Wölfe mit 6:2 eindrucksvoll erlegt

Hoffenheim feiert seinen höchsten Bundesligaerfolg euphorisch. Fünf Bundesligasiele ungeschlagen, Tabellenplatz zehn mit zehn Punkten Vorsprung vor dem Relegationsplatz – 1899 Hoffenheim hat weiterhin einen tollen Lauf. Die Tormaschinerie rollt, 16 Treffer in fünf Partien, 52 Saisontore insgesamt. Der zuletzt immer stärker spielende Kapitän Andreas Beck, der beim 6:2 Heimerfolg gegen den VfL Wolfsburg sein 200. Bundesligaspiel bestritt, sieht die Gründe in der intensiven Trainingsarbeit: „Wir ernten jetzt die Früchte unserer Vorbereitung. Defensiv stehen wir besser, stabiler und lassen mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung dem Gegner weniger Torchancen zu.“ Beck, dessen Verbleib am Saisonende immer noch offen ist, tut die Versetzung von der rechten auf die linke Verteidigerpositiv anscheinend gut. Der Rechtsfuß schaltet sich immer häufiger ins Offensivspiel mit ein, kommt zu Tormöglichkeiten. Ein kluger Schachzug von Trainer Markus Gisdol, der dem 26-Jährigen, nach einigen schwächeren Partien, neues Selbstvertrauen gab.

Nach der deutlichen Pokalrevanche gegen Wolfsburg strotzen die Nordbadener vor Selbstvertrauen. Zu keiner Phase hatten die Wölfe am vergangenen Sonntag in der Sinsheimer Wirsol-Rhein-Neckar-Arena den Hauch einer Chance. Mit einem 4-3-1-2-System begann 1899, wie schon zuletzt in den Heimspielen gegen Hamburg und Stuttgart, engagiert und stürmisch die Anfangsphase. Der Lohn, die frühe Führung nach vier Minuten durch Torjäger Roberto Firmino, nach glänzender Vorarbeit über Sejad Salihovic und Anthony Modeste. Der Brasilianer beförderte das Leder, bei seinem 12. Saisontreffer, mit einer technisch ansehnlichen Direktabnahme über Torhüter Diego Benaglio ins lange Eck. Doch die Freude währte nicht lange. Nach einem Abspielfehler im Spielaufbau durch Modeste schaltete der VfL rasch um und erzielte, durch einen schnell vorgetragenen Konter, mit der ersten Torchance in der 11. Minute durch Bas Dost per Kopf den Ausgleich. Das Spiel nun verbissener und intensiver. Die Gastgeber, mit deutlich mehr Spielanteilen und Torchancen, drücken den VfL zunehmend in die Defensive, scheitern mit Distanzschüssen von Salihovic und Beck am Schweizer Keeper Benaglio. Ein Kopfball von Modeste ging knapp übers Tor. Dann die Vorentscheidung innerhalb von nur fünf Minuten. Mit einem Dreifachschlag innerhalb von nur 312 Sekunden wurden die Wölfe schonungslos erlegt. Nach Freistoßflanke von Salihovic köpfte Niklas Süle mit seinem dritten Saisontreffer in der 37. Minute aus kurzer Distanz zum 2:1. Keine 60 Sekunden später erzielte Modeste mit einem Drehschuss aus 17 Metern an den Innenpfosten und von hier aus ins Tor das 3:1. Nachdem der Franzose vier Minuten später freistehend vor dem Tor noch scheiterte, machte er es 20 Sekunden später besser, als er eine Flanke, von Sebastian Rudy, per Kopfball aus abseitsverdächtiger Position vollendete. Die Freude auf Hoffenheimer Seite war dermaßen euphorisch, dass Maskottchen Hoffi beim Torjubel kurzfristig kopflos wurde.

Zur Pause stellten sich viele die Frage, was denn mit den zuvor viermal in Serie siegreichen Niedersachsen los sei? Sie wirkten mit einem undiskutablen Defensivverhalten völlig orientierungslos, ließen dem Gegner zu viel Raum und dadurch zur Entfaltung kommen.

Auch im zweiten Abschnitt begeisternder, technisch anschaulicher Zauberfußball der Blau-Weißen, die den Gegner erst gar nicht zur Entfaltung kommen ließen. Als die Gastgeber das Tempo etwas heraus nahmen und auf Ergebnisverwaltung bedacht waren, führte ein Konter durch Ivan Perisic zum 2:4. Hoffe zog das Tempo wieder an und erhöhte per Strafstoss durch Salihovic auf 5:2. Christian Träsch hatte zuvor Kevin Volland mit einem bösen Tritt ans Knöchel zu Fall gebracht und wurde von Schiri Dr. Joachim Drees mit Rot vom Feld verwiesen. Die TSG hatte noch nicht genug und erhöhte vier Minuten vor dem Abpfiff durch den eingewechselten Sven Schipplock, nach schönem Zuspiel von Salihovic, auf 6:2. Es war eine beeindruckende Vorstellung der Hoffenheimer, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nie sechs Treffer in einer Bundesliga erzielten.

Alexander Rosen, Direktor für Profifußball bei 1899, zeigte sich nach dem historischen, spektakulären 6:2-Sieg sehr zufrieden: „Die letzten fünf Spiele, die Ergebnisse und die Art und Weise wie wir gespielt haben, tun uns unwahrscheinlich gut. Wir wollten eine sorgenfreie Saison spielen und haben heute einen großen Schritt gemacht.“ Rosen sah deutliche Unterschiede zur Hinrunde: „In der Hinserie gingen solche Spiele oft 4:4 aus. Da haben wir uns weiterentwickelt und eine phantastische Leistung gezeigt. Als es vermeintlich eng wurde, haben wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen und dagegen gehalten.“

Nach diesem überzeugenden Auftritt gastiert 1899 am kommenden Samstag (15:30 Uhr) beim FC Schalke 04. Während die „Knappen“ ihrerseits nach dem Pokal-Aus im Achtelfinale noch eine Rechnung mit den Kraichgauern offen haben, können diese ihre Erfolgsserie in Gelsenkirchen weiter ausbauen.

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