Der SV Sandhausen zählt nach 20 Spieltagen zu den Überraschungsmannschaften der Zweiten Liga. Das Team von Trainer Kenan Kocak hat sich von einem potenziellen Abstiegskandidaten zu einem ernst zu nehmenden Gegner aus den oberen Tabellenregionen entwickelt. Nach dem 1:0-Heimerfolg über Dynamo Dresden belegen die Kurpfälzer mit drei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz Tabellenplatz 4. Auch Otmar Schork, Geschäftsführer Sport, hat eine veränderte Wahrnehmung seines SVS festgestellt: „Die Mannschaft tritt momentan sehr stabil, kompakt und selbstbewusst auf. Inzwischen werden wir von allen Vereinen ernst genommen, von daher kann man nicht mehr von einer Außenseiterrolle sprechen.“
Linsmayer hat genug von Frühjahrsdepressionen
Wahrnehmung hat sich deutlich verändert
Trotz der bisherigen Erfolge und der guten Tabellenposition wird bei den Kurpfälzern der Ball bewusst flach gehalten sowie Bescheidenheit und Zurückhaltung nach außen vorgelebt. Aufstiegskampf ist ein Tabu-Thema am Hardtwald. Verteidiger Philipp Klingmann: „Ich schaue nicht gerne auf die Tabelle, da ich weiß, dass zwei Spiele in die ein oder andere Richtung sich sehr schnell auswirken können. Bei zwei Niederlagen ist man schnell wieder unten, bei zwei Siegen wieder oben dabei. Die Liga ist so ausgeglichen, da macht es meiner Meinung nach keinen Sinn da ständig drauf zu schauen.“ Der 29-jährige gebürtige Heidelberger sieht im Teamgeist ein großes Plus: „Jeder ist für den anderen da, hilft bei Fehlern wo er kann. Die Rolle des Außenseiters ist uns bisher immer sehr gut gelegen, wenngleich sich dies aufgrund der bisherigen guten Resultate etwas verändert hat und wir insgesamt intensiver wahrgenommen werden.“
40-Punkte-Marke ist das Ziel - dann sehen was noch möglich ist
Mittelfeldspieler Denis Linsmayer kann dies nur unterstreichen: „Unsere Mannschaft ist sehr gefestigt, spielt ruhig und konzentriert, wartet geduldig auf die sich bietenden Chancen.“ Linsmayer belohnte seine starke Leistung gegen Dresden mit seinem ersten Saisontor: „Klar habe ich mich natürlich sehr gefreut. Es wurde ja auch mal wieder Zeit.“ Für den 26-jährigen gebürtigen Pirmasenser darf es in dieser Saison gerne etwas mehr werden: „Ziel ist es nach wie vor die nötigen 40 Punkte zum Klassenerhalt zu holen. Sobald wir die Marke erreicht haben, desto früher können wir in den restlichen Spielen auf zusätzliche Punktejagd gehen. Der aktuelle Tabellenstand ist der Lohn harter Arbeit. Wenn wir weiter diszipliniert und hart arbeiten, haben wir dieses Jahr eine tolle Runde vor uns.“
Die Gier ist deutlich spürbar
Dabei hat er die vergangenen Spielzeiten, in denen es in der zweiten Halbserie meist nach unten ging nicht aus dem Gedächtnis gestrichen: „Wir haben es im vergangenen Herbst gesehen, dass es relativ schnell gehen kann, wo man auch wieder nach unten schauen muss. Wichtig ist, dass wir Woche für Woche unsere Leistung zu hundert Prozent abliefern, dann bin ich zuversichtlich, dass wir auf einem vorderen Tabellenplatz in einer total ausgeglichenen Liga abschließen werden. Momentan haben wir wieder diese Gier und stehen defensiv total super, lassen dem Gegner kaum Torchancen zu.“ Linsmayer mahnt, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen: „Auch in der vergangenen Saison sind wir mit sechs Punkten in die Rückrunde gestartet, haben dann unsere Frühjahrsdepression bekommen und sich abgerutscht. Ich bin schon lange hier und habe jetzt keinen Bock mehr darauf nach einer tollen Hinrunde oder Start am Ende wieder um die goldene Ananas zu spielen.“
Wertvoller Mittelfeldspieler soll unbedingt gehalten werden
Vertraglich ist Linsmayer noch bis zum Saisonende gebunden, was darüber hinaus geht, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Trainer Kenan Kocak weiß um die Wertschätzung seines Mittelfeldspielers: „Denis ist ein sehr wichtiger und wertvoller Spieler für die Mannschaft. Das hat man in den letzten Spielen deutlich gesehen. Ich wäre froh und glücklich, wenn er uns noch lange erhalten bleiben würde.“
"Wollen nicht die schöne Stadt besichtigen und zu Platz 1 gratulieren"
Kocak blickt nach dem dritten Heimsieg in Folge zuversichtlich auf das bevorstehende Top-Spiel bei Tabellenführer Fortuna Düsseldorf: „Wir werden uns bestmöglich wie gegen jeden anderen Gegner vorbereiten, nicht hinten rein stellen sondern versuchen das Spiel zu gewinnen. Dabei ist es ganz wichtig, dass wir weiterhin an der Chancenverwertung arbeiten. Wir werden nicht nach Düsseldorf fahren, um die schöne Stadt zu besichtigen und dem Tabellenführer zu Platz 1 zu gratulieren. Dass es eine schwierige Aufgabe wird, wissen wir. Die Fortuna steht nicht zu Unrecht ganz oben. Dennoch sehe ich uns nicht chancenlos, und mit einer guten Tagesform ist einiges möglich.“
Fotos: BWA