Jochen Kadel machte den SVS übers Internet weltweit bekannt

Vor 15 Jahren entstand in Sandhausen der erste Liveticker

Jochen Kadel war mit sechs Jahren zum ersten Mal bei einem Spiel des SV Sandhausen am Hardtwald. Seitdem ist er bekennender SVS-Fan. Rückblickend ist der heute 48 -jährige gebürtiger Sandhäuser seit vielen Jahren eine große ehrenamtliche Stütze für den kurpfälzischen Zweitligisten. Im Gespräch mit bwa-sport.de ist einiges Interessante über Kadels Vielseitigkeit und Engagement zu erfahren.

Jochen, seit wann engagierst Du Dich für den SV Sandhausen?
Jochen Kadel: Im Jahr 1995 habe ich für meine Firma eine Internetseite entworfen. Das Internet hat mich schon immer begeistert und so habe ich auch für drei Vereine, die mir ganz besonders am Herzen liegen, Internetseiten erstellt. Damals gab es noch keine Homepage-Baukästen, daher habe ich die Seiten in der HTML-Sprache selbst zusammengebaut. Bilder musste man noch mit einem Scanner digitalisieren, daher sahen die Seiten, im Vergleich zu heute, natürlich noch nicht so qualitativ hochwertig aus. Das Wichtigste war, Neuigkeiten über die Vereine online zu stellen und mit diesem Medium zu informieren.

Um welche drei Vereine handelte es sich dabei?
Kadel: Neben dem SV Sandhausen habe ich für das DRK Sandhausen und die Gewichtheber aus St. Ilgen die Internetseiten erstellt und auch jahrelang gepflegt. Die Resonanz und das Interesse waren sehr gut.

Was konnte man damals online über den SV so alles erfahren?
Kadel: Es gab aktuelle, allgemeine Informationen, zudem nach den Spielen immer Berichte und eine Tabelle, die manuell erstellt werden musste. Die Spieler wurden vorgestellt und es gab eine Sponsorenübersicht. Die Seite wurde nach und nach immer umfangreicher. Da wir damals noch in der Oberliga bzw. ein Jahr in der Regionalliga spielten gab es noch keine Presseabteilung. Ich musste mir viele Informationen sammeln, wobei mir die Unterstützung der Vorstandsmitglieder und Verantwortlichen sehr hilfreich war. Der Verein war sehr offen für diese neuartige Außendarstellung.

Aktualität war Dir sehr wichtig.
Kadel: Ja, für mich war eine schnelle Aktualität Voraussetzung, denn es sollten alle Infos vor dem Erscheinen der Zeitung verfügbar sein. So hatte mich Otmar Schork, der damals schon beim SVS tätig war, in der Halbzeitpause und nach Spielende bei Auswärtsspielen immer telefonisch über das jeweilige Spiel und Ergebnis informiert, was ich gleich online ins Netz stellte. Für Heimspiele hatte ich mir einen älteren Computer im Stadion installiert und damit während des Spiels das aktuelle Ergebnis eingestellt.

Du hattest also den ersten Liveticker am Hardtwald?
Kadel: Ja, richtig. Den ersten Ergebnis-Liveservice übers Internet hatten wir bei den Relegationsspielen im Jahr 2000. Wir spielten bei Jahn Regensburg und ich hatte jemand zuhause am Computer sitzen, den ihn ständig telefonisch über den Spielstand informierte. Das war natürlich nicht vergleichbar mit den heutigen Möglichkeiten, aber für damalige Verhältnisse sehr fortschrittlich. Ein Sportjournalist der RNZ hatte damals bereits über die Internetseite berichtet, wir waren zur damaligen Zeit aktueller als so mancher Bundesligist.

Was machst du heute ehrenamtlich beim SVS?
Kadel: Ich betreue immer noch zusammen mit Marco Brückl und Luca Maibaum die Internetseite. An Spieltagen kümmere ich mich zusammen mit Thomas Hähnle und Roland Schubach um den technischen Ablauf im Stadion. Den Liveticker macht inzwischen Alexander Münch. Wir steuern die Videowand und die Beschallungsanlage und zusammen mit dem Stadionsprecher Wolfgang Hell koordinieren wir den Ablaufplan des Spieltages mit Werbung, Informationen und Aufstellungen. Es gibt einen genauen Ablaufplan, der alle Informationen oder Werbedurchsagen regelt. So beispielsweise auch exakt drei Minuten vor dem Anpfiff die Einlaufmusik im Hardtwaldstadion. Nach dem Spiel bin ich bei den Pressekonferenzen, um für Ton und Bild für die Fans zu sorgen. Ich helfe zudem noch bei Hallenturnieren und verschiedenen Events im Stadion. Der SVS liegt mir nun mal sehr am Herzen.

Hast du selbst auch für den SV gespielt?
Kadel: Ich habe in der F- und E-Jugend gespielt, danach aber irgendwie die Lust verloren. Vor 30 Jahren, in den legendären Oberligazeiten mit 3.000 bis 5.000 Zuschauern, war ich in der Fanszene aktiv, begleitete die Mannschaft zu fast allen Spielen. In der Oberliga Baden-Württemberg war dies viel einfacher als heute bei bundesweit ausgetragenen Spielen. Derzeit unterstütze ich, je nach zeitlichen Freiräumen, die Hardtwald-Supporters – auch hier zählt jedes Mitglied.

Was waren deine persönlichen sportlichen Highlights mit dem SVS?
Kadel: Da gab es viele. Ich erinnere mich noch an ein Pokalspiel in den 70ern gegen den VfB Eppingen, zu dem 13.000 Zuschauer ins Hardtwaldstadion kamen. Wir Kinder saßen vor der Bandenwerbung – heute unvorstellbar. In den 90ern fand das Pokalspiel gegen Borussia Dortmund statt, in dem Gerd Dais nach zwei Minuten das 1:0 für den SVS köpfte. Leider reichte es am Ende nicht für die Überraschung. Da war das legendäre Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart, das wir mit 15:14 nach Elfmeterschießen gewonnen hatten – das höchste jemals erzielte Endergebnis eines Pokalspiels. Beim Aufstiegsspiel gegen Preußen Münster war ich nach dem Abpfiff inmitten der jubelnden Spieler auf dem Platz und habe so manche Sektduschen auch über mich ergehen lassen müssen. Anschließend haben wir mit Gerd Dais unter dem Straßenschild „Gerd-Dais-Allee“ bis zum Morgengrauen gefeiert. Heute dürfen wir bei Pflichtspielen im Berliner Olympiastadion, in der Münchner Allianz Arena und Auf Schalke antreten.

Erlaubt es Dein zeitintensives, ehrenamtliches Engagement noch Zeit für andere Dinge zu finden?
Kadel: Ich bin selbstständig und habe ein Fachgeschäft für hochwertige Werkzeuge und Elektromaschinen in Heidelberg unter dem Namen „rud. entenmann gmbh“. Die Firma gibt es schon seit 1919 und über meinen Vater, der vor über 50 Jahren dort mit seiner Lehre begonnen hat, haben wir die Firma übernommen. Meine Eltern sind beide mittlerweile im wohlverdienten Ruhestand, aber meine Mutter hilft immer noch tatkräftig mit. Neben vielen Kleineisenwaren planen und betreuen wir auch Schließanlagen, so auch die im Hardtwaldstadion.

Foto: Alexander Münch

 

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