Ziel ist es, die Spieler wieder an ihr Leistungslimit heranzuführen

Bei der TSG fehlen die Ergebnisse - Zwischenbilanz eines Absteigers

Die Unzufriedenheit bei Bundesligist TSG Hoffenheim hat aufgrund der letzten enttäuschenden Ergebnisse deutlich zugenommen. Die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Aus den letzten 14 Bundesligaspielen holten die Kraichgauer nur 13 Punkte, was der Zwischenbilanz eines Absteigers gleich kommt. In der Rückrundentabelle belegt die TSG nach drei Spieltagen mit nur einem Zähler den letzten Platz. In der Hinrunde standen gegen die gleichen Gegner Bremen, Leverkusen und München sieben Punkte auf der Habenseite. Ob Ergebniskrise oder Momentaufnahme, der Motor des aktuellen Tabellenneunten ist gewaltig ins Stottern geraten. Die Gründe sind vielseitig und so sagte Mittelfeldspieler Florian Grillitsch nach der 2:5-Klatsche beim FC Bayern: „Wir bekommen zu viele Gegentreffer nach Standardsituationen, das ist nervig und sollte schnellstmöglich abgestellt werden. Wir müssen in solchen Szenen einfach am Mann dranbleiben und alles dafür tun, damit der Gegenspieler kein Tor macht. Das ist nur Einstellungssache.“

Die Unzufriedenheit nach dem schwachen Rückrundenstart ist bei Kapitän Kevin (re.) Vogt und Florian Grillitsch deutlich zu erkennen

"Müssen Schritt für Schritt wieder punkten, um nach oben zu kommen"

Inzwischen distanziert sich das Team von Trainer Julian Nagelsmann zunehmend vom angestrebten Saisonziel, das in Richtung europäischem Wettbewerb ausgerichtet war. Defensivspieler Pavel Kaderabek macht mit seiner Aussage die veränderte Zielorientierung deutlich: „Wenn wir in der Tabellenmitte bleiben wollen, müssen wir jetzt öfters Spiele gewinnen. Wir haben in der Rückrunde deutlich weniger Punkte aus in der Hinrunde gegen die gleichen Gegner geholt. Wenn wir wieder weiter nach oben wollen, müssen wir Schritt für Schritt punkten.“

"Sind aktuell nicht auf einem Top-Niveau"

Sowohl gegen Leverkusen als auch gegen Bayern wurde den Nordbadener eine gute Leistung prophezeit. Am Ende hagelte es aber mit 1:4 und 2:5 deftige Niederlagen. TSG-Trainer Julian Nagelsmann: „Klar nervt das natürlich. Intern sprechen wir das kritisch, offen und ehrlich an. Wir sind aktuell nicht alle auf einem Top-Niveau. Das ist einfach so. Wir haben zwar immer eine gute Spielanlage, das sieht auch sehr gut aus. Wenn man aber immer davon spricht bringt man sich in eine Opfer-Rolle und verliert seine Gewinner-Mentalität. Wir hatten in den letzten Spielen gegen starke Gegner genügend Möglichkeiten, um viel mehr Treffer zu erzielen.“

Trainer Julian Nagelsmann hofft in den nächsten Partien gegen direkte Tabellennachbarn auf eine sportliche Kehrtwende

"Viele Spieler nicht am obersten Limit"

Der TSG-Coach appelliert dabei auch an die Adresse seiner kickenden Profis: „Als Hoffenheim müssen wir es hinkriegen, dass drei oder vier Spieler, die als Top-Spieler gehandelt werden, das Niveau einfach auf den Platz bekommen. In der vergangenen Saison waren viele Spieler an ihrem obersten Leistungslimit. Jetzt haben ein paar, die es noch sind und einige, die es nicht mehr sind. Mannschaften wie Bayern, Dortmund oder Leverkusen können das mit einem 90 Millionen-Etat aufwärts in der Transferperiode noch gerade rücken. Für uns ist dies extrem schwer. Bei uns müssen die Spieler, die da sind, wieder alle an ihr Leistungslimit herankommen.“

Den Blick realistisch nach unten richten

Realistisch muss daher der Blick nach unten gerichtet werden, ohne dabei gleich den Abstiegskampf auszurufen. In der aktuellen Situation noch von Europa zu reden, wäre sicherlich fehl am Platz. In den nächsten Spielen geht es schwerpunktmäßig gegen Gegner aus benachbarten Tabellenregionen. Ziel der Blau-Weißen ist es hierbei möglichst viele Punkte zu holen, um zum einen das angekratzte Selbstvertrauen wieder zu stärken und sich vor dem Saisonendspurt in eine bessere Ausgangsposition zu bringen. Nagelsmann zur aktuellen Situation: „Wir sind in den Tabellenregionen, wo wir nach dem finanziellen Etat gesehen auch hingehören. Wir haben tabellarisch dennoch mehr drin. In den nächsten Wochen kommt es zu interessanten Spielen. Die Teams von hinten punkten weiter, von daher muss man realistisch den Blick auf die Tabelle richten. Wir wissen wo wir stehen und uns einordnen müssen.“

"Müssen die richtigen Schlüsse ziehen"

Zehn Ge­gen­to­re aus den letz­ten drei Spie­len sprechen eine deutliche Sprache. Inzwischen haben die Kraichgauer sogar eine ne­ga­ti­ve Tor­bi­lanz von 31:32. TSG-Geschäftsführer Sport, Hansi Flick, sagte vor dem Auswärtsspiel am Samstag in Berlin: „Natürlich ist die aktuelle Situation nicht erfreulich, aber wir haben gegen Leverkusen und Bayern München gegen zwei Top-Klubs gespielt, da muss man nicht zweimal gewinnen. Wir alle sind nicht glücklich, wenn wir verlieren, aber wir müssen die richtigen Schlüsse draus ziehen." Zu den vielen Gegentreffern sagt der ehemalige Fußballprofi: "Man muss auch da­ge­gen figh­ten, die Zwei­kämp­fe auf­neh­men. Die Tore sind ein­deu­tig zu viel, die wir im Mo­ment kas­sie­ren. Das ist nicht nur eine Sache der letz­ten Reihe. ich bin sicher, der Trainer wird am Samstag eine Mannschaft auf den Platz bringen, die in der Lage ist, Berlin zu schlagen."

Fotos: Kraichgaufoto

TSG-Fans feuern ihr Team an, Pavel Kaderabek (re.) spielte zuletzt gegen die Tor-Stürmern Bailey und Coman, Zehn Gegentore in drei Spielen sind für TSG-Keeper Oliver Baumann zu viel, und Freud und Leid nach einer Torerfolg liegen dicht beisammen

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