Sensationell: Sandhausen grüßt von der Tabellenspitze

Der SVS feiert gegen Union Berlin den vierten Saisonsieg

Es ist die Überraschung der 2. Bundesliga nach sieben Spieltagen: Nach dem vierten Saisonsieg erklimmt der SV Sandhausen vorübergehend die Tabellenführung. Verteidiger Leart Paqarada erzielte mit einem Weitschuss in der 55. Minute gegen den 1. FC Union Berlin das ´Tor des Tages` für die Kurpfälzer, die damit zum dritten Mal in dieser Saison ein Heimspiel mit 1:0 gewannen. Der SVS konnte seinen Ruf als Favoritenschreck erneut unter Beweis stellen. Entsprechend groß war der Jubel im schwarz-weißen Fanlager, als nach dem Abpfiff feststand, dass der SVS erstmals die Pole-Position errungen hatte. Der kleinste Zweitligist thront sensationell über der großen Konkurrenz. Für Präsident Jürgen Machmeier ist dies der Lohn harter und intensiver Arbeit: „Das war heute beeindruckend. Wir haben es geschafft, die Mannschaft zusammenzuhalten und mittlerweile entwickelt sie sich von Spiel zu Spiel.“

Dicke Luft im Union-Strafraum

Neue taktische Grundausrichtung war der Schlüssel zum Erfolg

Zum Spiel: SVS-Trainer Kenan Kocak nahm zwei Änderungen im Vergleich zum letzten Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern vor: Denis Linsmayer kam für Julian Derstroff in die Startelf, Richard Sukuta-Pasu ersetzte Haji Wright als Sturmspitze. Sandhausen überraschte mit einer neuen taktischen Grundausrichtung in einem 3-4-1-2-System. In der Rückwärtsbewegung wurde die Dreier- dann zur Fünferkette aufgestockt. Manager Otmar Schork sah in dieser taktischen Vorgehensweise den Schlüssel zum Erfolg: „Das ist die Handschrift des Trainers, der es immer wieder schafft, die Mannschaft individuell auf jeden Gegner einzustellen. Wir haben heute auf eine Dreierkette umgestellt, was gegen einen Gegner wie Union Berlin genau die richtige Lösung war. Wir sind sehr variabel geworden.“

Klingmanns Schuss wird auf der Torlinie gerettet

Bereits in der vierten Minute erspielte sich der SVS die erste richtig gute Gelegenheit. Lucas Höler drang nach gutem Zuspiel von Paqarada über links in den Strafraum ein und versuchte, den Ball flach in die Mitte auf Sukuta-Pasu zu spielen. Die Berliner konnten den Ball nur unzureichend klären. Der mit aufgerückte Philipp Klingmann kam aus etwa zwölf Metern frei zum Schuss, doch Union-Verteidiger Fabian Schönheim klärte gerade noch auf der Linie.

Die Gastgeber bestimmen das Geschehen

Sandhausen bestimmte weiter das Geschehen und hatte die besseren Möglichkeiten. So wurden Schüsse von Linsmayer und Höler von der vielbeinigen Berliner Hintermannschaft im letzten Moment noch abgewehrt. Von den ambitionierten Hauptstädtern war bis dahin wenig zu sehen. Die Schwarz-Weißen störten früh deren Spielaufbau und ließen sie zunächst nicht in die Partie kommen. Außer eines Distanzschusses von Kapitän Steven Skrzybski, den SVS-Schlussmann Marcel Schuhen sicher parierte, kamen die Berliner zu keiner gefährlichen Ballaktion. In der 39. Minute kam der SVS nach einem Foul an Klingmann an der rechten Strafraumkante zu einer aussichtsreichen Freistoßmöglichkeit. Paqarada versuchte es direkt, scheiterte jedoch am starken Berliner Torhüter Jakob Busk, der den Ball aus dem rechten oberen Kreuzeck fischte. Kurz vor der Pause hatten die Gäste durch den ehemaligen SVS-Spieler Philipp Hosiner noch eine Chance, sein Schuss aus 20 Metern ging jedoch über das Tor.

