„Ich möchte maximalen Erfolg haben“

Vorstellung des neuen TSG-Cheftrainers André Breitenreiter

Nach langer (Corona-)Auszeit war der Presseraum im Dietmar Hopp-Sportpark in Zuzenhausen wieder mal gut besucht. Der Grund: Die TSG Hoffenheim stellte ihren neuen Cheftrainer André Breitenreiter den anwesenden Medienvertretern offiziell vor. Der 48-jährige Nachfolger von Trainer Sebastian Hoeneß beantwortete in seiner ersten 40-minütigen Pressekonferenz im Kraichgau geduldig und ausführlich, zwei Tage vor dem öffentlichen Trainingsauftakt am Sonntag (15 Uhr), zahlreiche Fragen zu seiner Person sowie den sportlichen und ambitionierten Zielen an neuer Wirkungsstätte. Für den Coach, der für eine offensive Grundausrichtung steht, ist es nach dem SC Paderborn, FC Schalke 04 und Hannover 96 die vierte Station in der höchsten deutschen Spielklasse. An seiner Seite saß auch Alexander Rosen, Direktor Profifußball der TSG, der sich ebenfalls den Medienfragen stellte.

Erstmals wieder eine gut besuchte PK vor Ort

"Warum sollte nichts Großes möglich sein?"

Auf die Eröffnungsfrage von bwa-sport.de, mit welchen Ambitionen und Zielsetzungen er an seine neue Aufgabe herangehen werde, sagte Breitenreiter: „Ich freue mich sehr, hier zu sein. Ich spüre Aufbruchstimmung, wir hatten sehr gute Gespräche und ich konnte gestern bereits das gesamte Funktionsteam kennenlernen. Ich will vermitteln, dass jeder Einzelne in diesem Verein wichtig ist, jeder seinen Beitrag leistet, damit wir Erfolg haben. Wir sind kommunikativ, auf Augenhöhe – und das vermitteln wir auch, wollen auch die Fans ganz nah ranlassen.“ Was die Ambitionen anbelangt, hat er eine klare Sichtweise: „Ich möchte maximalen Erfolg haben. Warum sollte nicht Großes möglich sein? Ob es am Ende gelingt, wird man dann sehen. Aber wenn ich es nicht versuche, wird es auch nicht gelingen. Wir brauchen die Vision, erfolgreich zu sein, den Mut, ambitioniert zu sein. Ich will, dass wir alle genau diesen Glauben, diese Überzeugung entwickeln. Dafür werden wir fleißig arbeiten.“

"Mit der entsprechenden Art und Weise die Fans begeistern"

Konkrete Zielsetzungen wollte Breitenreiter verständlicherweise noch nicht nennen, hierfür möchte er sich erst mal ein Bild vom neuen Spielerkader machen. Für ihn ist es vielmehr die Art, Fußball zu spielen. Und dabei möchte er gerne auch die Fans mitnehmen und möglichst die Leute in einem gut gefüllten Stadion mit ansehnlichem Fußball begeistern.

Alex Rosen (li.) und André Breitenreiter

TSG ist eine extrem spannende Herausforderung

Über seine Beweggründe für den Wechsel in den Kraichgau sagte er: „Man verlässt nicht einfach so einen Verein wie den FC Zürich, mit dem man gerade Meister geworden ist. Ich habe nicht beim ersten Zucken aus der Bundesliga reagiert. Die TSG war jedoch schon länger in meinem Kopf, es ist eine extrem spannende Herausforderung. Hier wird über viele Jahre klasse gearbeitet, auch außerhalb des reinen Fußballs – in puncto Innovation, soziales Engagement, Nachhaltigkeit verdient die TSG ebenso größten Respekt."

"Da hab ich richtig Lust drauf"

Beeindruckt hat ihn vor allem auch die Nachwuchsarbeit der Nordbadener: „Die Durchlässigkeit von jungen Talenten ist zudem deutschlandweit einmalig. Und genau das macht mir auch Spaß. Die Gespräche haben mich schon nach wenigen Minuten gepackt. Da wusste ich: Da habe ich richtig Lust drauf, da will ich hin.“ Die Hoffenheimer Philosophie der Spielweise ist mit der Seinen identisch: „Meine Art Fußball zu spielen, deckt sich nahezu Eins-zu-Eins mit der Philosophie der TSG. Wir wollen mutig auftreten und uns viele Torchancen erspielen. Es gibt aber auch in der Defensive noch Punkte, bei denen man sich verbessern kann. Wir wollen Spaß verbreiten. Die Mannschaft soll mit Herz, Mut und Mentalität auftreten.“

Rathausbalkon hat sich gut angefühlt

In der hohen Zielvorgabe von Mäzen Dietmar Hopp, der dauerhaft die TSG gerne unter den ersten sechs Vereinen in der Bundesliga sehen möchte, sieht Breitenreiter keinen zusätzlichen Druck: „Er wünscht sich den sechsten Platz und ich strebe ebenfalls nach dem Maximum. Warum soll nicht Großes möglich sein?" Dennoch ist klar, zum jetzigen Zeitpunkt ist für ihn definitiv „eine Zielsetzung noch etwas zu früh". Dass der neue Chef-Coach gerne Erfolge genießt wurde schnell deutlich. Das unterstrich er auch rückblickend auf seine letzte Trainerstelle beim FC Zürich, den er vom Abstiegskandidaten nach 13 Jahren wieder zum Schweizer Meister formte: „In Zürich stand ich auf dem Rathausbalkon und das hat sich gut angefühlt."

Am Rheinfall war klar: "Der ist es!"

Manager Rosen brauchte nicht lange, um von Breitenreiter überzeugt zu sein: „André hatte schon immer das Gefühl, dass es zwischen der TSG und ihm passen würde. Wir haben uns ein paar Tage nach dem letzten Bundesliga-Spieltag in Schaffhausen getroffen. Direkt nach dem ersten Treffen hatte ich das Gefühl: ‚Der ist es.‘ Wir waren bereits nach drei oder vier Tagen fertig mit den Vertragsgesprächen, so dass alles ziemlich schnell ging. Es waren sechs Klubs in der Bundesliga auf Trainersuche. Das war eine besondere Situation.“

Einige Personalien sind noch offen

Personell gilt es noch einige Baustellen zu bereinigen, auch die des heiß umworbenen Nationalspielers David Raum. Rosen: „Wir würden David natürlich gern behalten. Am Ende des Tages kommt es auf den Markt an. Die Gelassenheit, die wir im Umgang mit solchen Themen haben, zeichnet uns aber aus. Egal, wie die Entscheidung ausfallen wird, wir sind gut aufgestellt, werden einen starken Kader haben. In den fast 15 Jahren Bundesliga haben wir schon einige große Spieler gehabt.“ Auch was die Leihspieler anbelangt, ist noch vieles offen und ungeklärt. Rosen: "Die Leihen waren sehr erfolgreich. Es gibt auch dort Bewegung im Kader. Dennoch ist es für jeden eine Chance, sich neu zu präsentieren. Die Spieler können Eindruck hinterlassen. Wir haben deshalb mehr Zeit und das bietet uns natürlich mehr Chancen als Risiken.“ Nach den ersten Leistungstests am Freitag steht am Sonntag um 15 Uhr der offizielle Trainingsauftakt mit Fans auf dem Trainingsgelände in Zuzenhausen auf dem Programm. Auch hier soll es, nach Breitenreiter, offen und Fannah zugehen.

Fotos: Kraichgaufoto

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