„Wünsche mir eine sorgenfreie Saison mit einstelligem Tabellenplatz“

Exklusiv-Interview mit Dietmar Hopp

Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim befindet sich im einwöchigen Trainingslager in Garmisch-Partenkirchen. Im Vorfeld der neuen Saison 2016/17 unterhielt sich bwa-sport.de mit 1899-Gesellschafter Dietmar Hopp über die Erwartungen, Zielsetzungen, Auftaktgegner RB Leipzig, den 1899-Nachwuchs, den Verbleib von Niklas Süle sowie die Folgen des Brexit in Bezug auf den Fußball.

Die TSG-Profis haben am vergangenen Sonntag die Trainingsvorbereitungen für die neue Saison aufgenommen. Wie sehr freuen Sie sich auf die neunte Erstligasaison?
Dietmar Hopp:
Auch wenn die Europameisterschaft  noch läuft und ich auf das Halbfinale am Donnerstagabend „Deutschland gegen Frankreich“ entgegenfiebere, freue ich mich schon sehr auf die Bundesliga und hoffe auf eine wieder größtenteils ausgeglichene, spannende und torreiche Saison.

Welche Erwartungen haben Sie, nachdem die TSG in der vergangenen Saison nur mit Mühe dem Abstieg verhindern konnte?
Dietmar Hopp:
Unser Ziel ist es, ähnlich wie in den beiden vorangegangenen Spielzeiten sorgenfrei zu bleiben und einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen. Wir blicken nicht mehr zurück, sondern wollen das fortsetzen, was in den Spielen unter Trainer Julian Nagelsmann schon angedeutet wurde. Dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.

Demnach lautet Ihr erklärtes Saisonziel?
Dietmar Hopp:
Wie gesagt: mit einem einstelligen Tabellenplatz kann ich gut leben. Zittern sollten wir vermeiden.

Zum Saisonauftakt gibt Aufsteiger RB Leipzig in Sinsheim sein Bundesligadebüt. Ralf Rangnick kehrt an alter Wirkungsstätte zurück.
Dietmar Hopp:
RB Leipzig ist ein sehr starker Auftaktgegner. Ich bin mir sicher, dass die Leipziger auch noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden. Auf alle Fälle wird es ein sehr interessanter Start. Neben Rangnick kehren auch ehemalige Hoffenheimer wie Marvin Compper, Dominik Kaiser und Davie Selke zurück.

RB Leipzig wird, ähnlich wie die TSG, bundesweit nicht überall geliebt.
Dietmar Hopp:
Auch das wird sich legen. Ich persönlich habe mich sehr darüber gefreut, dass wieder ein Verein aus dem Osten erstklassig ist. Die Menschen dort haben es verdient, Bundesligafußball zu sehen. Zudem belebt der Klub finanziell wie infrastrukturell die Region.

Neben dem Profi-Team sorgten zuletzt auch Erfolge der Nachwuchsteams sowie der Frauenmannschaften für positive Schlagzeilen. Auch die Nachwuchsleistungszentren sind allesamt topp aufgestellt.
Dietmar Hopp:
Wir können voller Zuversicht auf das Erreichte schauen.  Auf allen Ebenen wird sehr gute Arbeit geleistet. Wir dürfen unsere Ansprüche aber auch nicht überstrapazieren. Ich wünsche mir, dass wir so attraktiv und erfolgreich spielen, dass wir unsere etwas mehr als 30.000 Zuschauer fassende Arena in Sinsheim möglichst oft ausverkauft haben.

Seit der Amtsübernahme von Trainer Julian Nagelsmann bekommen zunehmend Nachwuchstalente Bundesliga-Einsatzzeiten.
Dietmar Hopp:
Dadurch, dass Julian Jugendtrainer war, ist natürlich die Verbindung automatisch gewachsen – eine organische Geschichte. Mit Blick auf die Erfolge unserer Jugendmannschaften, allen voran der U 19, die drei Mal nacheinander im Finale um die deutsche Meisterschaft stand, ist das alles sehr lobens- und bemerkenswert. Das wird auch künftig unser Weg sein.

Mit Niklas Süle konnte ein wichtiger Leistungsträger gehalten werden.
Dietmar Hopp:
Ich bin sehr froh, dass sich Niklas klar zu uns bekannt hat.  Niklas zählt zu unseren Leistungsträgern und er wird auch international noch seinen Weg gehen. Ich weiß aber auch, dass wir ihn nicht ewig halten können. Jetzt wünsche ich ihm erst einmal eine hervorragende, verletzungsfreie Saison und dann sehen wir weiter.

Das vereinte Europa hat nach dem Brexit großen Schaden genommen. Wie beurteilen Sie die derzeitige politische Situation?
Dietmar Hopp:
Ich glaube, dass England gar nicht aus der EU herausgehen wird. Sie werden es rückgängig machen, was ich begrüßen würde. Die Stimmung ist entsprechend zu Europa hin orientiert. Es gibt bereits Millionen Unterschriften für ein neues Referendum. Wenn sie zurückrudern, dann muss dies jedoch zeitnah und noch vor dem angekündigten Rücktritt im Oktober von Premierminister David Cameron erfolgen. Das ist aber reine Spekulation. Wenn sie dennoch aus der EU ausscheiden, haben sie sich ins eigene Fleisch geschnitten.

Wird sich die politische und wirtschaftliche  Lage in England nachhaltig auf die zahlungskräftige englische Premier League auswirken?
Dietmar Hopp:
Auf den Fußball bezogen, glaube ich nicht. Die Vereine werden weiter in großem Stil investieren. Wenn sie zur alten Regelung zurückschalten, müssen sie 320 Spieler nach Hause schicken. Das können sie sich gar nicht leisten.

Foto: BWA

Artikel teilen

WERBUNG