Platzt bei der TSG endlich der Knoten? Hoffenheim zu Gast in Freiburg

Völlig unterschiedliche Vorzeichen beim Baden-Derby am Sonntag

Die Vorzeichen beim bevorstehenden Baden-Derby am Sonntag um 15:30 Uhr zwischen dem gastgebenden SC Freiburg und der TSG Hoffenheim gingen selten weiter auseinander. Während die Breisgauer nach 23 Bundesligaspieltagen als aktuell Tabellenfünfter weiter von einer Champions League-Teilnahme träumen, geistert in 159 Kilometern Luftlinie Entfernung das Abstiegsgespenst durch den Kraichgau. Die seit 13 Ligaspielen sieglosen Hoffenheimer stecken mit 19 Zählern punktgleich mit Schlusslicht FC Schalke 04, dem Vorletzten VfL Bochum und dem Fünfzehnten VfB Stuttgart tief im Tabellenkeller.

Noch kein Punktgewinn in der Rückrunde

Die Bilanz im Jahr 2023 ist erschreckend: Die TSG ist erst die dritte Mannschaft, die die ersten sechs Spiele der Rückrunde allesamt verlor. Das passierte in der Bundesligageschichte zuvor nur Hannover 96, das in der Saison 2009/10 sieben und 1985/86 sogar neun Niederlagen nacheinander kassierte.

Kopfballduell zwischen Hoffenheims Kevin Akpoguma und Michael Gregoritsch

Heimmacht SC Freiburg

Während die südbadische Heimmacht seit zehn Spielen in Folge im neuen, schmucken Europa-Park-Stadion ungeschlagen ist, wird beim nordbadischen Rivalen nach zuletzt sechs Niederlagen in Folge die Verunsicherung Woche für Woche größer. Im direkten Aufeinandertreffen zogen die Blau-Weißen meist den Kürzeren. Die Truppe von SC-Kulttrainer Streich verlor nur eines der letzten acht Derbys, ging dabei fünfmal als Sieger vom Platz. Das torlose Hinrundenspiel war das Duell zwischen dem Zweiten (Freiburg) und dem Vierten (Hoffenheim) - jetzt steht der SCF elf Ränge besser da als 1899.

Mehrfachbelastung

Ein Vorteil für die Hoffenheimer ist sicherlich, dass die Freiburger am heutigen Donnerstagabend (21 Uhr) im Achtelfinale der Europa League bei Juventus Turin antreten müssen. Während der SCF sein größtes internationale Spiel der Vereinsgeschichte bestreitet, können die Kraichgauer gemütlich vor dem Bildschirm die Beine hochlegen und sich die Vorstellung des nächsten Gegners entspannt anschauen.

"Müssen uns Selbstvertrauen erarbeiten"

TSG-Winterneuzugang Delaney zur aktuellen Situation beim Dorfverein: „Uns fehlt ein Erfolgserlebnis, das haben wir lange nicht erlebt. Stattdessen sind wir in einer Negativspirale. Die aktuellen Ergebnisse haben etwas mit dem Selbstvertrauen zu tun. Natürlich haben wir die Serie im Kopf.“ Der bundesligaerfahrende Mittelfeldspieler hofft auf eine Trendwende am Sonntag: „Wir müssen wieder anfangen zu punkten und uns das Selbstvertrauen erarbeiten. Die Qualität ist in der Mannschaft vorhanden, das müssen wir nun auf den Platz bringen.“

Standards entscheiden Spiele

Eine Spezialität der Gastgeber sind die Standards. Während die Schwarzwälder mit bislang 16 Saisontreffern den Ligaspitzenwert belegen, konnte die TSG nur drei Treffer nach einem ruhenden Ball erzielen. Gleichzeitig kassierte das Team von Trainer Matarazzo bei zuletzt drei 0:1-Niederlagen alle Gegentreffer nach gegnerischen Standards. In Augsburg und in Mainz nach Ecken, gegen Dortmund nach einem Freistoß. Neun Gegentore nach Eckbällen ist zumindest ein negativer Ligahöchstwert für die TSG. Die Erkenntnis des bislang erfolgslosen Hoffe-Coaches: „Es ist zum dritten Mal hintereinander und es ist das gleiche Muster. Das ist eine reine Haltungssache, Disziplin, Wille zu verteidigen.“

