Die Bilanz der Hinserie 2014/15 der TSG 1899 Hoffenheim, in deren siebten Bundesligajahr, kann man als „sehr ordentlich mit hohem Unterhaltungswert“ bewerten. Mit etwas mehr Konstanz hätte es sogar zu einem „sehr gut“ gereicht. 26 Punkte, genauso viele wie in der vergangenen Rückserie 2013/14, lassen die Kraichgauer auf einem 7. Tabellenplatz, mit knapper Tuchfühlung zu den internationalen Rängen, überwintern.
In der ersten Saisonphase war ein grundsolider Defensivverbund maßgeblich verantwortlich für ein fleißiges Punktesammeln. Die wenigen Gegentreffer standen im krassen Gegensatz zu den Vorjahren, wo allgemein, in Zusammenhang mit Hoffenheimer Beteiligung, viele Tore fielen. Die „sparsamen Resultate“ wie 2:0 gegen Augsburg, 1:1 in Bremen, 1:1 gegen Wolfsburg, 2:0 in Stuttgart, 0:0 in Mainz, 2:1 gegen Schalke 04, 0:0 in Hamburg und 1:0 gegen Paderborn waren bezeichnend hierfür. Das 3:3 in Freiburg wurde eher als Ausnahme oder Ausrutscher und nicht Rückfall in alte (Tor-)Zeiten gesehen. Nur zwei Tore pro Hoffenheim-Spiel – wann gab es dies zuletzt?
Doch dies änderte sich schlagartig. Das Tor-Spektakel kehrte in den Kraichgau zurück, eine offensiver ausgerichtete (gewollte oder nicht gewollte) Spielweise machte dies möglich. Die erste Saisonniederlage gab es am 2. November mit 1:3 in Mönchengladbach. Gegen einen stark aufspielenden Tabellenzweiten hat die TSG wenig dagegenzusetzen. Nur eine Woche später bereits die nächste Niederlage gegen ein Team vom Niederrhein. Die stolze Heimserie von zehn Spielen ohne Niederlage war Geschichte, der 1. FC Köln triumphierte, dank einer fast hundertprozentigen Chancenverwertung, mit 4:3. 1899-Coach Markus Gisdol sprach im Anschluss von einem Ergebnisfehler. Trotz Überlegenheit und deutlichem Übergewicht an Torchancen wurden drei Heimpunkte „verschenkt“.
Die Niederlagenserie hielt an, zumal das Auswärtsspiel bei den übermächtigen Bayern auf dem Programm stand. Die TSG machte es dem „FC Unbesiegbar“ dabei nicht leicht, ließ zwei riesen Torchancen liegen, die sich möglicherweise auf den Spielausgang, trotz klaren 0:4 am Ende, hätten auswirken können.
Das Torspektakel fand eine Woche später beim 4:3 Heimerfolg über Hannover 96 seine Fortsetzung. Die Zuschauer wurden erneut in ein Wechselbad der Gefühle versetzt. Trotz Überlegenheit und Chancenübergewicht blieb es bis zum Abpfiff spannend.
Es folgte das Auswärtsspiel in Dortmund, das von den Gastgebern zum großen Befreiungsschlag auserkoren wurde. Die Borussen, die Hinrunden-Enttäuschung schlechthin, konnten zwar wenig überzeugen, was aber gegen harm- und ideenlose Gäste ausreichte, um sich durch einen knappen 1:0 Erfolg, vor über 80.000 Zuschauern, drei wichtige Punkte im Abstiegskampf zu sichern.
Besserung folgte gegen die bis dahin überraschend stark spielende Frankfurter Eintracht. Mit einem verdienten 3:2 Heimerfolg konnten die Kraichgauer den Abstand zum Tabellendritten Bayer 04 Leverkusen, dem nächsten Gegner, auf nur einen Zähler verringern. Die Standortbestimmung gegen die Werks-Elf zeigte jedoch, was den Blau-Weißen noch zur internationalen Klasse fehlte. Der 1:0 Erfolg des reiferen, spielerisch besseren Gäste-Teams ging am Ende voll auf in Ordnung.
Im letzten Spiel des Jahres feierte Hoffe, mit einem deutlichen 5:0 Erfolg im Berliner Olympiastadion gegen die gastgebende „alte Dame“ Hertha BSC, seinen höchsten Bundesliga-Auswärtssieg. Es war ein gelungener Abschluss eines, aus sportlicher Sicht, erfolgreichen Jahres.
Die Nordbadener haben sich eine glänzende Ausgangslage für die am 1. Februar in Augsburg beginnende Rückserie schaffen. Sie spielen weiter im vorderen Tabellenbereich um die begehrten internationalen Plätze. Konstante Leistungen, Glück und wenig Verletzungspech sind Voraussetzungen, sich die Chance für die Europa-Cup-Plätze bis zum Saison-Abpfiff am 23. Mai 2015 offen zu halten.
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