1899 Hoffenheim, in der vergangenen Saison noch in höchster Abstiegsnot, zählt nach neun Bundesliga-Spieltagen zu den bisherigen Überraschungsmannschaften. Mit einem hochverdienten 1:0 Heimerfolg gegen den bisherigen Tabellendritten Hertha BSC Berlin kletterten die Kraichgauer hoch auf Platz drei, hinter den Bayern und Aufsteiger RB Leipzig. Für die TSG bedeutet der fünfte Bundesliga-Sieg in Folge neuen Vereinsrekord. Enttäuschend, dass mit 28.015 Zuschauer weiterhin kein Heimspiel in dieser Saison ausverkauft ist. Die Mannschaft legt vor, spielt begeisternden, offensiven und unterhaltsamen Fußball, während die Fußballfans der Region der positiven Entwicklung teils noch zurückhaltend gegenüberstehen.
Hoffenheim bestimmt von Beginn an das Geschehen, nicht zu spüren von den intensiven 120 Pokal-Minuten vier Tage zuvor beim 1:2 in Köln (1:2). Aufgrund von Personalsorgen beginnen die Gäste mit einem ungewohnten 4-1-4-1-System, Hoffenheim mit gewohnter Dreier-Abwehrkette. Beide attackieren sehr früh und erspielen sich schnell die ersten Tormöglichkeiten. Die Größte bietet sich nach einer Ecke Innenverteidiger Niklas Süles, dessen Kopfball der Herthaner Fabian Lustenberger auf der Torlinie gerade noch über die Latte köpfen kann (3.). Auf der anderen Seite lenkt TSG-Keeper Oliver Baumann einen Schuss von Allan Souza mit einem Reflex zur Ecke (14.).
Die Gastgeber nun immer dominanter und zielstrebiger. Viel geht dabei über den quirligen und laufstärksten Spieler Kerem Demirbay. Nach tollem Pass von Sebastian Rudy scheitert Lukas Rupp frei vor Hertha-Torhüter Rune Jarstein (27.). Nur zwei Minuten später setzt Pavel Kaderabek einen Kopfball Torpedo an die Latte (29.). Wiederum zwei Minuten später dann die verdiente Führung: Demirbay schlägt einen Freistoß von halblinks über die gesamte Abwehr, wo Süle Gegenspieler Peter Pekarik locker überspringt und wuchtig zum 1:0 einköpft. Manager Alexander Rosen freute sich ganz besonders: „ Klar war es mal wieder an der Zeit, dass Niklas ein Tor erzielt. Wir hatten vor drei Wochen gewettet, dass er innerhalb von zehn Spielen mindestens zwei Tore machen muss. Heute hat er in der dritten Partie erstmals getroffen.“ In der 33. Minute scheitert erneut Rupp am besten Berliner, dem norwegischen Torhüter Jarstein. Zur Pause ballt 1899-Gesellschafter Dietmar Hopp vor seiner Loge entschlossen die Siegesfaust.
Hertha beginnt die zweite Hälfte entschlossener und aggressiver. Mit der einzig erwähnenswerten Chance scheitert der Ex-Hoffenheimer und Berliner Torjäger Vedad Ibisevic aus 14 Metern an Baumann (51.). Nagelsmann reagiert, stellt von Dreier- auf Viererkette um, bremst somit den Berliner Anlaufschwung. Die Partie wurde zunehmend intensiver mit vielen bissigen Zweikämpfen.
Die TSG setzt immer wieder gefährliche Nagelstiche. Sandro Wagner scheitert aus kurzer Distanz an Jarstein (71.) und Andrej Kramaric findet völlig freistehend zehn Meter vor dem Tor in Jarstein seinen Meister (88.). Berlins Kapitän Ibisevic, den die TSG-Fans immer wieder auspfiffen, hatte nur 26 Ballkontakte, wirkte glücklos und wurde in der Schlussphase ausgewechselt. Doch auch seinen Mannschafgtskollegen gelingt es in den Schlussminuten nicht, sich ernst Torchancen zu erspielen und so konnten die Hoffe-Fans in Siegerlaune freudig „Hoffe ist der geilste Klub der Welt!“ singen.
Am Ende standen 24:5 Torschüsse für die Kraichgauer. Nach vier Unentschieden und fünf Siegen in Folge marschieren die Nagelsmänner unaufhaltsam weiter nach oben. Und nicht wenige stellten sich die Frage: „Wo soll dies enden?“
Am Samstag (15:30 Uhr) gastiert die TSG im Spitzenspiel des 10. Spieltages in der Münchner Allianz-Arena beim Ersten FC Bayern.
Fotos: Kraichgaufoto