Die TSG 1899 Hoffenheim hat sich durch einen Last-Minute-Treffer beim 1:1 Remis gegen den 1. FC Köln vom Relegationsplatz um zwei Plätze hoch auf Platz 14. katapultiert. Es war ein enges, hart umkämpftes Duell vor ausverkauftem Haus in Sinsheim. Die 30.150 Zuschauer bekamen zwar kein hochklassiges, chancenreiches Spiel geboten, am Ende wurde es aber extrem hektisch und emotional.
Kevin Volland mit seinem achten Saisontor in der Nachspielzeit (90.+1) rettete Hoffenheim einen Punkt, nachdem Simon Zoller (69.) die Gäste in Führung gebracht hatte. Unter Nagelsmann holten die Kraichgauer 14 Punkte aus acht Partien – so viel wie seine Vorgänger Markus Gisdol und Huub Stevens zusammen. Die Domstädter sind seit nunmehr neun Spielen gegen die Kraichgauer ungeschlagen. Nach fünf Niederlagen in fünf Sonntagsspielen dieser Saison war es der erste Punkt für die Blau-Weißen.
Beide Mannschaften waren von Beginn an bemüht mit Tempo und Einsatz das Spiel an sich zu reisen. Zwingende Torchancen blieben jedoch auf beiden Seiten selten. Der Kroate Andrej Kramaric scheiterte frei aus zehn Metern am Kölner Torwart Timo Horn (13.) und Leonardo Bittencourt vergab die bis dahin größte Gästechance nach einer scharfen Hereingabe nur um Zentimeter (27.).
In der 37. wurde Ex-Hoffenheimer Anthony Modeste zwölf Meter, zentraler Position, freistehend vor Tor angespielt, doch der Franzose verzieht um einen halben Meter am rechten Pfosten. Es hätte die Gästeführung sein können, ja sein müssen.
Das Spiel verlagerte sich zunehmen im Mittelfeld, viel klein-klein, reichlich Abspielfehler auf beiden Seiten und kaum Tormöglichkeiten. Während die Rheinländer geschickt die Räume eng machen, finden die Gastgeber kaum ein Mittel sich Chancen gegen den mit zwei Viererketten positionierten Gegner sich Möglichkeiten zu erspielen. Im TSG-Angriffsspiel fehlt es an Bewegung, an Überraschungsmomenten – vieles wirkt statisch und mutlos. Der Sicherheitsgedanke steht beim Passspiel meist an erster Stelle, statt Risikoball wird eher zurück gepasst.
Nachdem Volland aus kurzer Distanz übers Tor schießt, machte es wenig später Kölns Simon Zoller auf der Gegenseite besser. Nach fehlender Zuordnung in der Hoffenheimer Hintermannschaft kann Nationalspieler Jonas Hector von links unbedrängt in die Mitte passen, wo Zoller aus sieben Meter nur noch einschieben muss. Der Gästeblock, im Gefühl des sicheren Sieges, bebt. 4.000 Rot-Weißen in Feierlaune.
Als kaum noch einer mit einer Resultats Veränderung rechnet, sorgte Volland, nach glänzender Vorarbeit von Karmaric, der sich gegen vier Kölner durchsetzt und dessen Schuss von FC-Keeper Horn nur zur Seite gelenkt werden kann, aus spitzem Winkel für den glücklichen Ausgleich. Das dritte Tor des Allgäuers in den letzten fünf Spielen sicherte seiner Mannschaft einen enorm wichtigen Punkt im Abstiegskampf.
Nach dem Ausgleich kochen die Emotionen hoch. Die Kölner reklamieren, dass die Nordbadener nicht den Ball ins Aus schossen, als Lukas Klünter am Boden liegt. Kramaric in der Vorwärtsbewegung bekommt dies alles nicht mit und auch die Kölner Verteidiger wirken in dieser Szene unentschlossen.
Sportdirektor Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger springen auf, rennen wild gestikulierend Richtung Hoffenheim-Bank. Dann wird‘s unappetitlich. Schmadtke nimmt seinen Kaugummi aus dem Mund und wirft ihn gut drei Meter in Richtung Hoffenheimer Bank. Ersatzspieler Eugen Polanski ist außer sich, diskutiert lautstark mit Stöger.
Schmadtke gesteht wenig später seine Unsportlichkeit: „Ja, ich habe das rüber geworfen. Das war eine Reaktion. Ich habe mich bei Hoffenheim entschuldigt. Doch jetzt beerdigen wir als Liga den Fairplay-Gedanken.“ Sehr wahrschein, dass Schmadtke für seine Unbeherrschbarkeit nachträglich noch mit Konsequenzen zu rechnen hat.
Fotos: Kraichgaufoto und BWA