TSV Dühren feiert als erster B-Ligist den Kreispokalsieg

Strittige Schiri-Entscheidung und Traumtor beim Außenseitersieg

Der neue Kreispokalsieger 2023 des Fußballkreises Sinsheim heißt TSV Dühren. Der Tabellenführer der Kreisklasse B1 siegte vor knapp 900 Zuschauern im Sinsheimer Helmut-Gmelin-Stadion gegen den Kreisligisten SV Rohrbach/S. 1:0. Das Tor des Abends erzielte in der 29. Minute Spielertrainer Rico Unser mit einem fulminanten Distanzschuss in den Torwinkel. Die Freude und Begeisterung beim unterklassigen Außenseiter war nach dem Abpfiff über den ersten Pokalerfolg der Vereinsgeschichte riesengroß. Die Fans stürmten den Platz und feierten ihre Pokalhelden, dabei wurden auch Bengalos gezündet, es floss reichlich Bier und die eigens angefertigten Pokalsieger-Shirts wurden übergezogen.

Freud und Leid lagen dicht beisammen

Dühren feierte – Rohrbach trauerte. Die Enttäuschung beim SVR, der in der Favoritenrolle eine schwache Saison mit einem Finalsieg vergessen machen wollte und am Ende nach schwacher Leistung mit leeren Händen dastand, war groß. Dabei flossen auch Tränen und die Blicke der Spieler gingen in einer Art Tunnelblick ins Leere. SV-Vorstand Wolfgang Mrasek brachte es kurz vor Mitternacht im Vereinsheim treffend auf den Punkt: „Dieses Finale war ein Spiegelbild unserer ganzen Saison.“ Während die Verlierer nach dem verpassten fünften Pokaltitel im Vereinsheim „Restaurant zur Rosenbrücke“ bei Schnitzel, Pommes und Kuchen ihren Ärger und ihre Enttäuschung versuchten zu verdauen, stieg im acht Kilometer entfernten Dühren im griechischen Vereinslokal die Pokalparty bei lauter Musik bis früh in den Himmelfahrtsmorgen.

TSV-Keeper Wacker fischt den Freistoß von Heinlein aus dem Torwinkel

Strittige Szene: Rot oder nicht Rot

Zum Spiel: Bei optimalen äußeren Bedingungen erwies sich der Finalspielort als perfekte Lösung. Das wegen des Fohlenmarkts befürchtete Parkplatzproblem wurde bestens gelöst, zumal viele Zuschauer bei ihrer Anreise aufs Auto verzichteten. Die Rahmenbedingungen passten, der gastgebende SV Sinsheim hatte viele fleißige Helfer im Einsatz. Das Spiel begann schleppend, beide Mannschaften scheuten das Risiko, der Respekt vor dem Gegner war erkennbar.  Die erste Torannäherung gab es nach zwölf Minuten, als Carlos Thier knapp übers Rohrbacher Tor schoss. Dann wurde es plötzlich hektisch: Ein weiter Ball in die gegnerische Hälfte landete bei SV-Stürmer Philipp Öhler, der in Richtung Tor stürmte und dabei vom weit aus seinem Tor herauseilenden Torhüter Tim Wacker zu Fall gebracht wurde (23.). Im Nachhinein eine vielleicht spielentscheidende Szene, denn Schiedsrichter Dominik Fuhrig ließ Gnade vor Recht gewähren und zückte „nur“ Gelb für den Schlussmann. Für viele Zuschauer eine klare Fehlentscheidung, denn sie sahen in dem Foulspiel eine Notbremse des letzten Mannes. Der Unparteiische zu dieser Szene nach der Partie gegenüber bwa-sport.de: „Der Torwart war in der Szene nicht der letzte Mann. Für mich war es daher keine Notbremse, da noch zwei Mitspieler hinter bzw. auf seiner Höhe waren, die hätten eingreifen können. Das einzige, wo ich überlegt hatte Rot zu geben, war sein hartes Einsteigen. Schließlich habe ich mich für Gelb entschieden und denke, dass dies die richtige Entscheidung war.“

Traumtor von Unser bringt TSV in Führung

Nur sechs Minuten später gelang dem TSV durch Unser die Führung. Der ehemalige, langjährige Rohrbacher Defensivspieler fasste sich ein Herz und traf von halblinks mit einem leicht abgefälschten 25-Meter-Distanzschuss in den rechten Torwinkel (29.). Jetzt nahm die Partie an Fahrt auf, denn auf der anderen Seite verhinderte Torhüter Wacker den möglichen Ausgleich, als er einen 20-Meter-Freistoß von Christian Heinlein aus dem Torwinkel fischte (31.). Nach diesen aufregenden acht Minuten flachte die Partie zunehmend ab. Dühren zog sich weiter zurück und Rohrbach rannte plan- und ideenlos an. Torraumszenen blieben auf beiden Seiten Mangelware. Bis auf zwei Halbchancen für die Dührener durch Marvin Ziegler (43.) und Kevin Frei (45.) blieb es bei der knappen Pausenführung.

