Nach zwei Bundesliga-Spieltagen steht für die TSG Hoffenheim in der bevorstehenden „Englischen Woche“ zwei richtungsweisende Partie auf dem Programm. Zunächst geht es am Samstag in der Sinsheimer WIRSOL Rhein-Neckar-Arena gegen den VfL Wolfsburg (Beginn: 15:30 Uhr) und am Dienstag im Darmstädter Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor (20:00 Uhr) um wertvolle Punkte. Mit zwei Siegen können sich die Kraichgauer oben in den einstelligen Tabellenregionen festsetzen, bei einem Unentschieden oder einer Niederlage gegen Wolfsburg droht der Absturz in die bedrohlichen Kellerregionen.
TSG noch mit viel Licht und Schatten
Das 4:4 in Mainz hat offenbart, dass die Mannschaft noch nicht über die nötige Stabilität bzw. Reife verfügt. Im Defensivbereich wurden noch zu viele haarsträubende Fehler begangen, die die Gegner quasi zum Tore schießen einladen. Nach einer völlig misslungenen ersten Hälfte zeigte die Mannschaft, als sie bei 1:4 Rückstand ohne Druck aufspielen konnte, zu was sie in der Lage ist zu leisten.
Für TSG-Stürmer Mark Uth hat die erfolgreiche Aufholjagd in Mainz auch Positives: „Unsere Energieleistung dürfte neues Selbstvertrauen vor dem Wolfsburg-Spiel freigesetzt haben. Wichtig, dass wir so anfangen, wie in Mainz in der zweiten Hälfte. Es darf sich nicht mehr wiederholen, dass wir eine halbe Stunde völlig verschlafen. Wolfsburg würde dies noch höher bestrafen. Wir spielen Bundesliga, so etwas darf normal nicht passieren.“
Interessantes Duell zwischen den Stürmern Uth gegen Gomez
Wenngleich es für den TSG-Torjäger mit drei Saisontreffer zur reizvollen Aufgabe wird, sich mit VfL-Star Mario Gomez zu duellieren, steht bei ihm der Teamgedanke an erster Stelle: „Ein Sieg gegen Wolfsburg reicht mir, ob ich treffe oder nicht, das ist zweitrangig. Wichtig sind jetzt drei Punkte. Wir sind zwar noch am Anfang der Saison, doch es gilt jetzt gegen Wolfsburg alles abzurufen, um den ersten Saisonsieg zu landen.“ Der Nationalstürmer, der zu Saisonbeginn von Istanbul nach Wolfsburg wechselte, hat bislang fast nur positive Erfahrungen mit den Nordbadenern gemacht. In acht Duellen mit der TSG traf er siebenmal und hat dabei noch nie verloren.
Spektakel nur gerne in der Offensive
Was für die Fans gerne als positives Spektakel angenommen wurde, sieht Trainer Julian Nagelsmann eher mit gemischten Gefühlen: „In der Offensive habe ich zwar gerne Spektakel, nach hinten darf es ruhig weniger sein. Wir müssen das besser machen und es dem Gegner schwerer machen, sich Chancen zu erarbeiten und Tore zu schießen. Mit sechs erzielten Toren muss man eigentlich mehr als zwei Punkte auf dem Konto haben.“
In Mainz haben ihn vor allem viele kleine Dinge gestört, die nicht auf gruppen- oder mannschaftstaktische Fehler zurückzuführen sondern vielmehr individuelle Fehler einzelner Spieler waren. Nagelsmann: „Es geht dabei um die Absicherung, das Erkennen von gefährlichen Situationen, zu erkennen wo Brandherde entstehen, um sie gleich zu löschen. Sich gegenseitig im Verbund zu helfen, viele Eins-gegen-Eins-Situationen in der letzten Linie zu vermeiden.“
Der akribisch arbeitende 29-jährige Fußballlehrer hat seinen Spielern in dieser Woche im Training dies alles vor Augen geführt. Vor allem beim traditionelles „Mittwochshoch“ wurde in den Übungseinheiten verstärkt daran gearbeitet. Jetzt gilt es dies auch auf die Ligaspiele zu übertragen.
Gegen defensivstarke Wölfe alle Antennen einschalten
Den nächsten Gegner Wolfsburg sieht der TSG-Coach als eine „starke Mannschaft mit sehr guten Einzelspielern und interessanten Neuzugängen, die teilweise schon eine wichtige Rolle im Team spielen“. Nagelsmann warnt vor zudem vor der guten Offensive und den gefährlichen Standards. Auch in der Defensive stehen die Grün-Weißen, die in der vergangenen Saison noch mit die meisten Gegentreffer zuließen, gefestigt. Bislang kassierte der VfL noch keine Pflichtspielgegentor. Deshalb heißt für Nagelsmann die Devise: „Wir müssen gegen Wolfsburg alle Antennen einschalten. Die Wölfe werden sich in Sinsheim besonders bissig zeigen, schließlich winkt ihnen bei einem Auswärtssieg der Sprung in die Champions-League-Ränge.
Bilanz spricht für die Gäste
Besonders interessant dürfte der Vergleich der beiden Sturmreihen werden. Bei der TSG sind dies Uth, Kramaric und Wagner, beim VfL Draxler, Didavi und Gomez. Alles Stürmer, die in der Lage sind, Spiele im Alleingang zu entscheiden. Die Bilanz aus den bisherigen 16 Partien spricht bei acht Siegen, drei Unentschieden und fünf Niederlagen für die Niedersachsen. In der Autostadt wurden bislang erst 275 (!) Gästetickets abgesetzt. Ein Minusrekord für ein Hoffenheimer Heimspiel im neunten Erstligajahr.
1899 Hoffenheim gegen VfL Wolfsburg ist zwar kein Bundesligaklassiker, aber mit Sicherheit ein sehr interessanter Vergleich zweier personell stark besetzter Mannschaften. Für dieses Duell wurden bislang im Vorverkauf erst 22.000 Tickets abgesetzt.
Foto: Kraichgaufoto