Fehlendes Spielglück und schlechte Chancenverwertung
Das lange Warten auf ein Erfolgserlebnis hält an. Die TSG Hoffenheim kam am 19. Bundesliga-Spieltag vor nur 20.120 Zuschauern in Sinsheim nicht über ein 1:1 gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim hinaus. Das Team von Trainer Matarazzo ist nunmehr seit fünf Ligaspielen sieglos, konnte in den zurückliegenden elf Pflichtspielen nur einen Dreier über den VfL Bochum verbuchen. Die Enttäuschung war nach dem Abpfiff unverkennbar. Bezeichnend die Aussagen der beiden bislang treffsichersten Hoffenheimer Offensivkräfte:
„Wir sind gerade in einer Phase, wo das letzte Bisschen fehlt„
TSG-Stürmer Beier zur aktuellen Situation
Kramaric: „Ich bin nicht zufrieden, wir können es viel besser machen, und wir müssen es viel besser machen.“ Beier: „Wir sind gerade in einer Phase, wo das letzte Bisschen fehlt. Ein paar unpräzise Bälle, der letzte Pass fehlt, die Kaltschnäuzigkeit ist nicht da. Das müssen wir uns alles wieder erarbeiten.“
Schwache Chancenverwertung
Wie schon in den vergangenen Spielen konnten die Kraichgauer ihr Spiel nicht konstant über die gesamte Spielzeit aufziehen. Auch wenn die Gäste von der Ostalb im zweiten Abschnitt das Glück auf ihrer Seite hatten, als die TSG eine Vielzahl guter guten Möglichkeiten nicht verwerten konnte – unterm Strich reichte es erneut nicht zum finalen Dreier. Es offenbarte sich zum wiederholten Mal, dass eben eine gute und eine weniger gute Halbzeit nicht ausreichen, um am Ende als Sieger von Platz zu gehen. Dies war in allen drei Partien diesen Jahres in München (0:3), in Freiburg (2:3) und jetzt gegen Heidenheim (1:1) der Fall.
„das Spiel hätte in beide Richtungen gehen können„
Heidenheims Trainer Schmidt
Gästetrainer Schmidt konnte mit dem dritten 1:1-Remis in Folge gut leben: „Wir sind sehr zufrieden, auswärts als Aufsteiger einen Punkt in Hoffenheim geholt zu haben. Schwach waren eigentlich nur die zehn Minuten nach der Halbzeit, da haben wir drei Großchancen zugelassen. Ansonsten hätte das Spiel in beide Richtungen gehen können. Wir sind jetzt sechs Spiele unbesiegt, da wird das Selbstbewusstsein immer größer.“
„Das Spielglück ist aktuell nicht auf unserer Seite„
Hoffenheims Trainer Matarazzo
Kollege Matarazzo bemängelte das fehlende Spielglück seiner Mannschaft: „Wir wollten einen dominanteren Ansatz wählen. Im Ballbesitz wollten wir das Spiel kontrollieren und eine gute Restverteidigung haben. Leider haben wir heute gegen einen sehr guten Torhüter gespielt. Das Spielglück ist aktuell nicht auf unserer Seite. Das müssen wir uns erarbeiten. Da müssen wir noch mehr investieren.“
Die Hoffnung, Leistung in Punkte umzuwandeln
Darauf angesprochen, ob sich sein Team nach der mageren Bilanz womöglich in einer Krise befinden würde, zeigte sich der Italo-Amerikaner optimistisch: „Wir haben viele Spiele gehabt, wo wir hätten gewinnen müssen. Die Chancen waren da, die Leistungen und die Spielweise auch. Es geht jetzt darum Leistung auch in Punkte umzuwandeln. Es geht jetzt darum es zu kippen, und wenn es einmal kippt, dann kippt es auch richtig.“
Fans werden auf harte Geduldsprobe gestellt
Darauf warten auch die Fans. Bezeichnend und verständlich deren Reaktion nach dem erneuten verpassten Befreiungsschlag, als sie ihre Lieblinge beim Gang in die Kurve anstatt der üblichen Anfeuerungsrufe erstmals in dieser Saison mit Pfiffen empfingen. Die Geduld der blau-weißen Anhängerschaft angesichts der mageren Ausbeute, vor allem auch in den Heimspielen, kommt verständlicherweise an ihre Grenzen.
