Fußballkulturzerstörern die Rote Karte zeigen

Jetzt sind knallharte Konsequenzen gefordert

Die Münchner Fußballdemonstration beim 6:0-Auswärtssieg in Sinsheim gegen die TSG Hoffenheim wurde durch ein beschämendes und skandalöses Fehlverhalten einer Ultra-Gruppierung im Bayern-Block komplett in den Hintergrund gestellt. Durch den fast provozierten Spielabbruch wäre es für den deutschen Fußball ein noch schwärzerer Tag geworden. Die gemeinsame Aktion der Spieler sowie das Verhalten der Verantwortlichen und des Schiedsrichtergespanns war genau die richtige Antwort auf die erbärmliche Aktion dieser Fußballchaoten. Gemeinsam begaben sich nach dem Abpfiff Spieler und Funktionäre beider Mannschaften sowie Dietmar Hopp zur Hoffenheimer Fankurve und bedankten sich bei den Zuschauern durch Klatschen für die gemeinsame Solidarität. Dieser Ausdruck von Gemeinsamkeit durfte einigen Fußballkulturzerstörern bitter aufgestoßen haben, zumal sich auch die eigenen Spieler von ihnen abgewendet hatten. Es ist nur zu wünschen, dass den Worten von Bayerns Vorstandsvorsitzendem Karl-Heinz Rummenigge auch Taten folgen. Rassismus, Beleidigungen und Schmähgesänge haben im Sport und in unserer Gesellschaft nichts verloren. Der Spielerstreik von Sinsheim war ein deutliches Signal für ein gemeinsames Vorgehen.

Zweites skandalöses Plakat im Gästeblock, das zur fünfminütigen Spielunterbrechung führte

Stimmen einiger Beteiligten:

Dr. Peter Görlich (TSG-Geschäftsführer): „Ich möchte dem Schiedsrichtergespann ein Kompliment machen, wie souverän und ruhig sie den Drei-Stufen-Plan des DFB umgesetzt haben. Ich habe eine hohe Sensibilität bei den Zuschauern gespürt, nicht nur bei den Fans der TSG, sondern auch bei denen des FC Bayern München, mit Ausnahme dieser kleinen Gruppe. Und dann müssen wir den Spielern einen Riesenrespekt zollen, dass sie sich solidarisch erklärt haben mit Dietmar Hopp, aber auch mit der TSG Hoffenheim und, soweit möchte ich den Bogen spannen, mit dem gesamten deutschen Fußball. Hier ist heute ein deutliches Signal gesetzt worden. Ich glaube, es war notwendig, dass es so gekommen ist.“

Karl-Heinz Rummenigge (Vorstandsvorsitzender FC Bayern München): „Ich schäme mich zutiefst, auch Dietmar Hopp gegenüber. Das ist das ganz hässliche Gesicht des Fußballs. Es ist der Moment gekommen, wo der ganze deutsche Fußball zusammenstehen muss. Wir haben viel zu lange die Augen zugemacht vor dem, was in vielen Kurven passiert ist. Mit dem heutigen Tag muss es ein Umdenken geben und wir müssen mit aller Kraft dagegen vorgehen. Wir haben alles gefilmt und werden unsere Fans knallhart verfolgen und zur Rechenschaft ziehen. Diese Leute haben in Fußballstadien nichts mehr verloren, absolut gar nichts mehr. Aber wenn ich so etwas wie heute erlebe, dann bin ich schockiert und habe keinen Spaß mehr.“

Alfred Schreuder (Trainer TSG Hoffenheim): „Alle sind riesig enttäuscht darüber, was heute passiert ist. Dietmar Hopp hat so viel für die Region und für uns getan. Wir sind traurig darüber und es tut uns sehr leid für ihn. Das Zeichen der beiden Mannschaften war sehr gut. Es muss etwas passieren. Es ist peinlich, dass so etwas gemacht wird. Es sind nicht tausende Fans, sondern nur ein paar, die das machen. Was Dietmar Hopp in seinem Leben gemacht hat, ist etwas Besonderes. So etwas wie heute verdient kein Mensch.“