Zum vierten Mal in dieser Saison siegt der SVS mit 1:0 am Hardtwald

Paqarada erzielt den Führungstreffer

Der SVS machte gleich zu Beginn der zweiten Hälfte wieder mehr Druck und wurde belohnt. Ein Klingmann-Einwurf von rechts landete halblinks vor dem Strafraum bei Paqarada. Der aufgerückte Linksverteidiger fackelte nicht lange und drosch das Leder in der 55. Minute aus 22 Metern ins rechte Eck zur 1:0-Führung. Berlins Trainer Jens Keller reagierte sofort und schöpfte bis zur 68. Minute sein gesamtes Wechselkontingent aus. Doch die erhoffte Wirkung blieb zunächst aus. Der SVS stand weiterhin sicher und ließ den anrennenden Gästen keine Abschlussmöglichkeiten. In der 73. Minute brachte SVS-Coach Kocak Stürmer Haji Wright für Nejmeddin Daghfous. Der US-Amerikaner hatte direkt seine erste gute Szene, als er in der 77. Minute über die linke Außenbahn bis an die Grundlinie vordringen konnte und auf den mitgelaufenen Höler querlegen wollte. Der Berliner Marcel Hartel grätschte im letzten Moment dazwischen.

Kister räumt alles ab

In den letzten zehn Minuten drängte Union verstärkt auf den Ausgleich, kam jedoch zu keinen nennenswerten Chancen. Viel zu umständlich und planlos wurden dabei die Bälle hoch in den Strafraum gespielt, wo meist Innenverteidiger Tim Kister als ´Turm in der Schlacht` immer wieder die Bälle aus der Gefahrenzone köpfte. In der Schlussphase brachte Kocak noch Sahin Aygünes, der sein Zweitliga-Debüt für den SVS feierte, für Sukuta-Pasu und Philipp Förster für Max Jansen.

Sandhausen feiert Platz 1

Am Ende blieb es beim verdienten Heimsieg und aus dem Sandhäuser-Fanblock, der einen tollen Support über 90 Minuten lieferte, hallte es: „Spitzenreiter – Spitzenreiter – hey, hey“! Die Eisernen hingegen warten nun schon seit fünf Spieltagen auf einen Sieg.
Am kommenden Freitag (18:30 Uhr) kann der SV Sandhausen im Sparkassen-Erzgebirgsstadion in Aue seine Spitzenposition verteidigen. Trainer Kocak bleibt nur drei Tage Zeit, um sein Team wieder auf den nächsten Gegner einzustellen: "Wir werden jetzt alles dafür tun, um uns gut genug für den Freitag zu regenerieren. Trotz unserer Personalsituation kann ich versprechen, dass wir in Aue nochmals Vollgas geben werden! Wir werden versuchen all unsere Kräfte zu mobilisieren und uns frisch zu präsentieren.“

Stimmen zum Spiel:

Leart Paqarada: „Im Training versuche ich mich ab und zu an solchen Schüssen, nur gehen die meistens drüber. Im Spiel hatte ich zunächst die Befürchtung, dass der Torwart noch drankommt, kurz darauf konnte ich dann aber zum Jubeln abdrehen. Ich glaube nicht, dass Union uns heute mit einer Dreierkette erwartet hat, das Trainerteam hat uns heute wieder einmal super vorbereitet. Es ist kein Zufall, dass wir dort oben stehen, auch wenn wir wissen, dass das nur eine Momentaufnahme ist. Am Freitag geht es schon wieder weiter.“
Denis Linsmayer: „Wir müssen versuchen, diesen momentanen Schwung weiter mitzunehmen und so lange wie möglich konstant abrufen. Das, was sich in der letzten Saison bereits angedeutet hat, tritt nun ein. Wir sind als Mannschaft den nächsten Schritt gegangen und mittlerweile auch vom System her flexibler. Mannschaft und Trainer kennen sich und wir werden für jedes Spiel super eingestellt.“

Statistik:

SV Sandhausen: Schuhen – Kister, Karl, Knipping – Klingmann, Jansen (89‘ Förster), Linsmayer, Paqarada – Daghfous (C, 73' Wright), Sukuta-Pasu (83' Aygünes), Höler
1. FC Union Berlin: Busk – Uchida, Schößwendter (68' Parensen), Schönheim, Pedersen – Fürstner (64' Hedlund), Kreilach – Gogia, Hartel, Skrzybski (C) – Hosiner (64' Polter)
Tore: 1:0 Paqarada (55')
Zuschauer: 4.893

Fotos: Fussball-Media

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