Mitglieder stimmten einstimmig für die Übernahme von Dietmar Hopp

Am Montagabend haben die Mitglieder der TSG 1899 Hoffenheim auf der Jahreshauptversammlung in der Stadthalle Sinsheim einstimmig beschlossen, Mäzen Dietmar Hopp die Stimmenmehrheit in der Spielbetriebs GmbH zu übertragen. Von den 6.437 Vereinsmitgliedern waren 364 gekommen, 178 davon hatten Stimmrecht. Bei den Auserwählten handelte es sich um Mitglieder, die vor dem 12.12.2008 dem Verein beigetreten waren. Das Erscheinen von Herrn Hopp sorgte für einen großen Andrang, rings um die Stadthalle waren alle Parkplätze frühzeitig belegt. Auch Medienvertreter waren zugelassen.

Die Versammlung begann mit der Begrüßung durch Präsident Peter Hofmann und dessen ausführlichem Jahresrückblick. Er dankte allen ehrenamtlich im Verein tätigen Personen, ob im Jugendbereich oder Breitensport. Lobend erwähnte er auch die Fertigstellung der neuen Sporthalle, die Dank der Dietmar-Hopp-Stiftung erst kürzlich eingeweiht wurde. Das TSG-Urgestein lobte den seit April 2013 eingeschlagenen Weg und versprach, auch die kommenden Aufgaben wie bisher „mutig und mit Herzblut“ anzugehen. Hofmann blickte zehn Jahre zurück, als 2005 die Kapitalgesellschaft als eine der ersten ins Leben gerufen wurde: „Dietmar Hopp hat seit mehr als einem viertel Jahrhundert Maßstäbe gesetzt, die einzigartig und beispiellos sind. Sie gewähren dem Verein Stabilität und Sicherheit.

Im Anschluss folgten Ehrungen für langjährige, verdiente Vereinsmitglieder. Dabei wurde 11 Mal die Ehrennadel in Silber für 25-jährige Mitgliedschaft, 14 Mal in Gold für 40 Jahre Vereinstreue und zwei Mal die Ehrenmitgliedschaft für 50 Jahre Vereinszugehörigkeit verliehen.

Die anschließende Entlastung des Vorstands sowie der Wiederwahl des zweiten Vorsitzenden Kristian Baumgärtner für drei Jahre ging zügig und einstimmig über die Bühne.
Kassier Berthold Wipfler führte anschließend in seinem Kassenprüfbericht souverän durch die Zahlen des Geschäftsjahrs 2013/14 und bestätigte, dass ein Wirtschaftsprüfer den Jahresabschluss „mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk“ abgesegnet hat. Aufgrund Umstrukturierungen im Personalwesen sind die Ausgaben im Vergleich zu den Vorjahren stark nach oben gestiegen.

