Pirmin Schweglers schwerer Kampf im Kindesalter

Pirmin Schwegler sucht bei der TSG 1899 Hoffenheim eine neue sportliche Herausforderung
Interview Teil 1

Einer der Hoffenheimer Neuzugänge zur Saison 2014/15 ist der schweizer Nationalspieler Pirmin Schwegler. Nach Leverkusen und Frankfurt ist der Kraichgau die dritte Station des Mittelfeldspielers in der Fußball-Bundesliga. Nach anfänglichen Verletzungsproblemen hat sich der 27-Jährige einen Stammplatz im defensiven Mittelfeld erkämpft. Im Gespräch mit bwa-sport.de äußert sich Schwegler zu einer schwere Krankheit im Kindesalter, zu Verletzungsproblemen die zum WM-Verzicht führten und die aktuelle Situation beim derzeit Tabellenzweiten 1899 Hoffenheim.

bwa-sport.de: Auf Ihrer Homepage geben Sie an, „auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen“ und „dass die Gesundheit das höchste Gut des Menschen sei“. Sie unterstützen die Stiftung „Winzig kleine Lebensretter“. Was hat es damit auf sich?
Pirmin Schwegler: Das Ganze geht schon etwas weiter zurück. Ich war als Kleinkind im Alter von 16 Monaten an Leukämie erkrankt. In der Kinderkrebsstation in Bern, wo ich über ein Jahr untergebracht war, war die leitende Ärztin, die mich quasi totkrank in die Hände genommen hat, auch die Leiterin dieser Stiftung. Jahre später hat man sich zufällig wieder getroffen und als ich von ihrer Stiftung hörte, war es mir sofort klar, hier aktiv zu werden und mit zu helfen, um dieses Projekt sowohl finanziell als auch im Bekanntheitsgrad zu unterstützen.

Seit 2003 gelt Sie als völlig geheilt. An was können Sie sich noch erinnern?
Zu den Anfangszeiten kann ich wenig sagen, nur von den  Erzählungen habe ich mitbekommen, dass es sehr kritisch war. Die Ärzte prognostizierten eine Überlebenschance von unter zehn Prozent. Ich bekam zwölf Mal Chemotherapie. Bis zu acht Jahren danach musste man intensiv die Entwicklung kontrollieren. Nach zwei Jahren war zu erkennen, dass die Behandlungen anschlagen und Besserungen eintreten. Ich kann mich noch an die Zeit als Jugendlicher erinnern, wo ich zu den Nachbehandlungen musste und dabei die anderen schwer kranken Kinder sah. Da wurde mir erst bewusst, was für ein Glück ich wirklich hatte.

Wie hat sich die Krankheit auf Ihr weiteres Leben ausgewirkt?
Natürlich schätzt man gewisse Situationen im Leben anders ein. Bei Verletzungen weiß ich, dass ich immer wieder zurückkomme, bei einer schweren Krankheit ist dies nicht immer der Fall. Ich kann daher vieles in die richtige Schublade stecken und über etwas stehen.

Ihr drei Jahre älterer Bruder Christian, der für Sie ein Vorbild ist, ist ebenfalls Fußballprofi.
Über Arminia Bielefeld wechselte er zum FC Red Bull Salzburg. Er war als Jugendlicher immer ein Vorbild für mich, auch weil er immer eine Stufe weiter war. Ich habe immer zu ihm hochgeschaut und wir haben ein tolles Verhältnis. Über den Hoffenheimer Mannschaftsarzt, der auch für Salzburg tätig ist, wusste er einiges über die TSG und hat mir zu meinem Wechsel dorthin gratuliert.

Nach fünf Jahren mit Ab- und Aufstieg haben Sie Frankfurt verlassen, um sich in Hoffenheim weiter zu entwickeln. Wie kamen die ersten Kontakte in den Kraichgau zustande?
Bei mir war der Drang etwas Neues zu machen vorhanden. Meine Vertragssituation war für andere Vereine interessant, auch für die TSG. Relativ zeitig haben wir die ersten Gespräche geführt und wurden schnell einig. Von Beginn an habe ich mich hier sehr wohl gefühlt und das Vertrauen gespürt.

Suchten Sie nach Ihrer Zeit in Leverkusen und Frankfurt ein neues Abenteuer, wo man sich neu beweisen muss?
Als Abenteuer würde ich es nicht bezeichnen. Ich habe einfach gespürt, dass ich etwas Neues brauche, einen Input und neue Reize. Ich sehe es eher als neue Herausforderung und Bestätigung in meiner Karriere.

Was sind für Sie die größten Unterschiede zwischen Ihrem ehemaligen und neuen Verein?
Allzu große Unterschiede sehe ich nicht. Am Ende geht es doch nur darum am Wochenende erfolgreich zu sein. Die Bundesliga ist ein hartes Geschäft, wo es ständig rauf und runter geht. Die Fan- und die Medienlandschaft zwischen Frankfurt und Hoffenheim weißt schon größere Unterschiede auf. Da ich eher ein Typ bin, der nicht so den Mittelpunkt sucht, finde ich es hier sehr angenehm.

Fotos: BWA
Fortsetzung und Interview-Teil 2 am Donnerstag

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