Vermeintliches Spitzenspiel am Hardtwald – SVS empfängt die Offenbacher Kickers

Duell zweier bislang enttäuschender Teams

In der Partie der nach acht Spieltagen in der Regionalliga Südwest hinter den Erwartungen zurückbleibenden Teams empfängt der SV Sandhausen am Freitagabend um 19 Uhr Kickers Offenbach im GP Stadion am Hardtwald. Während der SVS nach der 1:3-Niederlage bei Eintracht Trier mit Rang 15 erstmals auf einen Abstiegsplatz abgerutscht ist, rangiert der als Topfavorit auf den Aufstieg gehandelte OFC auf Platz 10.

Das derzeitig unbefriedigende Abschneiden der Sandhäuser ist auch für Trainer Janßen zum Haare raufen

„Bei Intensität, aggressivem Anlaufen und Gedankenschnelligkeit war ein Klassenunterschied festzustellen“

SVS-Coach Janßen zur Leistung in Trier

Der neu zusammengestaltete nur 23 Akteure umfassende Kader des SV Sandhausen wird durchaus auf harte Belastungsproben gestellt – in Trier musste Trainer Olaf Janßen auf die verletzten Melvin Ramusovic, David Zimmer, Denis Pfaffenrot, Teoman Akmestanli, Leon Ampadu und Jannik Graf verzichten – doch das wollte der Coach nur bedingt gelten lassen und sparte nicht mit Kritik: „Das war ein hochverdienter Sieg für Trier. Auch wenn wir im Kader durch Ausfälle und die Englische Woche Probleme haben – das interessiert niemanden. Wir haben heute in Intensität, aggressivem Anlaufen und Gedankenschnelligkeit einen Klassenunterschied gesehen. So langsam im Kopf Entscheidungen treffend habe ich meine Mannschaft noch nie gesehen.“

Enttäuschung bei Sandhausens Yannick Osee nach einer erneuten Niederlage

Drei starke Gegner vor der Brust

Dem Janßen-Team bleiben nach Englischen Wochen nun ein paar Tage mehr Vorbereitungszeit, doch es folgt bereits die vorerst letzte Englische Woche mit den Spielen gegen Offenbach, am folgenden Mittwoch beim gut gestarteten Aufsteiger aus Großaspach und sonntags dem Heimspiel gegen den Tabellendritten aus Steinbach Haiger, bei denen der SVS auf vermeintlich stärkere Gegner wie zuletzt trifft.

Den drohenden Absturz stoppen

Die Kurpfälzer werden sich in diesen Spielen wieder kompakter präsentieren müssen, um nicht noch tiefer in den Tabellenkeller zu geraten, doch Triers Coach Thomas Klasen hatte noch ein paar warme Worte in Richtung Trainerkollege Janßen übrig: „Der SVS mit der Vita der Spieler und des Trainers ist ein Schwergewicht, das wir verdient bezwungen haben, worauf ich stolz bin. Ihr werdet sicher die Struktur in euer Spiel bekommen, um die entsprechenden Punkte zu holen, die euer Anspruch sind. Man sieht an Großaspach, dass es eingespielte Teams in dieser Liga braucht.“

Hält Janßen am Ballbesitz-Fußball fest?

Lukas Schneller debütierte im Tor der Sandhäuser für den zuletzt nicht fehlerfreien Arthur Lyska und konnte sich auszeichnen, war aber dreimal machtlos. Janßen spielt wiederum mit dem Gedanken, seine Philosophie vom Ballbesitz-Fußball zu überdenken, da sich sein Team noch zu fehlerhaft zeigt.

Rückstand der Kickers nach oben wird größer

Die Offenbacher Kickers mussten am vergangenen Wochenende einen herben Dämpfer im Kampf um den erhofften Aufstiegsplatz hinnehmen. Gegen den spielstarken schwäbischen Tabellenführer SGV Freiberg kassierte der Zuschauerkrösus der Liga vor 6.580 Zuschauern im Heimspiel am Bieberer Berg eine 2:5-Klatsche, womit der Rückstand zur Tabellenspitze schon 13 Punkte beträgt, für die Sandhäuser 17 Punkte.

Sandhausens Niklas Tarnat (li.) im Zweikampf mit Balingens Amnay Moutassime

OFC-Coach mit Sandhäuser Vergangenheit

Zwei Siegen zum Saisonauftakt hat der OFC nur noch einen Dreier in den letzten sechs Spielen folgen lassen. Trainiert wird der DFB-Pokalsieger von 1970 seit dieser Saison von der Sandhäuser Legende Kristjan Glibo, der in der SVS-Aufstiegsmannschaft in die 2. Liga 2012 verteidigte und im Anschluss an die Spielerkarriere von 2013 bis 2019 die zweite Mannschaft des SV Sandhausen trainierte.

„Wir wollen oben mitmischen“

Offenbachs Trainer Glibo zum Saisonziel

Mit nach Offenbach brachte Glibo als Co-Trainer Eric Schaaf, der ebenfalls beim SVS spielte. „Wir wollen möglichst bis zum Schluss oben mitmischen“, sagte Glibo vor der Saison zu den Zielen, doch der hessische Traditionsverein wird bereits ziemlich von der Realität eingeholt, auch wenn noch kein Drittel der Saison absolviert ist. Nach dem zweiten Platz in der Vorsaison wurden die meisten Stammkräfte gehalten. „Das war Powerpressing, wie ich mir das vorstelle“, lobte Glibo sein Team nach dem Spiel gegen Homburg – die Sache hatte nur den Haken, dass der OFC Chancenwucher betrieb und Homburg zum 2:2-Endstand ausglich.

Pascal Testroet mit enger Ballführung

Personalprobleme auch bei den Hessen

Die Offenbacher plagen aber wie die Sandhäuser personelle Probleme, gegen Freiberg mussten sieben Spieler wie der gesperrte Breitenbach als auch die angeschlagenen Staude, Mustafa, Wachs und der mit drei Treffern beste Torschütze Barry, der in der Jugend in Sandhausen spielte, ersetzt werden. Allesamt Stammelf-Kandidaten, die Drittliga- oder gar Zweitligaerfahrung haben – was aber auch auf den ehemaligen Essener Berlinski, letzte Saison zehnfacher Torschütze, zutrifft.

Lang, lang ist es her

Zuletzt kreuzten sich die Wege der beiden Klubs in der Drittligasaison 2011/12, an deren Ende der SVS in die 2. Liga aufstieg, doch die Duelle haben eine viel längere Tradition: 1987 trafen der OFC und der SVS in der Aufstiegsrunde zur 2. Liga zwei Mal aufeinander, in der die Kurpfälzer aber trotz zweier Siege gegen Trier und Offenbach (2:0 am Hardtwald) hinter Kickers Offenbach, der SpVgg Bayreuth und Eintracht Trier auf Platz vier landeten. Offenbach und Bayreuth stiegen auf.

Sandhausens Louis Kolbe (li.) im Duell mit Balingens Ole Deininger

Mögliche Aufstellungen:

SV Sandhausen: Schneller – Schulz, Osee, Zahnen Martinez – Kolbe, Inaler, Krauße, Wagner – De Meester (Mamutovic), Herrmann – Testroet
Kickers Offenbach: Brinkies – Arh Cesen, Breitenbach, Crljenec, Knothe –  Barry (Stellwagen), Borsum, Staude, Ünlüfici – Berlinski, Skolik

AM
Fotos: foto2press

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