Es war das mit großer Spannung erwartet Auftaktmatch zwischen zwei bundesweit wenig beliebten Vereinen: Dietmar Hopp´s TSG 1899 gegen Dietrich Mateschitz RB. Für viele zwei sogenannte „Plastikklubs“. Auf den Rängen begegneten beide Fanlager mit ihrem Liedgut selbstirronisch hinsichtlich dieser Beliebtheitsproblematik. So hielt die Hoffenheimer Ultra-Gruppierung in der Südkurve für kurze Zeit unzählig viele Schriftzüge in die Höhe: „Wir wollen auf den Thron zurück, Deutschlands meistgehasste 1899 Hoppenheim“, „Den Fußball zerstört nur einer – Hoffenheim und sonst keiner“, „Kommerzverein kann nicht jeder sein. Sch… RBL“, „Grüße an die 4 Sky-Zuschauer“, „Nur noch Sandhausen hasst uns wie früher“ und „Didi liebt die Region – RB die Millionen.“ Die Sachsen wiederum besangen sich als „Bullen-Schweine“. Der neutrale Fan fühlte sich zwischendurch wie im falschen Film.
Das Bundesligaspiel selbst zählte zur besseren Kategorie des 1. Spieltages. Eine temporeiche, unterhaltsame und ansprechende Partie endete nach 97 Minuten mit einem leistungsgerechten 2:2 Unentschieden. Lukas Rupp brachte die Gastgeber in Führung (55. Min.), ehe nur drei Minuten später der Ex-Hoffenheimer Dominik Kaiser ausglich. Nach dem erneuten 2:1 Führungstreffer von Mark Uth (83.) sehen die Gastgeber wie der sichere Sieger aus, doch in der Schlussminute gleicht Marcel Sabitzer erneut aus. Jubel bei den Sachsen, während die Kraichgauer nicht zum ersten Mal in den Schlussminuten wertvolle Punkte liegen ließen. Für den Silbermedaillengewinner von Rio, Niklas Süle, waren es „zwei unnötige Gegentore, die man so nicht kassieren darf“. 1899-Coach Julian Nagelsmann attestierte seiner Defensivreihe „etwas zu viel Harakiri“. Was der Punkt letztendlich Wert war, wusste nach der Partie keiner so richtig einzuordnen.
Prominenter Besuch in Sinsheim
Sehr angetan vom flotten Auftaktkick in Sinsheim waren unter den 24.188 Zuschauern auch DFB-Sportdirektor Hansi Flick, Weltmeister Sami Khedira, der neue U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz sowie Schlagersängerin Helene Fischer mit Freund Florian Silbereisen.
Stimmen zum Spiel:
TSG-Coach Julian Nagelsmann: Leipzig hat verdient einen Punkt geholt. Mit den ersten Minuten des Spiels bin ich sehr zufrieden. Leider konnten wir unsere Chancen nicht nutzen und früh in Führung gehen. Da gab es zwei 100-prozentige in den ersten fünf Minuten. Danach war die Kontrolle bis zur Trinkpause gut. Im Anschluss ging es mit unserem Spiel dahin bis zur Pause. In dieser Phase haben wir viele Fehler gemacht und die Abstände waren viel zu groß. In der zweiten Halbzeit waren wir einen Tick besser. Insgesamt haben wir zu viele Abschlüsse zugelassen. Für die Zuschauer war es sicher interessant, für uns als Trainer sicher nicht. Manchmal war es Harakiri von uns.
RB-Trainer Ralph Hasenhüttl: Wir sind sehr glücklich über den späten Punktgewinn. Insgesamt war er aus meiner Sicht mehr als verdient. Wir haben sehr viel aufs Tor geschossen und ein gutes Spiel gemacht. Zu Beginn waren wir defensiv etwas naiv, da mussten wir den Respekt ablegen. Wir haben uns dann aber schnell an das Niveau angepasst. Wir waren frech und haben unsere Chance gesucht. Baumann hat da gut gehalten. Wir konnten die Konter der Hoffenheimer nicht immer kontrollieren. Das Spiel war vor allem angesichts der Temperaturen sehr temporeich.
1899-Mittelfeldspieler Sebastian Rudy: Ich denke, wir müssen den Sieg heute nach Hause schaukeln. Da müssen wir den eigenen Ballbesitz besser nutzen, das Spiel kontrollieren und das Spiel am besten in die Leipziger Hälfte verlagern. Insgesamt war es eine offene Partie mit Chancen auf beiden Seiten.
TSG-Stürmer Sandro Wagner: Es war für beide Mannschaften ein schwieriges Spiel. Das Unentschieden ist leistungsgerecht. Wir hatten einen guten Start in die Begegnung, aber nach 20 bis 25 Minuten haben wir das Spiel aus der Hand gegeben. Bis zur Halbzeit war es dann richtig schwer. Beide Teams hatten Möglichkeiten, deutlich mehr Tore zu schießen. So ist der Punkt okay.
Fotos: Kraichgaufoto und BWA