Sieglosserie hält an – Kramaric-Treffer verhindert Heimniederlage gegen Köln

Enttäuschung nach ereignislosem Kick auf beiden Seiten

Die schätzungsweise 5.000 Kölner Fans waren schon vor dem Anpfiff des Bundesligaspiel ihres Effzehs in der Sinsheimer PreZero-Arena ist bester Karnevalsstimmung. Als dann um 19:10 Uhr Max Finkgräfe die Rheinländer mit dem ersten Schuss (!) aufs Hoffenheimer Tor in Führung brachte, kannte die Begeisterung keine Grenzen. Nachdem die größtenteils närrisch gekleideten und lautstarken Karnevalisten bis dahin noch mit bunten Luftballons wedelten, glühte unmittelbar nach dem 25-Meter-Freistoßtreffer der Gästeblock durch einsetzende Pyrotechnik leuchtend rot. Rauch zog auf und der Geräuschpegel erreichte seinen Höhepunkt.

Max Finkgräfe zirkelt den Freistoß über die Hoffenheimer Mauer zur 1:0-Führung

Kramaric verdirbt die Kölner Feierlaune

Doch die Vorfreude auf den zweiten Sieg in Folge bzw. dem zweiten Saisonauswärtserfolg überhaupt, den man beim Kölner Rosenmontagsumzug ausgelassen feiern wollte, erlitt einen herben Dämpfer, nachdem Andrej Kramaric in der vierten Minute der Nachspielzeit noch der glückliche 1:1-Ausgleich für die Kraichgauer glückte.

Hoffe nun schon seit sieben Spielen sieglos

Während die Gäste durch den Auswärtspunkt auf Relegationsplatz 16 sich ein kleines Vier-Punkte-Polster auf die direkten Abstiegsränge verschaffen konnten, verpassten es die Hoffenheimer nach dem dritten Unentschieden in Folge am badischen Rivalen Freiburg auf Platz 7 vorbeizuziehen. Die TSG ist nun seit sieben Spieltagen sieglos und wartet in diesem Jahr immer noch auf ihr erstes Erfolgserlebnis.

Redebedarf zwischen Spielern und Fans

Auch wenn die Hoffe-Fans nach der lange anhaltenden Durststrecke (noch) hinter der Mannschaft stehen, war nach Spielende Redebedarf. Die komplette Mannschaft begab sich zur Südkurve, wo direkt am Zaum Kapitän Oliver Baumann, Torschütze Kramaric und Florian Grillitsch mit den enttäuschten Anhängern diskutierten, die zuvor mit Sprechchören skandalierten „Wir wollen Euch kämpfen sehen“.

Die TSG-Profis im Dialog mit den Fans

„Wir wollen das gemeinsam zum Kippen bringen und auch schaffen“

TSG-Kapitän Baumann zum Dialog mit den Fans nach dem Abpfiff

Baumann: „Wir haben miteinander über die Situation gesprochen und nochmal deutlich gemacht, dass wir zusammen bleiben, dass wir kämpfen, dass sie kämpfen und wir das dann gemeinsam zum Kippen bringen und auch schaffen.“

Zum Spielverlauf:

Ereignislose Hälfte 1

Die 23.020 Zuschauer bekamen am Faschingssonntag kein berauschendes Erstligaspiel geboten. Torraumszenen blieben auf beiden Seiten Mangelware. Vor allem die erste Hälfte war ereignislos und von vielen Fehlpässen geprägt. Das Geschehen spielte sich zumeist im Mittelfeld ab und in einer Art Abnutzungskampf mit reichlichen Fehlpässen auf beiden Seiten blieben Überraschungsmomente völlig aus. Da beide Mannschaften zunächst um Absicherung bedacht waren und sich so neutralisierten, waren Offensivaktionen eher selten. Von sieben Torschüssen (4:3 für die Gastgeber) in den ersten 45 Minuten kam nur einer aufs Tor: Ein Flachschuss des Niederländers Wout Weghorst aus spitzem Winkel parierte FC-Keeper Marvin Schwäbe per Fußabwehr (26.). Es sollte seine einzige und größte Rettungsaktion des gesamten Spiels bleiben. Ansonsten blieb es bei den Abschlussversuchen von Ihlas Bebou (14.) und Weghorst (43.), was eine ereignislose und enttäuschende Nullnummer zur Spielhälfte zur Folge hatte.

Weghorst nimmt Maß, verfehlt aber das Kölner Tor

Keine Besserung in Sicht

In Hälfte 2 wurde es nicht viel besser. Die Gastgeber hatten zwar etwas mehr vom Spiel, doch wirkten sie viel zu umständlich und fehlerhaft im Spiel nach vorn. Die Verunsicherung aufgrund der langen Sieglosserie und des zunehmenden wöchentlichen Erfolgsdrucks war deutlich spürbar. Anstatt Leichtigkeit und Spielfreude war eher plan- und ideenlose Hausmannskost geboten.

Skov-Schuss wird geblockt

Nachdem ein harmloser Kopfball von Weghorst Torhüter Schwäbe keine Mühe bereitete (60.), hatten die Gäste wenig später Glück, als ein Schuss von Robert Skov von einem Verteidiger im letzten Moment noch geblockt werden konnte (64.).

