Hoffenheim schießt sich selbst ans Tabellenende

Eigentor entscheidet Schneegestöber

Die TSG Hoffenheim rutscht nach einer enttäuschenden 0:1 Auswärtsniederlage bei Hertha BSC Berlin auf den letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga. Bezeichnend für die derzeitige unbefriedigende Situation, dass das „Tor des Spiels“ durch ein Eigentor fiel. Mittelfeldspieler Eugen Polanski verlängerte eine Freistoßflanke in der 30. Minute unglücklich mit dem Hinterkopf an den Innenpfosten, von hier sprang der Ball ins Tor. Bei der Rettungsaktion von Torhüter Oliver Baumann hatte der Ball die Torlinie bereits um einen halben Meter überschritten. Dank der neuen Torlinientechnik deutlich für Schiedsrichter Winkmann erkennbar.

Die Partie vor über 37.000 Zuschauern stand vor allem in der ersten Hälfte ganz im Zeichen des Wintereinbruchs. Pünktlich mit dem Anpfiff setzte ein dichtes Schneetreiben ein, das alle Beteiligten vor große Probleme stellte. Die Spieler hatten große Mühen auf dem rutschigen, schwer bespielendem Untergrund die richtige Balance bzw. den Durchblick zu finden. Der Schneefall war so intensiv, dass selbst die Rasenheizung nichts bewirkte und die Strafraumlinien nicht mehr zu erkennen waren. Erst als die nahezu irregulären Spielbedingungen mit Beginn der zweiten Hälfte besser wurden, kam mehr Leben ins Hoffenheimer Spiel. Die bis dahin nur auf Sicherheit bedachte, risikolose Spielweise wurde aufgegeben. Doch trotz mehr Engagement, bissigerem Zweikampfverhalten und viel Ballbesitz kam nichts Zählbares dabei heraus. Hoffenheim schaffte es nicht, gefährlich in Strafraumnähe zu kommen, um einen wenig überzeugenden, spielerisch schwachen und passiven Gegner in ernsthafte Gefahr zu bringen.

Bezeichnend für diesen niveaulosen Sonntagskick, dass es in den gesamten 90 Spielminuten keinen einzigen Schuss aufs Tor von beiden Mannschaften zu verzeichnen gab – ein Liga-Negativrekord. Fraglich, ob das Sicherheitssystem unter dem neuen Trainer Huub Stevens die richtige Lösung in dieser prekären Situation ist? Wie soll eine mutlose und risikoscheue Spielweise die Abstiegsangst vertreiben?

Bezeichnend: Der letzte TSG-Treffer liegt bereits über sechseinhalb Stunden Spielzeit zurück. Mit Blick auf das vorhandene Spielermaterial ist dies nur schwer nachvollziehbar. Die Ladehemmung mit nur zwölf Ligatreffern in 13 Partien betrifft die Stürmer Kevin Kuranyi (261 Bundesliga-Tore, 50 Treffer für Moskau), Adam Szalai (32 Erstliga-Tore), Mark Uth (zuletzt Torjäger in der holländischen Liga) und Eduardo Vargas (Torgarant in der chilenischen Nationalelf) ebenso wie die offensiven Mittelfeldspieler Kevin Volland, Jonathan Schmid, Steven Zuber. Diese Auflistung vieler international erfahrener Spieler lässt sich problemlos erweitern.  

Eine späte Erkenntnis von Polanski unmittelbar nach Abpfiff: „Wir haben zu spät bemerkt, dass wir dem Gegner mit langen Bällen Probleme bereiten.“ Kritischer und deutlicher äußerte sich Nationalspieler Volland: „Ich verstehe den Unmut der Fans, die an einem Sonntagnachmittag eine weite Fahrt in Kauf nehmen und dann nur einen Torschuss und wenig Leidenschaft geboten bekommen. In einer schwachen ersten Hälfte bekommen wir so ein Gurken-Tor, dem wir eine Stunde hinterher laufen und nichts Zählbares zustande bringen.“ Volland bei der Ursachenforschung: „Wir trainieren gut, bekommen es aber nicht auf den Platz.“

Ob bis zum nächsten Heimspiel am kommenden Samstag (15:30 Uhr) gegen Borussia Mönchengladbach Besserung einkehrt, ist angesichts der letzten Darbietungen nur schwer vorstellbar. Um gegen den Tabellenvierten, vor ausverkauftem Haus, den Befreiungsschlag zu landen, bedarf es einer gewaltigen Leistungssteigerung mit einer deutlich mutigeren und effektiveren Mannschaftsleistung.

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