Ausgelassene Pokalsiegerfeier des TSV Dühren

Rohrbach fehlt es an Durchschlagskraft

Auch in der zweiten Hälfte änderte sich zunächst wenig am Spielgeschehen. Der TSV stand gut sortiert in der Defensive, verteidigte kämpferisch und leidenschaftlich gegen harmlos anrennende Rohrbacher, die in der Offensive die Durchschlagskraft völlig vermissen ließen. Dühren versuchte es immer wieder mit Kontern und hatte nach knapp einer Stunde durch Noah Ottenthal eine Möglichkeit, doch sein Schuss konnte kurz vor dem Tor gerade noch von Sebastian Gehrig abgewehrt werden (58.). Die Heger-Truppe suchte, fand aber kaum eine Lücke in der dichtgestaffelten gegnerischen Hintermannschaft. Die beste Möglichkeit hatte dabei Abwehrspieler Markus Brecht, als er nach einer Ecke knapp übers Tor köpfte (78.). In der immer hektischer werdenden Schlussphase gingen die Blau-Weißen angesichts der drohenden Niederlage volles Risiko und drängten den TSV in dessen Strafraum. Doch alle Bemühungen dabei scheiterten, der B-Ligist besaß in den meisten Aktionen die Lufthoheit und setzte in den Schlussminuten durch Konter vereinzelt Nadelstiche. Torjäger Dominik Schock hatte in der 90. Minute die Entscheidung auf dem Fuß, als er das leere Tor aus der Entfernung knapp verfehlte.

Stürmischer Keeper

In einer turbulenten Nachspielzeit hielt es auch Rohrbachs Torhüter Nico Romig nicht mehr hinten. Dabei bewies er auch Stürmerqualitäten, als er zwei Gegenspieler an der Strafraumgrenze ausspielte, jedoch beim Torschuss von einem eigenen Mitspieler im dichten Gedränge gestört wurde. Schließlich blieb es beim knappen und in der Gesamtsumme verdienten Sieg des Außenseiters, der in eineinhalb Wochen mit der möglichen Meisterschaft das Double perfekt machen kann.

Stimmen nach dem Spiel:

Johannes Schinko (Fußballkreisvorsitzender): „Spielerisch hatte ich mehr erwartet, vor allem von Rohrbach. Der SV hat mich im Spiel nach vorne sehr enttäuscht, konnte sich kaum Chancen erspielen. Dühren stand in der Defensive sehr stabil und hatte am Ende mehr investiert und ist deshalb verdienter Sieger“.

Joachim Heger (SV-Trainer): „Die Schiedsrichterleistung war für mich enttäuschend und eines Finales nicht würdig. Bezeichnend die Szene, als er Dührens Torhüter nach dessen Foulspiel nicht vom Platz stellte. Wenn er auf Foulspiel entscheidet, dann muss er Rot geben - das war eine krasse Fehlentscheidung. Ansonsten war es von uns heute viel zu wenig, wir konnten uns kaum Torchancen erspielen. Wir rannten unkontrolliert und planlos an. Nach meiner vierten Finalniederlage ist die Enttäuschung natürlich groß. Dennoch großes Lob an unsere Fans, vor allem an die vielen Jugendliche, die eine tolle Stimmung gemacht haben.“

Rico Unser (Spielertrainer TSV Dühren): „Wir hatten ganz wenig Spielanteile, das war uns aber bewusst. Wir sind sehr tief gestanden und hatten Glück, dass unser Torhüter nicht vom Platz flog. Da hätte man Rot geben können, ja sogar müssen. Für mich war es natürlich etwas besonderes, dass ich mit dem Tor gegen den Ex-Verein das Spiel entscheide. Der Blick geht nach dem Feiern voll und ganz in Richtung Meisterschaftsendspurt.“

Lukas Authenrieth (SV-Kapitän): „Wir haben in der 1. Hälfte kaum Chancen kreiert. Im zweiten Abschnitt waren wir zwar spielbestimmend, aber der letzte Ball in den Sturm kam nicht an. Das Spielglück mit dem Sonntagsschuss war heute auf des Gegners Seite. Rückblickend war es eine enttäuschende Runde, in der wir immer wieder mit großem Verletzungspech zu kämpfen hatten.“

Tim Wacker (TSV-Torhüter): „Zu der strittigen Szene kann ich nur sagen, dass ich den Gegenspieler und auch den Ball erwischt habe. Hinter mir waren aber noch zwei Mitspieler, so dass es keine Notbremse war. Ich selbst habe wegen der Intensität in dieser Aktion damit gerechnet vom Platz zu fliegen. Das Glück war heute auf unserer Seite, der Finalsieg ist einfach eine geile Sache. So etwas vergisst man nie im Leben.“

Jürgen Habich (Rohrbachs ehem. Spielertrainer und Pokalheld von 1992): „Bei mir fehlte die Verbindung in der Rohrbacher Mannschaft. Ein Zusammenhalt, eine Einheit im Spiel war nicht erkennbar. Dühren war spielerisch in vielen Aktionen einfach besser. Für mich war die Aktion vom TSV-Torhüter kein Rot, denn er spielte in der Aktion auch den Ball. Ich hätte ihm nur Rot wegen Dummheit in dieser Situation gegeben.“

Fotos: BWA

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