Stevens Wutausbruch gegenüber der Presse

Explosive Stimmung

Nach dem 3:3 gegen Mönchengladbach, der besten Hoffenheimer Leistung seit Wochen, kam es bei der anschließenden Pressekonferenz, im vollbesetzten Presseraum der Wirsol Rhein-Neckar-Arena, zu einem Eklat. 1899-Coach Huub Stevens reagiert dabei dünnhäutig und verlor an Souveränität. Seinem Image als „Knurrer von Kerkrade“ wurde er dabei wieder mal gerecht. Auf die erste Frage der PK, die der Sportchefs der regional ansässigen Rhein-Neckar-Zeitung stellte („Sie haben ja gesagt, dass Sie die Mannschaft von hinten aufbauen wollen, jetzt haben wir heute eine offensiv starke Mannschaft gesehen. Passt dieser offensiv ausgerichtete Stiel jetzt besser zu der Mannschaft?“), konterte Stevens überraschend gereizt: „Sie sind diese Woche nicht beim Training gewesen, oder? Dafür haben Sie die Zeit nicht, glaube ich. Wenn wir als Trainer so umgehen würden, mit dem Geschehen, dann würden wir kein Trainer sein.“

Stevens Ärger zielte  auf einen Bericht in der Freitagsausgabe der RNZ gerichtet, die berichtet hatte, dass der Trainer bei der PK vor dem Gladbach-Spiel am Donnerstag wohl viel gesagt hätte, aber inhaltlich wenig dabei heraus kam. Stevens: „Ich habe unheimlich viel bei der Pressekonferenz gesagt. Und Sie schreiben, dass ich nicht so viel gesagt habe. Dass Sie nicht gut hören, kann ich nichts dafür. Ich glaube, dass da etwas an Ihren Dingern fehlt (dabei zog er an seinen beiden Ohren). Nächste Frage bitte, von einem anderen Journalisten.“

Der RNZ-Sportchef ergriff wieder das Wort: „Ich habe Ihnen eine anständige Frage gestellt und erwarte auch eine anständige Antwort.“

Stevens, nun mit finsterem Blick in den Raum: „Sie haben schon eine Antwort von mir gehabt.“ Also Pressesprecher Holger Kliem die PK fortsetzen wollte, kam vom TSG-Coach noch der Nachsatz: „Manchmal muss man auch mal draufhauen – auf Bestimmte.“ Seinen Blick richtete er dann in Richtung des RNZ-Journalisten: „Du bist es eigentlich nicht wert Junge.“

Ein harter Tobak, den es in solcher Form noch nie bei einer Hoffenheimer Pressekonferenz gab. Man darf unterschiedlicher Meinung sein, aber nicht verbal und unter der Gürtellinie. Gewisse Regeln gilt es dabei von allen einzuhalten und nicht übers Ziel hinaus zu schießen. Dass diese Entgleisung in Bezug auf den Artikel der größten Regionalzeitung im Vorfeld der Partie ausreichte, um den Niederländer auf die Palme zu bringen, ist ein deutliches Indiz für die äußerst angespannte Lage im Abstiegskampf.
Der gescholtene Journalist fühlte sich „persönlich beleidigt“ und kündigte an, eine Entschuldigung von Stevens zu fordern.

Dass diese Auseinandersetzung für alle nicht förderlich und eher negative Begleiterscheinungen nach sich ziehen, dürfte klar sein. Das Ganze Theater hat die Stimmung nach der guten Leistung gegen Mönchengladbach getrübt. Auch den Spieler bleiben solche Dinge nicht verborgen. Auf Nachfrage von bwa-sport.de sagte Mittelfeldspieler Eugen Polanski: „Auch wir verfolgen die Berichterstattungen, schauen TV und sind im Internet. Wir wissen, was da so alles abläuft.“

Bereits am letzten Donnerstag wurde die erste Frage der PK eines Vertreters des „Mannheimer Morgens“, „ob die Mannschaft  über eine gewisse Lockerheit, nach der 0:1 Niederlage in Berlin und dem letzten Tabellenplatz, verfüge“, von Stevens mit der Aussage beantwortet, der Journalist solle sich doch bitte das Training anschauen, dann würden sich solche Fragen nicht stellen.
Auch bwa-sport.de wurde vor zwei Wochen von Stevens getadelt, bitte nur Fragen zum Fußball zu stellen. Die Frage zielt darauf, „in welcher Verfassung Kevin Volland und Sebastian Rudy, nach den Terroranschlägen von Paris und dem abgesagten Länderspiel in Hannover, von der Länderspielreise zurückgekehrt sind?“ Wieso diese Frage nichts mit Fußball zu tun hatte, blieb allen anwesenden Journalisten der PK unbeantwortet.

Foto: Kraichgaufoto

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