Was Sandhausens Stadionsprecher und Jürgen Klopp verbindet

Interview mit der "Stimme vom Hardtwald"

Schon beim ersten persönlichen Kontakt fällt einem Sandhausens Stadionsprecher Wolfgang Hell als sympathischer, netter und freundlicher Zeitgenosse auf. Der 41-Jährige ist gebürtiger Heidelberger, verheiratet und Vater zweier Söhne. Der fußball- und handballbegeisterte Familienvater aus Bammental versteht es immer wieder geschickt, die Fans am Hardtwald übers Mikrofon mitzureißen, zu begeistern. „Wolle“, wie er meist gerufen wird, ist kein Mann der großen sondern eher der klaren Worte. bwa-sport.de stellt im folgenden Interview  die „Stimme vom Hardtwald“ etwas näher vor.

Wolfgang, Du bist jetzt das dritte Jahr Stadionsprecher des SV Sandhausen. Wie kamst Du zu diesem Job?
Wolfgang Hell: Ich habe als Hallensprecher bei den Handballern des TV Bammental in der Badenliga begonnen und dazu parallel den FC Bammental beim 1603 Hallenturnier unterstützt. Hallenturnier-Organisator Otmar Schork hat vor ein paar Jahren einen Hallensprecher für den B-Junioren-Metropolcup und SAP Frauencup gesucht. Durch den Kontakt zu Bammentals Vorstand Friedbert Ohlheiser kam Herr Schork auf mich und gab mir eine Chance. Anscheinend hatte ich diese gleich genutzt, denn er fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, dies auch in der 2. Bundesliga am Hardtwald zu machen.

Viele kennen Dich unter dem Namen „Wolle“. Ist dir das Talent angeboren? Ist die Nähe zu den Leuten die Hauptantriebsfeder?
Hell: Ja, auf jeden Fall ist das eine Stärke von mir und soziale Kontakte sind mir wichtig. Ich war jahrelang in Vereinen als Spieler aktiv und heute als Trainer. Als ein Teamplayer ist es wichtig, dass man kommuniziert, auf Leute zugehen kann.

Gab es spezielle Begegnungen mit Fans, Verantwortlichen oder Spielern, an die Du Dich ganz besonders erinnerst?
Hell: Nun, für mich sind alle Begegnungen etwas Spezielles. Man darf nicht vergessen, dass wir hier über die 2. Bundesliga sprechen, deshalb ist es immer toll, die Spieler zu interviewen – sei es bei der Saisoneröffnung, beim VIP-Talk vor dem Spiel oder bei anderen Veranstaltungen. Für mich ist es ganz wichtig, dass hier keiner abgehoben ist und alle mir sehr gerne Rede und Antwort stehen. Etwas Besonderes war für mich ein Interview bei einem Fan-Treffen mit Damian Rossbach und Ranisav Jovanovic, bei dem mein 9-jähriger Sohn dabei war. Als er anschließend auch mit den Jungs zu Mittag essen durfte, hat er danach drei Nächte nicht geschlafen.

Für alle, die Dich nicht kennen, woher kommst Du, was machst Du beruflich?
Hell: Ich bin Bammentaler durch und durch, wohne dort seit 40 Jahren. Ich bin in einer sportbegeisterten Handballfamilie groß geworden, habe selbst bis zur B-Jugend erfolgreich parallel Hand- und Fußball gespielt. Obwohl ich in einer Handball-Auswahl gespielt habe, hat mich mein damaliger Fußballtrainer davon überzeugt, mich eher für den Fußball zu entschieden. Beruflich habe ich in Köln Sport studiert, doch mein Abiturabschluss reichte nicht zum Sportreporter, was eine längere Wartezeit für einen Studienplatz nach sich zog. In der Zeit habe ich mich beim Rollstuhlhersteller Sunrise Medical beworben, wo ich auch eine Zusage bekam. Ich machte eine Ausbildung und arbeite heute dort als Kundenserviceleiter. Dennoch habe ich das Sportreporterthema nie abgehakt.

Fußball und Handball – Ballsportarten sind Deine große Leidenschaft.
Hell: Ja, auf jeden Fall. Aufgrund meiner langen, erfolgreichen aktiven Spielzeit hat mich das auch nie losgelassen. Dennoch sollte man Handball und Fußball nicht vergleichen, beides sind Sportarten mit ihren besonderen Reizen. Heute trainiere ich die Bammentaler D-Jugend und die Mückenlocher Damenmannschaft in der Landesliga. Ich bin Jugendleiter und Teil der Vorstandschaft des TV Bammental Handball. Mein Herz schlägt auf jeden Fall für Hand- und für Fußball.

Wie fällt dein Resümee über die laufende und vergangene Spielzeiten des SVS aus?
Hell: Man muss den Hut ziehen vor dem, was hier in Sandhausen passiert. Hier sind kluge Menschen am Werk, die mit akribischer Arbeit etwas erreicht haben, was  man so zwar planen kann, aber es keine Garantie gibt, dass es dann auch wirklich funktioniert. Den Weg, junge, hungrige Spieler zu verpflichten, finde ich richtig und der Erfolg gibt den Machern Recht. Man darf hier einfach nie vergessen, wo der SV Sandhausen herkommt und mit welchen Möglichkeiten alles erreicht wurde. Dies ist, im Vergleich zu anderen großen Vereinen, gar nicht hoch genug zu bewerten. Dass am Hardtwald Zweitligafußball gespielt wird, ist ein besonderes Geschenk. Es wird hier tolle Arbeit auf allen Ebenen geleistet und der SV hat sich die Zweite Liga auf jeden Fall verdient. Der SVS war schon immer ein Aushängeschild unserer Region.

Gibt es für Dich irgendwie einen Lieblingsspieler?
Hell: Einen Lieblingsspieler habe ich nicht, aber ich verehre die ganze Mannschaft, weil sie eben ein eingeschworenes Team ist – das gefällt mir und beeindruckt mich.

Gibt es bestimmte Menschen oder Dinge, die dich besonders beeindrucken?
Hell: Beeindrucken kann man mich durch seine Einstellung. Ich mag Menschen, die eine klare Vorstellung haben, was sie erreichen wollen und mit der nötigen Einstellung an die Dinge ran gehen. Da ich selbst Trainer und Vorgesetzter bin, schätze ich es, wenn Menschen sich verbessern und entwickeln wollen. Und wenn man die Welt dann nicht ganz so ernst sieht und eine Prise Humor in seinem Leben zulässt, hat man meine Sympathie schon gewonnen, denn das sind die Dinge, die auch mich ausmachen. Verantwortung, Engagement mit Hingabe, Spaß am Leben und nie vergessen was wichtig ist, dazu ein Stück Ehrgeiz, damit erreicht man schon einiges.

Hast Du Vorbilder?
Hell: Mich beeindrucken Menschen, die sich selbst nicht so wichtig nehmen und einen positiven Beitrag leisten mit Ihrer persönlichen Art. An der Stelle zum Beispiel ziehe ich den Hut vor Dietmar Hopp, der etwas Großes erschaffen hat. Ich finde es großartig, welche Projekte er unterstützt. Auf das sportliche als Stadionsprecher bezogen zählen für mich die beiden Sportreporter Wolf-Christoph Fuss und Frank Buschmann zu den Besten ihrer Zunft. Ihre sportliche Kompetenz, Schlagfertigkeit und Leidenschaft sowie die Emotionen, die sie in ihren Job übertragen, finde ich ganz großen Sport. Als Trainer tendiere ich zu Jürgen Klopp, weil ich ähnlich emotional bin und sein Humor meinem sehr nahe kommt.

Foto: BWA

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