SV Rohrbach/S. hat beim Derby in Steinsfurt einiges gutzumachen

Aus dem Hinspiel die richtigen Lehren ziehen

Nach der langen Winterpause rollt am Sonntag im Amateurfußball endlich wieder der Ball. Die Vorfreude ist groß, auch in der Kreisliga Sinsheim, wo am 20. Spieltag der Tabellenfünfzehnte TSV Steinsfurt auf den Elften SV Rohrbach/S. trifft. Ein seit Jahren interessantes und traditionsreiches Derby, bei dem es des Öfteren schon mal hitzig zur Sache ging. Brisant war in der Vergangenheit, als Steinsfurter Spieler nach Rohrbach wechselten und umgekehrt. So durfte der SVR Ende der Achziger/Anfang der Neunziger Jahre unter Spielertrainer Jürgen Habich seine ersten beiden Aufstiege sowie den ersten Kreispokalerfolg feiern. Großen Anteil an den Erfolgen zwischen 1988 bis 1992 hatten dabei auch die Stürmer Holger Frank, Manfred Wanner und Jürgen Karolus sowie Torhüter Jürgen Geiser, alles waschechte Steinsfurter. Auf der anderen Seite war der Rohrbacher Peter Reidinger lange Zeit erfolgreicher Taktgeber im TSV-Mittelfeld.

Überraschender Hinspiel-Erfolg

Auch wenn beide Teams 13 Zähler voneinander trennen, so ist die Favoritenrolle vor dem Anpfiff am Sonntag um 14.30 Uhr in der Schindwaldstraße bei diesem Nachbarschaftsduell völlig offen. Im Hinspiel siegte der Landesligaabsteiger am 3. Spieltag nach einer langen Sieglosserie überraschend 4:2 an der Rohrbacher Rosenbrücke. Idris Abdu Seid Ibrahim (18.) und Mbaye (22.) brachten den TSV früh mit 2:0 in Führung. Nach der Pause glichen Markus Brecht (58.) und Philipp Öhler (69.) aus, eher in der Schlussphase Ibrahim (85.) und Ruben Braun (90.+5) mit zwei späten Treffern den Auswärtssieg sicherten.

Lukas Authenrieth (li.) trifft zum 3:1-Endstand für den SVR im Testspiel gegen die SG Stetten-Kleingartach

Rohrbach mit völlig falscher Einstellung

Nicht nur für Rohrbachs langjährigen Cheftrainer Joachim Heger ist da noch eine Rechnung offen: „Wir haben da noch etwas gut zu machen. Das war damals von uns die mit Abstand schwächste 1. Halbzeit in den letzten Jahren.“ SV-Vorstand Wolfgang Mrasek hofft, dass man aus den Fehlern des Hinspiels seine Lehren gezogen hat: „Wir dürfen nicht mehr, wie es am 4. September der Fall war, das Spiel auf die leichte Schulter nehmen, sondern müssen von der 1. Minute an hoch konzentriert an die Aufgabe herangehen.“

Der Wille war entscheidend

Für den Steinsfurter Kapitän Benjamin Rippel, der im Hinspiel verletzungsbedingt nur zuschauen durfte, war rückblickend die Einstellung seiner Mannschaft ausschlaggebend: „Wir haben in Rohrbach eine richtig gute Leistung gezeigt, man hat gemerkt, dass jeder von uns die drei Punkte unbedingt wollte. Die Einstellung hat für dieses Derby einfach gepasst.“ Auch wenn für Rippel beim zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich nochmal kurz Spannung aufkam, spricht er von einem gerechten Ausgang: „Ich glaube an diesem Tag hatten wir den Sieg doch etwas mehr verdient gehabt.“

Beide Teams blieben hinter den Erwartungen

Beide Mannschaften blieben im bisherigen Saisonverlauf hinter ihren Erwartungen zurück. Der TSV Phönix befindet sich, trotz zuletzt zweier Siege in Folge, auf dem Relegationsplatz. Das größte Sorgenkind war im bisherigen Saisonverlauf die Offensive. Mit nur 18 erzielten Treffern weist das Team von Trainer Maik Schlauch (hinter dem FSV Sulzfeld) den zweitschlechtesten Ligawert auf. Nur fünf Siege gegenüber 14 Niederlagen sind vielsagend. Auch im nur einen Kilometer entfernten Rohrbach ist man mit der ausgeglichenen Bilanz von acht Siegen und acht Niederlagen nicht glücklich. Die Heger-Truppe dümpelt im Tabellenniemandsland umher, der Anschluss zur Spitze ist in weite Ferne gerückt.

Rohrbachs Joscha Rupp (Nr. 10) steigt am höchsten und köpft aufs Tor.

Optimistischer Blick auf die zweite Saisonhälfte

SV-Trainer Heger blickt zuversichtlich auf die zweite Saisonhälfte: „In den 5 ½ Wochen Vorbereitung haben wir die Grundlagen für eine hoffentlich erfolgreiche Rückrunde gelegt. Aber es war auch eine lange Zeit und jeder ist froh, wenn es am Sonntag wieder losgeht.“ Für Rippel wird es ein schwerer Jahresauftakt: „Ich hoffe, wir starten mit einer guten Leistung aus der Winterpause. Gleich im Derby gegen Rohrbach ist es immer sehr schwer, da der SV eigentlich jedes Jahr zu den Top-Mannschaften der Kreisliga gehört.“ Für den Inhaber eines Steinsfurter Sportgeschäftes wird es am Sonntag vor allem darauf ankommen, dass „bei uns die Einstellung stimmt. Es geht wieder um Punkte und daher ist es wichtig, wieder in den Liga-Rhythmus nach der Winterpause zu kommen. Unser Ziel ist es, möglichst schnell aus dem Tabellenkeller herauszukommen.“

