Paderborn erwies sich als der erwartet schwere Neuling

Strahlend und bestens gelaunt stellte sich Hoffenheims Direktor für Profifußball Alexander Rosen in der Mixzone der Wirsol Rhein-Neckar-Arena den Fragen der versammelten Medienvertreter nach dem 1:0 Erfolg gegen den starken Bundesliga-Neuling SC Paderborn.
Kritische und unangenehme Fragen brauchte der redegewandte und stets freundliche Manager nicht zu befürchten. Das, was die Kraichgauer im bisherigen Saisonverlauf zeigten, zollt viel Respekt und zieht fast ausschließlich positive Schlagzeilen nach sich.
Nach dem verdienten 1:0 Heimerfolg gegen die Ostwestfalen kletterten die Hoffenheimer auf den zweiten Tabellenplatz und sind, auch wenn es Rosen nicht gerne hört, hartnäckigster Verfolger der übermächtigen Bayern.
Rosen, rhetorisch sehr geschickt, versucht dennoch den Ball flach zu halten, keine große Euphorie und Erwartungshaltung aufkommen zu lassen: „Maßgebend für den Sieg war unsere Beharrlichkeit immer wieder den gut positionierten Gegner geduldig anzuspielen, der wenig Interesse an einem geordneten Spielaufbau hatte und mit Konter zum Erfolg kommen wollte. Aufgrund der höheren Spielanteile und Chancen war der hart erarbeitete Sieg am Ende verdient. Wir werden deshalb nicht euphorisch und weiter unseren Blick immer Woche für Woche auf die nächste Aufgabe fokussieren.“  
In der Tat, Paderborn machte es der TSG erwartungsgemäß nicht leicht. Sie präsentierten sich als kompakte, sehr gut strukturierte, konterstarke Mannschaft. Ein Gegner, der oftmals in einer intensiven Partie auf Augenhöhe agierte und aus einer sicher gestaffelten Defensive mit langen, schnellen Kontern die TSG-Hintermannschaft einige Male vor Probleme stellte.  TSG-Coach Markus Gisdol sprach „von einem dicken Brett, das gebohrt werden musste“.
Die Nordbadener versäumten es früh in Führung zu gehen. In der fünften Minute scheiterte Nationalspieler Sebastian Rudy mit seinem ersten Bundesliga-Elfmeter, nachdem Kevin Volland gefoult wurde, am Torpfosten. Es hätte der Türöffner gegen einen defensiv starken Neuling sein können. Die 25.712 Zuschauer kamen weiter auf ihre Kosten, sahen neben schönen Spielkombinationen vier Pfostenschüsse (Bundesliga-Saisonrekord), drei davon für die Gastgeber. Höhepunkt, das „Tor des Tages“ in der 73. Minute durch U21-Nationalmannschafts-Kapitän Kevin Volland, der seine über 1.000-minütige Torflaute in der Liga beendete.
Der Allgäuer lüftete gegenüber der bwa-sport.de das Geheimnis seines immer länger werdenden Bartes: „Mit Tobias Strobl und einem Freunde vom TSV 1860 München habe ich eine Wette laufen, dass wir erst den Bart abrasieren, wenn wir wieder ein Spiel verlieren. Im Gegensatz zu Strobl wächst mein Bart viel schneller und färbt sich sogar orange-rot. Vielleicht sollte ich ihn mal färben.“ Ganze zehn Bundesligaspiele saisonübergreifend haben die Nordbadener schon nicht mehr verloren. Dass hierbei auch etwas Glück von Nöten ist, zeigte sich in zwei strittigen Szenen, als Paderborn, nicht zu Unrecht, jeweils einen Strafstoß forderte, diesen aber von Schiri Robert Hartmann verweigert bekam.
Nachdem sich Gäste-Trainer André Breitenreiter über diese für ihn spielentscheidende Szenen beklagte, lobte er auf der Pressekonferenz den Gegner: „Hoffenheim hat eine tolle Mannschaft mit überragenden Spielern. Wenn sie noch Konstanz ins Spiel bekommen, werden sie am Ende auch weit oben stehen.
Oben bleiben und auch im DFB-Pokal am heutigen Mittwochabend gegen Zweitligist FSV Frankfurt eine Runde weiter kommen möchte auf alle Fälle TSG-Trainer Gisdol: „Wir nehmen das Pokalspiel sehr wichtig, werden die Aufgabe gegen einen vermeintlich schwächeren Gegner mit der bestmöglichen Mannschaft angehen.“
Pirmin Schwegler, Neuzugang von Eintracht Frankfurt, freut sich auf das Duell mit den „kleineren Frankfurtern“: „ Es ist eine extrem schwierige Aufgabe in einer Phase, wo es bei uns sehr gut läuft und viele in Euphorie schweben. Dann kommt ein Zweitligist, wo alle denken, „den haut man weg“. Wir müssen an unsere Grenzen gehen, alles abrufen und dann werden wir auch eine Runde weiterkommen.“
Mittelfeldkollege Eugen Polanski erwartet ein ähnliches Spiel wie gegen Paderborn: „Wir dürfen nicht den Fehler machen und den FSV unterschätzen. Sie haben zuletzt durch einen 5:2 Auswärtssieg in Fürth viel Selbstvertrauen gewonnen. Der Pokal hat zwar bekanntlich seine eigenen Gesetze, doch wenn wir mit klarem Kopf an die Aufgabe herangehen, werden wir auch diese Hürde nehmen.“
Es könnte eine sehr erfolgreiche Woche für den Dorfverein werden. Nach dem heutigen Pokalspiel gastieren die Blau-Weißen am Sonntag um 15:30 Uhr im Verfolgerduell beim Tabellennachbarn Borussia Mönchengladbach. Eine Standortbestimmung für die Gisdol-Truppe.

Foto: Kraichgaufoto

Artikel teilen

WERBUNG