Luiz Gustavo freut sich auf ein Wiedersehen mit Hoffenheim

Im Vorfeld des Aufeinandertreffens zwischen 1899 Hoffenheim und dem VfL Wolfsburg sprach die BWA mit einem der ehemaligen Aufstiegshelden, Luiz Gustavo. Der 26-jährige defensive Mittelfeldspieler bestritt von 2007-2010 99 Pflichtspiele für die TSG. Im Kraichgau begann für den damals jungen, unbekannten Brasilianer eine steile Karriere, die über zwei Jahre Bayern München, mit reichlich Titelgewinnen, nun in Wolfsburg ihre Fortsetzung findet. Der Millionen-Transfer im Januar 2011 von Hoffenheim nach München war für den damaligen Trainer Ralf Rangnick Anlass, seine erfolgreiche Zeit in Hoffenheim zu beenden, da der Wechsel ohne sein Wissen zustande kam.

Im Sommer wird der stets freundlich lächelnde, symphatische Mittelfeldspieler mit der Selecáo im Heimatland auf WM-Kurs gehen.

BWA:  Herr Gustavo, innerhalb von nur zweieinhalb Wochen treffen Sie mit dem VfL Wolfsburg auf Ihren ehemaligen Verein 1899 Hoffenheim. Mit welchen Gefühlen kehren Sie an die alte Wirkungsstätte zurück?

Luiz Gustavo: Ich freue mich immer, wenn wir auf Hoffenheim treffen. Ich hatte dreieinhalb tolle Jahre dort mit dem Bundesligaaufstieg und dem Umzug in die Arena nach Sinsheim. Es waren meine ersten Jahre in Europa, von daher wird es immer etwas Besonderes für mich sein, gegen 1899 zu spielen.

BWA: Im Pokal konnten Sie am 12. Februar einen knappen 3:2 Erfolg feiern. Rechnen Sie nun mit besonders motivierten Kraichgauern, die sich für das Pokal-Aus in der Bundesliga revanchieren möchten?

Gustavo: Selbstverständlich stellen wir uns auf einen hoch motivierten Gegner ein, aber nicht nur aufgrund der Pokal-Niederlage. Die Hoffenheimer wollen ihren Platz im Mittelfeld sichern. Sie sind zwar im Pokal gegen uns ausgeschieden, aber in der Bundesliga immerhin seit vier Spielen in Folge ohne Niederlage. Die Mannschaft ist schwer auszurechnen.

BWA: 1899 hat sich nach dem Fast-Abstieg im Mai jetzt mit dem jüngsten Bundesligakader im Mittelfeld etabliert. Großen Anteil daran hat auch Trainer Markus Gisdol. Wie haben Sie die Hoffenheimer Entwicklung verfolgt?

Gustavo: Ich habe natürlich immer nach Hoffenheim geschaut, und tue das auch jetzt noch. Aber nicht mehr so intensiv wie noch vor ein, zwei Jahren. Immerhin ist es mittlerweile über drei Jahre her, dass ich die TSG damals in Richtung München verlassen habe. Ich freue mich, dass die Mannschaft sich scheinbar stabilisiert hat und bislang eine gute Saison spielt. Das spricht dafür, dass dort einiges richtig gemacht wurde. Aber wie gesagt: Um das zu beurteilen, bin ich zu lange weg.

BWA: Sie haben anschließend beim FC Bayern alle möglichen Titel gewonnen. Der neue Coach Pep Guardiola baute jedoch nicht auf Sie. Wie sehr schmerzte es, als Champions-League-Sieger nicht mehr gebraucht zu werden?

Gustavo: Pep Guardiola hat nie gesagt, dass ich keine Chance habe. Ich hätte auch in München bleiben und kämpfen können. Ich bin sicher, dass ich auch etwas erreicht hätte. Ich habe mich dann mit Menschen ausgetauscht, die für mich wichtig sind und meine Entscheidung getroffen. Und ich kann sagen: Es war der richtige Weg.

BWA: Sie wählten den Weg nach Wolfsburg, wurden dort gleich zum Führungsspieler.

Gustavo: Genau deshalb war es die richtige Entscheidung. Ich fühle mich sehr wohl beim VfL und bin dort auch schnell aufgenommen worden. Für mich ist es wichtig, der Mannschaft zu helfen. Das versuche ich in jedem Spiel und in jedem Training.

BWA: Mit dem VfL sind Sie gut in die Rückrunde gestartet, haben zuletzt den Zweiten, Bayer Leverkusen, besiegt. In der Auto-Stadt träumt man bereits vom internationalen Fußball.

Gustavo: Jetzt, wo wir uns im oberen Tabellendrittel etwas festgesetzt haben, möchten wir diese Position natürlich auch verteidigen. Und deswegen ist es doch klar, dass auch unsere Fans Europa im Kopf haben. Aber wir wissen, dass wir uns alles hart erarbeiten müssen und es viel Arbeit bedeutet, sich gegenüber den anderen Mannschaft weiter zu behaupten. Aber wir sind auf einem guten Weg.

BWA: Für Sie persönlich steht mit der FIFA-Weltmeisterschaft im Sommer in Ihrer Heimat ein sportlicher Höhepunkt bevor. Was erwarten Sie von dieser WM?

Gustavo: Nicht nur unser Ziel ist der WM-Titel – aber wir spielen dazu noch in unserem eigenen Land. Wir wollen bis ins Finale und den Titel holen. Das ist ein großer Traum. Aber aktuell denke ich eher weniger an die WM, sondern konzentriere mich voll auf den VfL.

BWA: Wen zählen Sie zu den großen Favoriten und was bedeutet dieses Turnier für Brasilien als Gastgeberland?

Gustavo: Es gibt dieses Mal eine Menge sehr guter Mannschaften, nicht nur den einen Favoriten. Ich sehe da außer uns Deutschland, Spanien, Argentinien oder Italien. Dass das Turnier eine große Bedeutung für das Land und die Menschen dort hat, steht außer Frage.

BWA: Welchen Kontakt haben Sie noch zu 1899 Hoffenheim?

Gustavo: Die meisten meiner damaligen Weggefährten sind ja inzwischen nicht mehr da. Ich kenne natürlich Roberto Firminio, aber wir haben nicht zusammengespielt. Kontakt habe ich noch zu Sejad Salihovic.

BWA: Ihr Tipp, wie endet die Bundesligapartie in der Rhein-Neckar-Arena?

Gustavo: Ich tippe grundsätzlich nicht gerne, aber ich bin sicher, dass wir aus Hoffenheim etwas mitnehmen werden.

Jürgen Bauer

BWA-Foto Luiz Gustavo-2

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