Der mit großer Spannung verfolgte Höhepunkt des Abends, eine knapp 50-minütige Rede von Mäzen Dietmar Hopp, wurde mit großem Interesse verfolgt. Der 74-Jährige blickte bei seiner Zeitreise über 60 Jahre zunächst auf seine fußballerische Vergangenheit sowie auf sein 25 Jahre währendes Engagement als Unterstützer der TSG zurück. Von Anfang an habe dabei für ihn auch die Jugendförderung eine wichtige Rolle gespielt, die zunächst im Jugendförderkonzept von „Anpfiff ins Leben“ gipfelte und heute mit der achtzehn99 AKADEMIE eine Fortsetzung findet.
Hopp blickte auf die Erfolge und Aufstiege der ersten Mannschaft zurück und erzählte, wie es dazu kam, dass er sich 2005 an die Spitze des Sport-Arbeitskreises der Metropolregion setzte, der den Anspruch hatte, den Bundesliga-Fußball in die Region zurückzubringen und zu etablieren. Hopp: „Unser Bestreben war es, die TSG mit unserer seriösen und nachhaltigen Philosophie zu einem Identifikationsobjekt für die Jugend der Region zu machen. Nicht vergessen werden sollten auch die vielen neuen Arbeitsplätze in der Region, die geschaffen werden konnten.“
Der sportbegeisterte Mäzen, der neben dem Fußball auch leidenschaftlicher Golfer ist, betonte mehrfach ausdrücklich, dass in Hoffenheim alles mit privatem Kapital finanziert wurde und des den Steuerzahler keinen Cent gekostet hat.
Seit gut 15 Jahren dürfen Vereine in Deutschland ihren Profibereich in eine Kapitalgesellschaft ausgliedern. Dabei müssen sie die so genannte 50+1-Regelung beachten, die besagt, dass Investoren in diesen Kapitalgesellschaften nicht die Stimmenmehrheit übernehmen dürfen. Die bislang nur für die Werksklubs Bayer 04 Leverkusen und VfL Wolfsburg geltende Ausnahme wurde nun erweitert. Erstmals gewähren auch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und der deutsche Fußball-Bund (DFB) einer Einzelperson dieses Privileg.
Für Hopp ist Hoffenheim nicht mit den Werksklubs vergleichbar: „Wir unterscheiden uns darin, dass die SAP als Hauptsponsor und nicht als Anteilseigner auftritt. Dies ist ein großer Unterschied.“

Durch die Übernahme der Stimmenmehrheit bei der TSG, die im folgenden Tagesordnungspunkt einstimmig beschlossen wurde, nimmt Hopp geltendes DFB-Recht wahr. „Wie bei jedem Recht erwachsen aus dessen Wahrnehmung moralische Pflichten“, so Hopp. In diesem Fall seien das die Fürsorge für den Verein und die Region. Mit der Übernahme werde es leichter, sein vielfältiges sportliches und finanzielles Engagement auf den langjährigen substantiellen Erhalt der TSG und weitere Erfolge auszurichten. Dies gelte vor allem für Investitionen in die Infrastruktur und die Jugendförderung. „Auch nach der Übernahme wird ein Beirat über die wirtschaftlichen und sportlichen Belange der TSG wachen, dabei bleibt die Verantwortlichkeit der Geschäftsführung unangetastet“, versicherte der Mäzen und unterstrich: „Vor allem wird der Stammverein seine Bedeutung behalten!“
Geschätzte 350 Millionen Euro dürfte der SAP-Mitbegründer seit 1989 in den Verein investiert haben. Für Herrn Hopp war es ganz wichtig, einen Sachverhalt klar und deutlich darzustellen: „Mir geht es ganz und gar nicht um Macht sondern eher darum, dass sichergestellt ist, dass nicht irgendwann ein anderer Präsident als Peter Hofmann eine eigene Agenda gegen meinen Willen entwickelt. Der Nachfolger aus meiner Familie hat nur Rechtssicherheit. Mit der Übernahme bleibt die TSG im Sinne von „Financial Fairplay“ nachhaltig und langfristig aufgestellt und ist dadurch den zukünftigen Herausforderungen gewachsen.“
Dietmar Hopp wurde anschließend von den anwesenden Mitgliedern rund zwei Minuten mit stehenden Ovationen von der Bühne verabschiedet. Er ist ab sofort der erste Privatmann in Deutschland, der mehrheitlich einen Profiverein führt. Es war ein historischer und außergewöhnlicher Abend in der Sinsheimer Stadthalle.

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

... die eine 50-minütige Zeitreise umfasste, Die TSG-Mitglieder in der Sinsheimer Stadthalle, Dietmar Hopp fesselte die Zuhörer mit seinen Erzählungen, Langer, stehender Beifall von den Mitgliedern, Präsident Peter Hofmann (li.) gratuliert seinem Vize Kristian Baumgärtner zur Wiederwahl, Die Abstimmung fiel einstimmig aus ..., ... die wahlberechtigten Mitglieder waren sich alle einig, und Dietmar Hopp und Peter Hofmann sind seit Jahren an der TSG-Spitze auf einer Wellenlänge

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