Jetzt ist es amtlich. Die langanhaltenden Spekulationen um den Wechsel von Fußball-Nationalspieler Sandro Wagner von der TSG Hoffenheim zum FC Bayern sind beendet. Die Münchner haben sich mit den Kraichgauern über eine Ablöse von angeblich zwölf Millionen Euro geeinigt, die noch auf maximal 15 Millionen Euro ansteigen kann. Der 30-jährige Stürmer hat zu Wochenbeginn erfolgreich den Medizincheck in München bestanden und jetzt die Unterschrift unter den neuen Vertrag bis 30.06.2020 gesetzt. Die Vereine haben heute den Wechsel offiziel bestätigt. „Auch wenn wir am Ende nach Abwägung aller Umstände dem Wechsel zugestimmt haben, bedauern wir den Verlust von Sandro natürlich“, sagt TSG-Direktor Profifußball, Alexander Rosen. „Neben einer für ihn wahrscheinlich einmaligen sportlichen Möglichkeit, hat Sandro für uns nachvollziehbare persönliche und familiäre Gründe für seinen Wechselwunsch angeführt. Unabhängig davon spielen aber bei derartigen Transfers selbstverständlich wirtschaftliche Faktoren die entscheidende Rolle, welche in diesem Fall nach intensiven, aber stets konstruktiven Gesprächen mit den Verantwortlichen des FC Bayern München zu unserer Zufriedenheit definiert wurden“, erklärt Rosen.
Hoffenheim kassiert und verliert einen Top-Stürmer
Verlust eines besonderen Wettkampfspielers
„Wir verlieren in Sandro einen echten Wettkämpfer, der auf dem Platz nahezu jedes Wochenende stabile Leistungen auf einem guten Niveau gebracht und so den Sprung in die A-Nationalmannschaft geschafft hat“, sagt TSG-Cheftrainer Julian Nagelsmann. „Sandro ist in jeder Hinsicht ein besonderer Spieler, der durch seine Art auf und außerhalb des Platzes immer wieder polarisiert und herausfordert“, charakterisiert Nagelsmann den Angreifer.
Dritter Hoffenheimer Leistungsträger wechselt innerhalb eines halben Jahres nach München
Nach Niklas Süle und Sebastian Rudy wechselt nun der dritte Hoffenheimer Leistungsträger innerhalb eines halben Jahres von der Elsenz an die Isar. Alle drei gewannen im Sommer mit der Nationalmannschaft den Confederations Cup in Russland. Bayern-Trainer Jupp Heynckes wollte unbedingt einen Backup-Spieler für seinen Topstürmer Robert Lewandowski. Seine Forderung waren unmissverständlich: "Kein Spieler kann in einer Saison in jedem Spiel 90 Minuten spielen." Wagner möchte sich beim Rekordmeister mit möglichst viel Einsatzzeiten für eine Teilnahme bei der WM im nächsten Sommer in Russland empfehlen. Gespräche soll er, nach eigener Aussage, bereits vor seinem Bayern-Wechsel mit Bundestrainer Jogi Löw geführt haben.
Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic zeigte sich zufrieden: „Ich kann nur sagen, dass es sehr gute und faire Gespräche gegeben hat mit Herrn Rosen aus Hoffenheim. Mit Sandro Wagner kommt ein weiterer deutscher Nationalspieler zum FC Bayern. Wir sind überzeugt, dass er die Qualität unserer Mannschaft durch seine Klasse und seine Erfahrung weiter erhöhen wird. Ich bin mir sicher, wir werden viel Freude an ihm haben.“
Für Wagner ein Wunschtraum
Für Wagner ist es ein Wunschtraum nochmals für den Verein zu spielen, bei dem er bereits in der Jugend aktiv war. Zudem lebt seine Familie, die weiteren Zuwachs erwartet, in der bayerischen Landeshauptstadt. "Die Konstellation war für mich ideal", sagt der gebürtige Münchener, den die "Anfrage des FC Bayern natürlich geehrt hat. Dennoch musste ich erst einmal nachdenken", gibt Wagner zu. "Ich weiß sehr genau, was ich der TSG Hoffenheim, den Menschen hier im Klub und auf den Rängen und meinen Mannschaftskollegen zu verdanken habe. Hier bin ich Nationalspieler geworden, die Fans haben mich immer unterstützt und so akzeptiert, wie ich bin. Ich durfte hier die bisher erfolgreichste Zeit meiner Karriere erleben", sagt Wagner. Auf der anderen Seite "will ich diese große Chance aber auch noch einmal ergreifen und bin der TSG sehr dankbar, dass sie dem Transfer zu meinem Jugendverein und damit in meine geliebte Heimat am Ende zugestimmt hat. Für mich geht damit ein Traum in Erfüllung", ergänzt er.
Eine Verabschiedung vor den TSG-Fans kam nicht mehr zustande
Der siebenmalige 1,94 Meter große Nationalspieler war über die Stationen MSV Duisburg, Werder Bremen, 1. FC Kaiserslautern, Hertha BSC und Darmstadt 98 in Hoffenheim gelandet. Seine Bilanz für die TSG: 15 Tore in 42 Spielen. Ein Mal traf er im DFB Pokal (drei Einsätze), in den internationalen Wettbewerbsspielen (CL-Qualifikation/ Europa League) traf er zwei Mal (vier Einsätze). Sein Debüt in der Nationalmannschaft gab Sandro Wagner am 6. Juni 2017. Seitdem erzielte er in sieben Einsätzen für die DFB-Auswahl fünf Tore. Zuletzt musste er aufgrund von Adduktorenproblemen jedoch passen, spielte letztmals am 26. November beim 0:3 in Hamburg. Eine Verabschiedung von den TSG-Fans, die dem Publikumsliebling ein eigenes Lied midmeten, kam nicht mehr zustande. Wagner, der im Bundesligadorf mit schätzungsweise drei Millionen Jahresgehalt zu den Topverdienern zählte, hat sich noch vor dem Weihnachtsurlaub von seinen Teamkollegen noch verabschiedet.
Personell soll nicht nachgerüstet werden
Laut Aussage von TSG-Manager Rosen wird man sich nicht auf die Suche nach einem Ersatzstürmer machen. Im Angriff stehen mit Mark Uth, Andrej Kramaric, Adam Szalai und den vom FC Bayern ausgeliehenen Serge Gnabry genügend Alternativen zur Verfügung. Trainer Nagelsmann verweist auf den Konkurrenzkampf im Team: „Sandros Weggang ist sicher auch die Möglichkeit für andere Spieler Verantwortung zu übernehmen und sich neu zu beweisen.“
Fotos: Kraichgaufoto