Vorne glücklos, hinten anfällig – Hoffenheim mit Fehlstart in Nürnberg

Der Start in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga ging für 1899 Hoffenheim kräftig daneben. Mit 0:4 kassierten die Kraichgauer, beim bis dahin noch sieglosen 1. FC Nürnberg, ihre höchste Saisonniederlage und näherten sich bedrohlich der Abstiegszone. Der Vorsprung zum Relegationsplatz 16 ist auf bedenkliche zwei Punkte zusammengeschrumpft. Das Team von Markus Gisdol ist nun schon seit vier Spielen ohne Sieg, in den vergangenen acht Partien konnte nur ein Sieg bejubelt werden. Unerklärlich, wie sich die TSG immer wieder als Aufbaugegner für angeschlagene, sich im Formtief befindenden Mannschaften präsentiert. Beste Beispiel das 2:6 in Stuttgart, das 0:1 in Braunschweig und jetzt in Nürnberg. Die größte Baustelle bleibt weiterhin die Defensive. Es zeigte sich zum wiederholten Mal, dass die Hintermannschaft in vielen Situationen unorientiert und fehlerhaft agiert. 42 Gegentreffer in 18 Partien, allein 15 davon nach Standardsituation, sind Liga-Negativwert. Wurden die positiven Vorbereitungsspiele gegen zweitklassige Mannschaften zu hoch bewertet? Trainer Markus Gisdol sprach davon, dass sein Team in der Rückserie mit Sicherheit wenige Gegentreffer bekomme. Zum Spielverlauf: Die Partie in Nürnberg begann sehr intensiv, taktisch hochinteressant. Beide Mannschaften lieferten sich einen offenen Schlagabtausch und hatten schon nach fünf Minuten jeweils zwei viel versprechende Torchancen. Während die Hoffenheimer leichtfertig ihre guten Kontermöglichkeiten nicht konsequent zu Ende spielten und gute Tormöglichkeiten ungenutzt ließen, wurden die Gastgeber immer aktiver und erarbeiteten sich die Mehrzahl an Spielanteilen. Nürnbergs Führung fiel glücklich. Innenverteidiger Yannik Vestergaard fälschte einen 22 Meter Distanzschuss von Timothy Chandler unhaltbar ab. Koen Casteels, der überraschend den Vorzug vor Jens Grahl als neue, alte Nummer eins erhielt, war machtlos. Ein Doppelschlag vier Minuten vor und nach der Pause sorgte für die Endscheidung. Hoffenheimer Nachlässigkeiten sowie eine hohe Fehlerquote ermöglichten Josip Drmic und Daniel Ginczek die Treffer zur vorentscheidenden 3:0 Führung. Hoffenheims stemmte sich nun mit aller Macht gegen die drohende Niederlage, warf in der letzten halben Stunde alles nach vorn. Gisdol brachte mit Volland und Modeste zwei weitere Offensivkräfte. Ohne Erfolg – weiterhin leichtfertig vergebene Tormöglichkeiten waren das Resultat. Nürnberg dagegen effektiver. Eine schöne Einzelaktion des alles überragenden Drmic in der 70. Minute besiegelte das Hoffenheimer Schicksal. Der Widerstand der Gäste war nun vollens gebrochen, es ging nichts mehr. Hoffenheims Torspektakel hält weiter an, dieses Mal jedoch mit einem einseitigen Resultat zu Gunsten des Gegners. Ein enttäuschender Sven Schipplock: „Jeder in der Mannschaft war nach der Partie stinksauer. Für uns war dies ein großer Rückschlag nach der guten Vorbereitung.“ Für Gisdol und sein Trainerteam gilt es vor dem Heimspiel am Samstag (15:30 Uhr) gegen den Hamburger SV reichlich Aufbauarbeit zu leisten. Ein ebenso enttäuschter Kapitän Andreas Beck: „Unsere Leistung war absolut desolat. Es war eine reine Kopfgeschichte und ist unverzeihlich. Wir müssen dies als Warnschuss sehen.“ Personelle Entscheidungen stehen in dieser Woche bevor. Laut Aussage von Alexander Rosen, dem Direktor für Profifußball der TSG, soll bis Monatsende Klarheit herrschen, ob Beck und Fabian Johnson nach Ablauf ihrer Verträge im Sommer weiter in Hoffenheim bleiben oder den Verein verlassen.

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