Viele Facetten sprechen für eine erfolgreiche Hoffenheimer Rückrunde

Experten-Meinungen zum bisherigen Abschneiden

Vor dem Rückrundenauftakt am Samstag in Leipzig hat bwa-sport.de drei Fußballexperten über Bundesligist TSG Hoffenheim befragt. Die Fragen zielen in Richtung Abschneiden in der Hinserie, der Arbeit von Trainer Julian Nagelsmann und die Bewertung der Kaderzusammenstellung. Zum Abschluss der Hinrunde belegen die Kraichgauer überraschend Platz drei, hinter den Bayern und Aufsteiger Leipzig.
Als Experten standen bwa-sport.de Otmar Schork (Geschäftsführer und Sportlicher Leiter des Zweitligisten SV Sandhausen), Ingo Wellenreuther (Jurist, Politiker und Präsident des Zweitligisten Karlsruher SC) und Gerd Dais (ehemaliger Fußballerprofi und jetziger Trainer des Regionalligisten SV Waldhof Mannheim) zur Verfügung.

Unsere Experten von links: Ingo Wellenreuther, Otmar Schork und Gerd Dais

Erfolgshunger - Euro-Quali - begeisterter Fußball

Wie beurteilen Sie das bisherige Abschneiden der TSG Hoffenheim in der Hinrunde?

Wellenreuther: Die TSG hat durch konstant gute Leistungen eine hervorragende Hinrunde gespielt. Ich bin mir sicher, dass sie in der Rückrunde weiter oben dran bleiben wird. Es ist eine konstante Aufwärtsentwicklung festzustellen und man spürt, dass der Erfolgshunger dieser relativ jungen Truppe sehr groß ist. Die Gefahr, dass man dabei die Bodenhaftung verlieren könnte, sehe ich nicht. Dafür ist zu viel Qualität und Konstanz vorhanden.

Dais: Es spricht für die Qualität der Hoffenheimer, dass sie immer noch ungeschlagen sind. Sie sind auf einem guten Weg, auch wenn sie dabei das ein oder andere Spiel durchaus hätten mehr gewinnen können. Wenn sie ihren Weg so weitergehen, traue ich ihnen durchaus die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb zu. Die Mannschaft ist so gefestigt, dass sie in diesem Jahr keinen Einbruch erleiden wird.

Schork: Ich konnte mir die Spiele gegen Schalke, Frankfurt, Dortmund und Bremen, die alle unterschiedliche Facetten und Spielweisen hatten, live anschauen. Ich war jedes Mal vollauf begeistert. Sie spielen einen attraktiven Fußball und sind auf einem guten Weg. Zu was es letztendlich reicht, wird die Rückrunde zeigen. Ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft an die Leistungen der Hinrunde anknüpfen wird und am Ende die bisherige Tabellenposition bestätigen kann.

Trainer Julian Nagelsmann ist für viele der "Vater des Erfolges"

Gut ausgebildete, qualifizierte, kommunikative, junge Trainertalente

Welchen Anteil hat am Abschneiden Trainer Julian Nagelsmann?

Schork: Die Handschrift des Trainers ist deutlich erkennbar. Man muss dies auch individuell sehen. Ich sehe da Parallelen zum Sandhäuser Trainer Kenan Kocak. Beide haben früh, aufgrund von Verletzungen, ihre Fußballerkarriere beenden müssen und sind so in jungen Jahren zum Trainerjob gekommen. Dank der hervorragenden und modernen DFB-Trainerausbildung haben beide schon früh ihren Fußballlehrer abgeschlossen. In den Bereich Rhetorik, Selbstvertrauen und Ausstrahlung sind sie in jungen Jahren schon sehr weit. 

Dais: Für mich war es eine große Überraschung, dass sich die Mannschaft, nach dem Trainerwechsel von Huub Stevens zu Julian Nagelsmann, so schnell aus den Abstiegsregionen befreit hat und die notwendigen Punkte holte. Nagelsmann hat seine Qualitäten, was zweifellos in der Zusammenarbeit mit der Mannschaft sehr gut zusammenpasst. Ich hoffe, dass sie noch viel Freude und Erfolg haben.

Wellenreuther: Natürlich ist das positive Abschneiden auf die tolle Arbeit von Julian Nagelsmann zurückzuführen. Das Alter spielt dabei für mich keine Rolle, vielmehr die Qualität und die Art und Weise, wie er die Mannschaft begeisternd mitnehmen kann. Offenbar ist sein Fußballfachverstand und die Art und Weise, wie er herüberkommt, das Erfolgsrezept. Dies muss man neidlos anerkennen. Ich traue ihm noch eine große Trainerkarriere zu.

Bundesligaerfahrene Neuzugänge - gesunder Konkurrenzkampf - gute Transferpolitik

Wie beurteilen Sie die Kaderzusammenstellung?

Dais: Was die Kaderplanungen im vergangenen Sommer anbelangt, haben die Verantwortlichen ein sehr glückliches Händchen gehabt. Es war sicherlich von Vorteil, dass alle Neuzugänge die Bundesliga kannten und dadurch keine zusätzliche Eingewöhnungsphase benötigten. Es ist schon etwas außergewöhnlich, dass zuletzt die halbe Stammformation aus Neuzugängen bestand. 

Schork: Die Verantwortlichen haben im Sommer ein glückliches Händchen bewiesen. Sie haben teils Spieler verpflichtet, die bei anderen Vereinen nicht unbedingt gesetzt waren. Sie wollen jetzt beim neuen Verein unbedingt beweisen, was sie in der Lage sind zu leisten. Aufgrund weniger Verletzungen konnte das Trainerteam meist personell aus dem Vollen schöpfen, was sich bei einem gesunden Konkurrenzkampf leistungsfördern auswirkt. Aufgrund des großen Kaders wurden in der Winterpause einige Spieler, die kaum oder keine Einsatzzeiten hatten, transferiert.

Wellenreuther: Natürlich gehört zur Transferpolitik auch etwas Glück, aber meist ist es auch das notwendige richtige Auge für die richtigen Leute, um am Ende den richtigen Kader zu haben. Das hat in diesem Jahr in Hoffenheim sehr gut gepasst. Es ist erstaunlich, dass viele Neuzugänge häufig in der Startformation standen. Deshalb  von mir Respekt für die in diesem Bereich geleistete Arbeit.


Fotos: BWA und Kraichgaufoto

 

Begeisterung auf den Rängen bei einem Hoffenheimer Heimspiel und Laut Experten sollen sich die Hoffenheimern weiter oben etablieren

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