Verletzungssorgen in der Vorbereitung

Mit der Vorbereitung war Rohrbachs Trainer Heger besonders aus personeller Sicht nicht zufrieden, sie war geprägt von vielen Verletzungen: „Wir hatten oft nur neun bis zehn 10 Spieler aus unserem 1. Mannschaftskader zur Verfügung und mussten in den Testspielen sehr oft auf Spieler der 2. Mannschaft und der A-Jugend zurückgreifen, um überhaupt spielen zu können. Ein Spiel mussten wir sogar wegen Personalmangel absagen“, blickt Heger zurück. Besser gestimmt haben ihn dafür die Leistungen: „Mit den Ergebnissen und vor allem mit der Art und Weise wie wir gespielt haben, war ich insgesamt zufrieden. Hierbei kam uns natürlich auch der Kunstrasen in Sinsheim zugute, auf dem wir unsere fußballerische Qualität gut zur Geltung bringen konnten.“ Die personelle Schieflage hat sich jedoch rechtzeitig vor dem Auftakt wieder etwas verbessert. In den vergangenen Tagen konnten einige Verletzte wieder am Training teilnehmen. Trotz Trainingsrückstand sind diese für Heger „wichtige Optionen für den Sonntag, um Impulse von der Bank aus setzen zu können“.

Lob für den Gegner

Über die Formstärke des nächsten Gegners tut sich Heger schwer: „Das ist schwer zu sagen. In einem Derby ist immer für beide Mannschaften alles möglich, unabhängig von der eigentlichen Stärke der Teams und der Tabellenkonstellation. In der Vorrunde war der Hauptgrund für die Niederlage, dass viele das Spiel aufgrund des schwachen Saisonstarts von Steinsfurt zu leichtgenommen hatten. Es erwartet uns auf jeden Fall eine Mannschaft, die kämpferisch alles geben wird. Das müssen wir annehmen. In der Offensive haben sie sehr schnelle und dribbelstarke Spieler, die uns im Hinspiel vor ziemliche Probleme gestellt haben.“ Doch es gibt für ihn noch weitere Aspekte, die am Ende ausschlaggebend sein könnten: „Die Platzverhältnisse werden ein Kontrastprogramm zu den Vorbereitungsspielen. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Nur mit schön spielen kommen wir da nicht weit.“ Beim SV Rohrbach/S. schätzt TSV-Mittelfeldspieler Rippel vor allem „den sehr ausgeglichenen Kader, bei dem die Mischung zwischen jungen und älteren guten Spielern besonders ausgeprägt ist. Rohrbach verfügt zudem über eine spielerisch sehr starke Mannschaft.“

Personell wieder besser aufgestellt

Nachdem der SVR in der Hinrunde weit hinter seinen Erwartungen geblieben ist, glaubt der SV-Trainer an eine positive zweite Saisonhälfte. Dabei verweist er auf die deutlich verbesserte Personalsituation: „Mit Christian Vogt kehrt unser Top-Torjäger nach seiner langen Verletzungspause wieder zurück und hat seine Treffsicherheit in den Vorbereitungsspielen bereits unter Beweis gestellt. Auch die Rückkehrer Adrian Neuberger und Sebastian Gehrig werden uns auf jeden Fall helfen. Andererseits haben wir eine gute Vorbereitung gespielt und gehen mit entsprechendem Selbstbewusstsein in die Rückrunde.“

Weniger unnötige Punktverluste

Auf unsere Nachfrage, was sich denn sportlich grundlegend ändern muss, um wieder ins obere Tabellendrittel zu gelangen, sagte der 47-jährige Heger: „Wir dürfen uns in erster Linie keine Punktverluste in der Vielzahl mehr gegen Mannschaften erlauben, die wir eigentlich hinter uns lassen wollen. Das war in der Hinrunde viel zu oft der Fall. Gegen die Top-Mannschaften haben wir fast immer gut gespielt und meist auch gute Ergebnisse erzielt.“

Der Spaß ist nach wie vor vorhanden

Der gebürtige Dielheimer hat seinen Vertrag vorzeitig um ein weiteres Jahr verlängert. Auf die Frage, was ihn als Rekordhalter unter den Trainern im Fußballkreis noch motiviere, so lange beim gleichen Verein zu arbeiten, sagte er: „Es ist für mich immer wieder eine Herausforderung mit jungen Spielern zu arbeiten und gerade die jungen Spieler aus der eigenen Jugend in den Seniorenbereich zu integrieren. Außerdem haben wir eine junge Mannschaft, die sehr lernwillig ist und über einen tollen Teamgeist verfügt. Die Mannschaft hat einen sehr guten Charakter und eine gute Einstellung. Da macht es Spaß ins Training zu gehen. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die Jungs sehe. Außerdem ergänzen sich mein Co-Trainer Christian Heinlein und ich meiner Meinung nach sehr gut.“

Das Nachbarschaftsduell zwischen dem TSV Steinsfurt und dem SV Rohrbach/S. steht unter der Leitung von Schiedsrichter Mustapha Ouertani. Er wird attestiert von den beiden Linienrichtern Louis Karle und Marius Herberger. Spielbeginn ist um 14.30 Uhr 

Fotos: BWA

Nicklas Wimmer im Sprint, Markus Brecht (li.) versucht sich in der Offensive, SVR-Keeper Erik Albrecht macht sich lang und klärt auf der Linie, und Louis Muth (li.) im Laufduell

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