Hansi Flick (Trainer FC Bayern): „Das hat mit Fußball nichts zu tun, das geht in dieser Form so nicht weiter. Es ist Zeit sich zu wehren. Da müssen wir gemeinsam aufstehen, da darf es keine Rücksicht mehr geben. Ich bin hier aufgewachsen, kenne Dietmar Hopp über 20 Jahre. Mir tut es leid für diesen Menschen, der so viel gemacht hat für die Gesellschaft. Jeder dieser Chaoten hat vermutlich jemanden in der Familie, der profitiert hat von den Dingen, die Dietmar Hopp unterstützt hat, zum Beispiel in der Krebsforschung. Wir müssen gegen diese Chaoten oder Idioten zusammenstehen. Es ist ein schwarzer Tag für den FC Bayern. Beide Teams, beide Vereine haben ein sehr großes Zeichen nach außen gesetzt.“

Aus Protest verlassen die TSG-Fans vorzeitig die Südkurve - so etwas gab es in zwölf Jahren Bundesliga bei der TSG noch nie.

Proteste und Beleidigungen nicht nur in Sinsheim

Der heutige Hass in vielen Stadien wie in Dortmund, Köln, Augsburg, Regensburg u.a. richtete sich nicht nur in erster Linie gegen Dietmar Hopp, sondern auch gegen den Deutschen Fußballbund, der sich nach Ansicht einiger Ultra-Gruppierungen nicht an Versprechungen in Sachen Kollektivstrafen gehalten haben soll. Warum aber der TSG-Mäzen derart verunglimpflicht wird, ist nicht nachvollziehbar. Fakt ist, dass in vielen Bereichen, wie beim Sicherheitspersonal, den einlasskontrollen oder den Kamera-Überwachungen nachgebessert werden muss. Denn diejenigen, die sich teils feige hinter Masken verstecken und für Plakate und Schmähgesänge verantwortlich sind, sollten schleunigst aud Lebzeiten aus den Fußballstadien verbannt werden.

Wie kommt das Zeug in den Block?

Die Frage wird häufig gestellt: Wie kommen immer wieder Plakate und Pyrotechnik in die Stadien? Auch in der Sinsheimer PreZero-Arena brannte der Gästeblock zeitweise lichterloh. Hoffenheims Geschäftsführer Frank Briel verweist auf die strengen Kontrollen in Sinsheim, kann jedoch auch nicht völlig ausschließen, dass mit speziellen Tricks immer wieder etwas ins Stadion geschmuggelt wird. Oftmals werden Plakate hauteng unter der Kleidung am Körper getragen und sind so beim Abtasten nur schwer festzustellen. Auch werden Banner bestehend aus mehreren Puzzleteilen erst im Stadion zusammengesetzt. Eine häufig auch angewandte Masche der Ultras ist das späte Kommen kurz vor Anpfiff, das dann ein Gedränge im Blockeingangsbereich nach sich zieht. Durch den Zeitdruck und Andrang werden die Ordner so stark abgelenkt, dass andere Fans ungehindert Gegenstände über den Stadionzaun werfen können. Leibesvisitationen sind nur bei einem begründeten Verdacht erlaubt und können nur in Begleitung von Polizei durchgeführt werden, was zeitlich bei tausenden Fans schwer zu realisieren ist.

Selbstreinigung in den Fanblöcken

Man darf gespannt sein, wie sich die Vorkommnisse von Sinsheim auf den nächsten Bundesliga-Spieltag auswirken werden. Hoffenheim gastiert beim FC Schalke 04, die beiden Borussen-Teams aus Gladbach und Dortmund, deren Fans zuletzt Dietmar Hopp übelst ins Fadenkreuz nahmen, treffen aufeinander. Es ist zu wünschen, dass das heutige Spiel zur Deeskalation beigetragen hat, dass Zivilcourage und gemeinsames Zusammenstehen gegenüber den Unruhestiftern vorgelebt wird, sie isoliert und ausgegrenzt werden. Vor allem in den einzelnen Fanblöcken ist eine Selbstreinigung wünschenswert, denn falls sich solche Vorkommnisse wiederholen, wird der Fußballsport einen schweren Schlag erleiden, von dem er sich im Jahr der Europameisterschaft - die teilweise auch in Deutschland stattfindet - womöglich längerfristig nicht erholen wird. Der DFB ließ bereits vermelden, dass der Kontrollausschuss Anfang der Woche ein Ermittlungsverfahren einleiten wird.

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

Pyrotechnik im Bayern-Block, Deutliche Botschaft aus der TSG-Südkurve, Die Spieler verlassen den Platz, Pressekonferenz, und Hansi Flick fand deutliche Worte

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