drinbleibt und verwächst, und das Einzige was bleibt, ist eine Narbe im Gesicht.
Womöglich steht ein Einsatz im nächsten Spiel gegen St. Pauli in Aussicht, da Tim Kister auch wegen der fünften Gelben Karte aussetzen muss.
Seegert: Ich gebe Gas und werde weiter immer mein Bestes geben. Natürlich will jeder Spieler dabei sein, was auch meine Intention ist, aber ich bin keiner, der sagt, wegen einer Gelbsperre von diesem oder jenen werde ich spielen.
Gegen St. Pauli ist Wiedergutmachung angesagt
Kann man rückblickend zum Bochum-Spiel von einem ungünstigen Zeitpunkt des dortigen Trainerwechsels für den SVS sprechen?
Seegert: Wir sind ganz gut beraten, wenn wir sagen, dass es unser Verschulden war und wir uns an die eigene Nase fassen. Wir haben nicht unser bestes Spiel abgeliefert, und ob der Trainerwechsel in Bochum das tangiert hat denke ich eher nicht. Gegen St. Pauli ist jetzt Wiedergutmachung angesagt. Wir müssen besser gegen den Ball arbeiten und uns mehr Torchancen erarbeiten. Wir müssen versuchen hinten zu Null zu spielen und vorne ein oder zwei Tore zu machen.
"Trainer Kocak hat mich sehr gefördert"
Sie kennen Trainer Kenan Kocak aus gemeinsamen Waldhöfer-Zeiten. War er mit ein Grund für Ihren Wechsel an den Hardtwald?
Seegert: Ich habe unter Kenan Kocak große Schritte als Fußballer gemacht. Aus der Mainzer Jugend bin ich damals zum SV Waldhof gewechselt, und ab dem Zeitpunkt hat der Trainer meinen Zwillingsbruder und mich sehr gefördert. Klar ist es eine besondere Sache, wenn der Trainer, mit dem man zwei Jahre in der Regionalliga gearbeitet hat, einen in die Zweite Liga holen will. Er ist ein sehr guter Trainer, der Spieler verbessert und weiterentwickelt.
Ihr Zwillingsbruder Nico spielt beim FSV Frankfurt. Sicher wird da auch mal geflachst oder sich gegenseitig aufgebaut.
Seegert: Natürlich. Wir sind Brüder, und wenn einer im Spiel mal unglücklich agiert, zieht man ihn auf, aber das ist dann auch spaßig gemeint, und da nimmt keiner was zu ernst.
"Dass mit Waldhof der Aufstieg nicht geglückt ist, bekomme ich nur schwer aus dem Kopf"
Was sagen Sie zu den Turbulenzen bei Ihrem Heimatverein SV Waldhof und der Entlassung von Gerd Dais?
Seegert: Es war eine schöne und intensive dreijährige Zeit mit vier Relegationsspielen. Dass es nicht mit dem Aufstieg geendet hat, ist sehr traurig, und das bekomme ich nur schwer aus dem Kopf. Meine neue und reizvolle Aufgabe in der Zweiten Liga lässt es etwas leichter vergessen. Zu Gerd Dais: Keiner hätte es letztes Jahr gedacht, dass ein Trainer es schafft, die Mannschaft wieder in die Relegation zu führen, was man ihm anrechnen muss. Aber nach den letzten Wochen und Ergebnissen ist es ja meistens so, dass ein Trainer gewechselt wird, um neue Impulse zu setzen. Mit Michael Fink habe ich selbst noch zusammengespielt, und ich wünsche ihm nur das Beste, um ein glückliches Händchen an der Seitenlinie zu haben und den Waldhof nach oben zu führen.
"Die Zweite Liga ist professioneller und zeitaufwändiger"
Welche Entbehrungen nimmt man in der Zweiten Liga im Vergleich zur Regionalliga hin?
Seegert: Es ist schon eine andere Hausnummer. Man trainiert auf einem höheren Level, und dementsprechend ist die körperliche Belastung auch größer. Man muss noch intensiver auf Dinge wie Lebenswandel, Schlaf, Ernährung etc. achten. Ein-, zweimal die Woche wird mehr trainiert, und eine Stunde vor dem Training werden jeweils die Videoanalysen gemacht. Das ist alles nochmal einen Tick professioneller und zeitaufwändiger.
Ihre Offensivstärke haben Sie mit 14 Treffern in den drei Jahren in Mannheim unter Beweis gestellt.
Seegert: Letztes Jahr konnte ich meine Quote mit sieben Toren als Innenverteidiger etwas aufbessern. Da hatte ich wirklich einen Lauf, und wenn es die Situation ergibt, dass ich mit nach vorne kann, versuche ich, mit allem was ich habe, in die Bälle zu gehen. Umso schöner, wenn es mit einem Tor endet. Klar wird in der Zweiten Liga besser verteidigt, was es erschwert, Tore zu schießen.
"Studiere parallel den Bachelor im Sportbusiness-Management"
Haben Sie in Ihrer noch jungen Karriere schon parallel zum Fußball Pläne?
Seegert: Ich studiere parallel an der IST-Hochschule. Wenn ich nächstes Jahr meinen Bachelor im Sportbusiness-Management habe, kann ich mich voll und ganz auf Fußball konzentrieren. Wenn ich eine 3 beim Alter vorne dran habe, kann ich mir dann Gedanken machen, was ich nach der Karriere machen will.
Fotos: BWA und SV Sandhausen