Nach der berauschenden Vorstellung gegen Wolfsburg folgte ein ernüchterndes 0:4 beim FC Schalke

Die Mini-Serie von fünf Bundesligaspielen ohne Niederlage ist für 1899 Hoffenheim zu Ende. Nur sechs Tage nach der berauschenden 6:2 Galavorstellung gegen Wolfsburg folgte beim FC Schalke 04 vor 60.604 Zuschauern eine schmerzhafte 0:4 Klatsche. Die Gastgeber gingen mit ihrer ersten Torchance (6. Min.) durch Klaas-Jan Huntelaar in Führung. Voraus ging eine verunglückte Kopfballabwehr von Niklas Süle. Nur zwei Minuten später die große Doppelchance zum Ausgleich. Erst scheiterte Kevin Volland am glänzend parierenden Keeper Ralf Fährmann und im Nachschuss vergab Anthony Modeste überhastet. Hoffenheim in der Folge ballsicherer, engagierter und laufintensiver. Vielversprechende Tormöglichkeiten blieben Mangelware, der Abschluss oftmals zu harmlos. Schalke versuchte es aus der Defensive mit Kontern.

Während ein artistischer Fallrückzieher von Modeste aus zwölf Meter knapp vorbei ging, führte einer dieser schnellen Gegenangriffe in der 28. Minute zum 2:0. Erneut war es der holländische Torjäger Huntelaar, der aus vollem Lauf von der Strafraumgrenze mit Links den Ball im langen Ecke versenkte. Innenverteidiger Tobias Strobl gewährte dem Schützen dabei viel zu viel Freiraum, wirkte unorientiert.

Kuriose Entscheidung nur zwei Minuten später. Schalkes Tim Hoogland fädelte im Strafraum geschickt bei Eugen Polanski ein, kam zu Fall und Schiri Florian Hartmann entschied völlig unverständlich auf den Elfmeterpunkt. Schütze Huntelaar zielte dabei arrogant, lässig und viel zu schwach geschossen in die Tormitte. Keeper Koen Casteels fiel nicht darauf herein und fing die Kugel sicher. Für den Schützen bereits der dritte Fehlschuss im sechsten Versuch.

Erneut war es Casteels, der kurz vor der Pause sein Team mit zwei prächtigen Paraden im Spiel hielt. Aufgrund der Spielanteile erschien die 2:0 Pausenführung mit abwechslungsreichem, hohem Unterhaltungswert etwas schmeichelhaft.

Nachdem Modeste in der 54. Minute einen Schuss neben das Tor setzte, machte es Ex-TSG-ler Chinedu Obasi im Gegenzug besser. Sein Gewaltschuss aus vollem Lauf schlug wie ein Geschoss zum vorentscheidenden 3:0 ein. Hoffenheim verteidigte dabei erneut schlecht, wirkte zu passiv und unentschlossen. Sechs Spieler standen bei Obasis Treffer, seinem ersten nach zwei Jahren, Spalier.

Der Bann war nun gebrochen. Ein Aufbäumen, wie in Mönchengladbach, wo ein 0:2 Halbzeitrückstand noch in ein 2:2 verwandelt werden konnte, war nicht zu erkennen. Die Knappen nun ballsicherer mit der besseren Spielkontrolle, während 1899 im Offensivspiel zu umständlich agierte, um das gegnerische Tor ernsthaft in Gefahr zu bringen.

Die beste Gästechance im zweiten Abschnitt vergab der eingewechselte Sven Schipplock, der nach schönem Kombinationsspiel eine Direktannahme neben das Tor setzte.

Die endgültige Entscheidung in der 79. Minute, als Draxler Gegenspieler Roberto Firmino locker aussteigen lies, quer auf Huntelaar legte und dieser ungehindert per Direktabnahme aus fünf Meter einschoss. Drei Schalkern standen dabei sieben Hoffenheimer im Strafraum gegenüber. Dem nicht genug, kassierte Schipplock in der Schlussphase noch die fünfte gelbe Karte und ist somit am Samstag im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 gesperrt.

Fazit: Der Schalker Sieg ging aufgrund einer gewaltigen Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte, auch in dieser Höhe, in Ordnung. Die Königsblauen haben sich nach den Blamagen gegen Real Madrid (1:6) und Bayern München (1:5) rehabilitiert. Hoffenheim hingegen viel zu harmlos und unentschlossen. Die hoch gelobte Offensivgewalt zeigte sich an diesem Tag eher als laues Lüftchen. Die Torgaranten Volland und Firmino, jeweils mit nur einer Tormöglichkeit und auffallend wenigen Ballkontakten, konnten keine Akzente setzen. Die Stürmer Modeste und Schipplock ohne Fortune. Die Defensive offenbarte Schwächen im Stellungsspiel, war besonders bei schnellen Angriffen durch die Mitte anfällig.

Der Aufwärtstrend der letzten fünf Partien hat einen herben Dämpfer erlitten. Die Ernüchterung nach dem Wolfsburg-Spiel war groß. 6:6 Tore in zwei Partien – Hoffenheim ist weiterhin ein Garant für hohen, spektakulären Unterhaltungswert. 52:52 Tore nach 24 Spieltagen sind eine außergewöhnliche Bilanz.

Die Analyse von Kapitän Andreas Beck deutlich: „Die Niederlage geht auch in dieser Höhe in Ordnung. Schalke war heute eine Klasse besser, hat uns sein Spiel aufgedrückt und nach der Führung im eigenen Stadion auf Konter gespielt.“

Hoffes Bester, Torhüter Casteels, ebenso treffend: „Wir hatten zu wenig Zugriff aufs Spiel und wirkten in den Zweikämpfen harmlos, oft auch einen Schritt zu spät. Das Ergebnis ist deutlich und sorgt für ein Scheißgefühl.“

Während 1899-Coach Markus Gisdol davon sprach, dass man den Schalkern nicht auf Augenhöhe sei, lobte Kollege Jens Keller die Trotzreaktion seiner Mannschaft nach den letzten Pleiten und sprach von einem schmeichelhaften Ergebnis für die Gäste.

Während 24:9 Torschüsse deutlich für S04 sprachen, hatten die Nordbadener zumindest bei den Ballkontakten (54%) und Zweikampfwerten (51%) leichte Vorteile. Ein schwacher Trost, mehr auch nicht.

1899 Hoffenheim hat am kommenden Samstag im Heimspiel gegen Mainz (Beginn: 15:30 Uhr) die Chance zur Wiedergutmachung. Auch wenn sich tabellarisch auf Platz zehn wenig veränderte, so müssen die Gisdol-Schützlinge aufpassen, dass es aufgrund des schweren Restprogramms nicht schneller als lieb aus der Komfortzone in Richtung bedrohliche Ränge geht.

Fotos: Kraichgaufoto – Uwe Grün

 

Roberto Firmino erwischte gegen Schalke, das großen Interesse an einer Verpflichtung hat, einen ganz schwachen Tag., Wenig Glück im Abschluss: 1899-Torjäger Anthony Modeste, Konnte nach seiner Einwechslung wenig offensive Impulse geben: Stürmer Sven Schipplock., Tobias Strobl musste zur Pause mit Verdacht auf Gehirnerschütterung nach einem Zusammenprall mit Eugen Polanski aus dem Spiel., und Es war nicht der Tag von kevin Volland. Nur ein Torschuß und wenig Ballkontakte für den U21-Nationalstürmer.

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