Die Enttäuschung bei den Hoffe-Fans nach der langen Sieglosserie wird zunehmend größer

Offensivschwäche

Im Angriff ist die Hoffenheimer Offensivpower früherer Tage nur noch ein laues Lüftchen. Null Treffer aus den letzten drei Partien, sieben in den bisherigen acht Ligaspielen im Jahr 2023 sind vielsagend für den aktuellen harmlosen Zustand an vorderster Front. Der Unmut der Fans wird inzwischen immer größer.

Fan-Wut nimmt zu

Nach dem Spiel in Mainz beschimpften aufgebrachte TSG-Anhänger die Spieler, pfiffen sie aus und stellten sie nach der späten Bus-Ankunft vor dem Eingangsbereich des Trainingszentrums in Zuzenhausen zur Rede. Der in Freiburg gelbgesperrte Baumgartner, der in der Fanszene einen hohen Stellenwert genießt, zeigt für den Fan-Frust volles Verständnis: „Die Fans wollten uns ihre Meinung sagen, das ist absolut berechtigt. Sie fordern hundertprozentig bedingungslosen Einsatz“. Sportchef Rosen nimmt die Profis mahnend in die Pflicht: „Wer jetzt die Situation negiert und nicht akzeptiert, ist fehl am Platz. Wir müssen akzeptieren, selbst reflektieren, Verantwortung übernehmen und aus der Opferrolle rauskommen.“

Was möchte Matarazzo verändern?

Matarazzos Vorstellung, den weiteren Absturz zu stoppen und am Sonntag in Freiburg eine Trendwende zu schaffen, steht auf wackligen Beinen und ist schwer vermittelbar: „Gewinnbringend könnte sein, dass man grundsätzlich etwas verändert. Was die Struktur angeht, wie man das Spiel anlegt. Es muss etwas passieren, man hat eine neue Chance“.

Es ist eng im Keller

Elf Spieltage vor Saisonende war in der 60-jährigen Bundesliga-Historie der Abstiegskampf nach 23 Spieltagen noch nie so eng und spannend. Im weiteren Saisonverlauf spielt jeder der aktuell am stärksten vom Abstieg bedrohten Klubs noch mindestens zwei direkte Abstiegsduelle. Die TSG und Hertha BSC Berlin treffen sogar dreimal noch auf direkte Konkurrenten. Nach dem Baden-Derby stehen mit Hertha BSC, SV Werder Bremen und dem FC Schalke 04 ganz wichtige, vorentscheidende Partien im Abstiegskampf für die Hoffenheimer bevor, ehe es Mitte April zum Rekordmeister nach München geht. Es ist durchaus vorstellbar, dass eine endgültige Entscheidung über den Klassenerhalt erst am letzten Spieltag fällt, wenn sich die Kraichgauer dem ungeliebten schwäbischen Nachbarn und ehemaligen Matarazzo-Club in der Stuttgarter Mercedes-Benz-Arena gegenüberstehen.

Die nächsten Gegner der TSG Hoffenheim: 

Freiburg (A), Hertha BSC (H), Bremen (A), Schalke (H), FC Bayern (A), Köln (H), Leipzig (A), Frankfurt (H), Wolfsburg (A), Union Berlin (H), Stuttgart (A)

Fotos: Kraichgaufoto

Antreiber Baumgartner (li.) wird der TSG in Freiburg fehlen und Kopfballduell zwischen Vogt (li.) und Gregoritsch

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