Bei Fußball-Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim war man mit der Leistung der vergangenen Saison nicht zufrieden. Mit nur 37 Punkten entkamen die Nordbadener auf Platz 15 nur hauchdünn der Relegation. Erst nach den beiden verschlissenen Trainern Markus Gisdol und Huub Stevens konnte Neuling Julian Nagelsmann die Mannschaft ab Februar wieder auf den richtigen Weg bringen. Für die TSG geht es in der neuen Saison vor allem darum diesen Weg weiterzugehen und für eine erfolgreichere Spielzeit zu sorgen. Das vorhandene Spielermaterial weißt mehr Qualitäten und Potential auf, als die Mannschaft über die gesamte Saison 2015/16 gesehen im Stande war abzurufen.
Nach bestimmten Kriterien nachgebessert
Die Verantwortlichen haben daher nachgebessert und fast ausschließlich bundesligaerfahrene, deutsche Spieler verpflichtet. Das Verhältnis zwischen erfahrene Profis und hoffnungsvollen Talenten passt. Sollte Julian Nagelsmann den Weg, den das Team gegen Ende der abgelaufenen Spielzeit einschlug, beibehalten können, sollte sich das Abstiegsgespenst nicht ins Bundesligadorf verirren. Der TSG-Coach bevorzugt eine offensive Ausrichtung, die dem vorhandenen Personal auch besser zugeschnitten ist. Der 29-jährige Senkrechtstarter hat bereits in seinem ersten halben Jahr als Cheftrainer in der höchsten deutschen Spielklasse bewiesen, dass er nicht nur jung sondern auch mutig und kreativ ist. Der vorhandene, breit aufgestellte Kader bietet ihm dabei viele Variationsmöglichkeiten.
Baumann – die unangefochtene Nummer 1
Im Tor ist Oliver Baumann die unumstrittene Nummer eins. Reaktionsschnell auf der Linie mit klarer Ansage an seine Vorderleute. Sollte der 26-Jährige sich noch im Spielaufbau verbessern, zählt er zur Elite der Bundesliga-Torhüter. Hinter ihm reihen sich mit Marko Maric, Alexander Stolz und Gregor Kobel gleich drei Torhütertalente ein.
Vierkampf um die Innenverteidigung
In der Abwehr ist das Eigengewächs Niklas Süle gesetzt. Der 20-Jährige, der mit der Olympiamannschaft in Brasilien am Start war, ist eines der verheißungsvollsten Talente der Kraichgauer. Trotz zahlreicher lukrativer Angebote aus dem In- und Ausland entschied sich der gebürtige Frankfurter ein weiteres Jahr in Hoffenheim zu bleiben. Um die zweite Innenverteidigerposition duellieren sich Ermin Bicakcic, Fabian Schär und Neuzugang Benjamin Hübner. Auf dieser wichtigen Position ist die TSG, nicht zuletzt aufgrund des Konkurrenzkampfes, sehr gut besetzt. Auf den Außenverteidigerpositionen fehlt es Nagelsmann hingegen noch an Alternativen. Während auf Rechts der Tscheche Pavel Kaderabek gesetzt ist, dürfte auf der anderen Außenverteidigerposition der zweite Olympiateilnehmer Jeremy Toljan weitaus bessere Chancen als der Südkoreaner Jin-Su Kim haben. Alternativ kam hier auf Links schon mehrfach der gelernte Offensivspieler Philipp Ochs zum Einsatz.
Laut Manager Alexander Rosen hält man für diese Position noch bis zur Schließung des Transferfensters Ausschau nach einer weiteren Alternative.
Überangebot an Mittelfeldspielern
Im defensiven Mittelfeld wurde personell ebenfalls aufgerüstet. Die Neuzugänge Kevin Vogt und Lukas Rupp bieten weitere Alternativen zum bisherigen Stammpersonal in der Zentrale mit Sebastian Rudy, Eugen Polanski und Pirmin Schwegler. Qualitativ wurde hier das Niveau aller bundesligaerfahrenen Akteure deutlich angehoben und stabilisiert.
Im offensiven Mittelfeld bekam der 19-Jährige Nadiem Amiri mit Neuzugang Kerem Demirbay und Nachwuchsspieler Baris Atik weitere junge Konkurrenten zur Seite, die alle noch über wenig Bundesligaerfahrung verfügen.
Prunkstück ist die Offensive
Der Konkurrenzkampf im Sturm, dem Hoffenheimer Prunkstück, ist besonders groß. Mit Eduardo Vargas, Steven Zuber, Jonathan Schmid, Philipp Ochs, Jiloan Hamad, Tarik Elyounoussi und Neuzugang Marko Terrazzino bieten sich gleich sieben Spieler für zwei freie Positionen an. Auf den Außen kann Trainer Nagelsmann je nach Tagesform wählen. Nicht weniger eng wird es im Sturmzentrum, wo sich Mark Uth, Andrej Kramaric und Neuzugang Sandro Wagner duellieren. Adam Szalai kehrte nach einer Ausleihe aus Hannover zurück und dürfte wohl einer der Kandidaten sein, die noch vor Schließung des Transferfensters abgegeben werden.
Vorbereitungsspiele auf internationalem Niveau
Eine Aussage über die absolvierten Testspiele, vor dem Ligastart am Sonntag gegen RB Leipzig, ist schwer zu treffen. Bei der Auswahl der jeweiligen Gegner wählten die Verantwortlichen durchweg ausländischen Mannschaften. Trainer Nagelsmann legte dabei sehr viel Wert auf Qualität, da er von zweistelligen Siegen gegen Amateurmannschaften wenige Erfahrungswerte gewinnen kann. Die jeweiligen Ergebnisse waren recht unterschiedlich: 4:0 Erfolg gegen den Schweizer Erstligisten FC Vaduz aus Lichtenstein, 1:2 Niederlage gegen KV Oostende aus Belgien, 2:0 Heimsieg gegen den italienischen Erstligisten AC Chievo Verona und zuletzt 1:1 das spanische Spitzenteam von Athletic Bilbao.
Foto: Kraichgaufoto