Personalie Szalai wurde kritisiert
Auch mit so mancher Personalentscheidung waren die Kurvenfans nicht einverstanden. So war auf Spruchbändern zu lesen: „Nachmittags noch im Kader stehen, abends zum Rivalen gehen – TSG ist das Eure Siegermentalität?“ Gemeint war damit die Ausleihe des im Sommer verpflichteten ungarischen Verteidiger Attila Szalai, der vergangene Woche noch im TSG-Kader in Freiburg stand und der noch am gleichen Abend an die südbadischen Rivalen bis Saisonende ausgeliehen wurde, um dort zu mehr Einsatzzeiten zu kommen.
Richtungsweisende Partie in der Autostadt
Die Nordbadener konnten durch das vierte Unentschieden ihren achten Tabellenplatz verteidigen und den Abstand zum Neunten Heidenheim mit zwei Zählern aufrecht halten. Am nächsten Sonntag (Beginn: 15:30 Uhr) gastieren die Hoffenheimer beim Tabellenelften VfL Wolfsburg. Die Partie des 20. Spieltages kann dabei einen richtungsweisenden Charakter haben, denn mit einem Heimsieg der Wölfe könnten diese punktemäßig gleichziehen und das Matarazzo-Team in die zweite Tabellenhälfte abrutschen lassen. Von alle dem wollte beim kurzen Talk mit den Journalisten in der Mixed-Zone Hoffenheims der unbekümmert und zuversichtlich wirkende Youngster Beier nichts wissen: „Wir lassen die Köpfe nicht hängen, das bringt ja nichts. Jetzt geht es nach Wolfsburg, da wollen wir gewinnen.“
„Wenn wir als Team zusammenstehen, schaffen wir es wieder„
TSG-Profi Stach
Auch der neuerdings blond gefärbte Mittelfeldspieler Stach blickt optimistisch auf die nächsten Aufgaben: „Vielleicht fehlt momentan etwas das Selbstvertrauen und das Spielglück. Ich hoffe, dass es schnellstmöglich wiederkommt. Wir müssen uns das Glück weiter hart erarbeiten, dann werden wir auch wieder erfolgreich sein. Wenn wir als Team zusammenstehen, schaffen wir es wieder.“ Positive und aufmunternde Worte, denen am Ende nur noch Taten folgen müssen.
Die Höhepunkte des Heidenheimspiels:
15. Min.:
Nach Querpass von Stach im Heidenheimer Strafraum kommt Weghorst zweimal zum Torabschluss, aber beides Mal wird der Schuss noch geblockt.
29. Min.:
Die Gäste gehen mit einem blitzsauberen Konter überraschend in Führung. Dinkci eroberte sich den Ball und kommt nach herrlichem Doppelpass mit Schöppner frei vors TSG-Tor und trifft rechts unten zum 0:1.
45 + 7. Min.:
Ein Schuss von Beier geht dem ehemaligen Hoffenheimer Gimber an den rechten Arm und Schiri Welz entscheidet nach Überprüfung mit Hilfe der Videoaufzeichnung auf Strafstoß. Kramaric verwandelt cool und sicher mit seinem fünften Elfmetertor in dieser Saison zum 1:1.
47. Min:
Ein Schuss von Prömel in aussichtsreicher Position geht rechts am Heidenheimer Tor vorbei
48. Min.:
Ein 30-Meterschuss von Grillitsch fischt Müller mit einer Hand aus dem linken Torwinkel
50. Min.:
Die größte Chance der Partie: Nach Kopfballvorlage von Kaderabek kommt Beier aus sechs Metern frei zum Abschluss, doch seinen Linksschuss pariert Müller sensationell per Fußabwehr
75. Min.:
Nach Pass von Bebou kommt Weghorst von halbrechts zum Torabschluss, schießt aber am langen Pfosten knapp vorbei
90 + 6. Min.:
Nach Skov-Flanke köpft Bülter aus spitzem Winkel aufs Tor, doch Müller ist erneut zur Stelle und verhindert auch mit Hilfe des Pfostens den Hoffenheimer Siegtreffer.
Aufstellungen:
TSG Hoffenheim: Baumann – Akpoguma, Grillitsch, Brooks – Kaderabek (63. Skov), Prömel, Stach (63. Tohumcu), Nsoki – Kramaric (86. Bischof) – Weghorst (86. Bülter), Beier (74. Bebou)
1. FC Heidenheim: Müller – Traore, Mainka, Gimber (46. Siersleben), Föhrenbach – Maloney – Beck (71. Sessa), Schöppner – Dinkci (71. Pieringer), Beste (87. Busch) – Kleindienst
Tore: 0:1 Dinkci (29.), 1:1 Kramaric (45.+7/HE)
Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden)
Zuschauer: 20.120
Fotos: Kraichgaufoto und BWA