Hoffenheims Tohumcu bei der Ballannahme

Erster Kölner Schuss aufs Tor sitzt

Völlig überraschend gingen die Kölner mit ihrem ersten Schuss auf das gegnerische Tor in Führung. Finkgräfe zirkelte den Ball mit einem direkt verwandelten Freistoß über die Hoffenheimer Mauer ins rechte Toreck. Keeper Baumann war zwar noch mit den Händen dran, konnte den Einschlag aber nicht verhindern (79.). Für den 19-Jährigen war es der erste Bundesligatreffer seiner noch jungen Karriere. Die Blau-Weißen setzten in der Schlussphase nun alles auf eine Karte, rannten aber viel zu umständlich und unentschlossen an, während die Gäste es versäumten, ihre Konter zum finalen zweiten Treffer erfolgreich abzuschließen. Die größte Möglichkeit bot sich dabei Steffen Tigges, der aber an der Fußabwehr von Keeper Baumann scheiterte (86.).

Kabak klärt per Kopf vor dem heranfliegenden Torhüter Baumann

Kramaric trifft in der Nachspielzeit

Dann entpuppte sich doch noch überraschend der in der 67. Minute der eingewechselte Kramaric als Kölner Spaßbremse, als er in der vierten Minute der Nachspielzeit aus 13 Metern flach ins rechte Eck zum glücklichen 1:1-Ausgleich traf (90.+4).

Wir haben so viel Qualität auf dem Platz, zeigen es aber nicht in den Spielen

Kramaric zur aktuellen unbefriedigenden Situation

Hoffenheims kroatischer Rekordtorjäger war nach dem Spiel trotz seines Joker-Tores enttäuscht: „Wir sind nicht zufrieden mit dem Spiel. Wir haben alle Möglichkeiten, besseren Fußball zu spielen. Wir haben so viel Qualität auf dem Platz, zeigen es aber nicht in den Spielen, vor allem mit dem Ball. Es macht mich sauer, dass wir besser spielen könnten. Wir müssen schlauer und mutiger sein. Heute hatte ich eigentlich im Gefühl, dass wir mal endlich wieder zu Null spielen können, aber auch da müssen wir uns verbessern.“

TSG-Stürmer Weghorst war nach seiner Auswechslung mächtig enttäuscht und angefressen

Enttäuschung und Wutausbruch bei Weghorst

Mit diesem leistungsgerechten Remis konnte am Ende keines der beiden Teams so richtig zufrieden sein. Auch wenn die Gastgeber über weite Strecken größere spielerische Vorteile hatten, war der uninspirierte Auftritt ein Spiegelbild der letzten Wochen. Und dass dabei bei dem einen oder anderen Akteur die Enttäuschung und Unzufriedenheit deutlich zum Vorschein kommt, offenbarte sich in der 67. Minute, als der bis dahin stets bemüht Weghorst nach seiner Auswechslung für den späteren Torschützen Kramaric wutentbrannt sein Trikot auf die Ersatzbank feuerte, mit der Faust dort an die Decke hämmerte und einige nicht verständliche Worte mit bösem Blick in Richtung Trainer an der Seitenauslinie richtete.

Aufgrund der Sieglosserie bleibt auch TSG-Trainer Matarazzo nicht von der Kritik verschont

Stimmen der Trainer:

Es ist auch unser Anspruch, mehr Chancen herauszuspielen

TSG-Coach Matarazzo

Pellegrino Matarazzo (TSG Hoffenheim): „Wir haben defensiv bei uns definitiv einen Schritt nach vorn gesehen. Fast aus dem Nichts kassieren wir das 0:1. Wir hatten einige Chancen, mit denen wir in Führung hätten gehen können. Zum Schluss zeigt das Team Moral. Es ist aber Fakt, dass wir gegen Köln im Heimspiel den Anspruch haben, zu gewinnen. Es ist auch unser Anspruch, mehr Chancen herauszuspielen.“

Es gab einiges zu besprechen bei der Pressekonferenz nach dem Spiel

Wir hätten die drei Punkte gern mitgenommen und waren kurz davor

FC-Trainer Schultz

Timo Schultz (1. FC Köln): „Wir nehmen einen Punkt mit nach Köln. Auch wenn sich das durch den Gegentreffer anders anfühlt, haben wir nun einen Punkt mehr auf dem Konto. Das Unentschieden ist gerecht, da wir es auch nicht geschafft haben, unsere Möglichkeiten besser auszuspielen. Wir hätten die drei Punkte gern mitgenommen und waren kurz davor.“

Gegen die Köpenicker wird ein Heimsieg zur Pflicht

Am nächsten Samstag (15:30 Uhr) können die Hoffenheimer im zweiten aufeinanderfolgenden Heimspiel den achten Versuch starten, um den von ihrem Cheftrainer so sehr gewünschten Bock endlich umzustoßen. Alles andere als der dritte Saison-Heimsieg gegen den Tabellenvorletzten Union Berlin würde die Geduldsprobe der Fans auf die Folter spannen. Ein erneuter Redebedarf wäre dabei vorprogrammiert.

Kaderabek (re.) kommt hier vor dem Kölner Maina an den Ball

Aufstellungen:

TSG Hoffenheim: Baumann – Ozan Kabak, Grillitsch, Nsoki – Kaderabek (67. Akpoguma), Prömel, Tohumcu (67. Stach), Skov (82. Jurasek) – Bebou (82. Conté), Weghorst (67. Kramaric), Beier
1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Kilian, Chabot, Finkgräfe (89. Heintz) – Martel, Huseinbasic – Alidou (74. Tigges), Kainz (58. Maina), Ljubicic – Thielmann (89. Adamyan)
Tore: 0:1 Finkräfe (79.), 1:1 Kramaric (90. +4)
Schiedsrichter: Dingert (Lebecksmühle)
Zuschauer: 23.020

Fotos: Kraichgaufoto und BWA

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