Folgt nach der Derby-Niederlage eine entsprechende Reaktion?
Zum Abschluss der Englischen Woche und vor der Länderspielpause empfängt der SV Sandhausen am Sonntag um 13.30 Uhr den Aufstiegsanwärter FC Energie Cottbus im GP Stadion am Hardtwald. In der Länderspielpause tritt der SVS im Halbfinale des Landespokals beim Landesligisten VfR Gommersdorf an.

SVS hinkt den eigenen Ansprüchen hinterher
Der Tiefpunkt der bisherigen Drittligasaison ist nach 28 Spieltagen erreicht: Nach der 2:3-Niederlage beim SVW Mannheim sind die Sandhäuser erstmals auf einen Abstiegsrang gerutscht. Auf Rang 17 ist die Lage bei einem Punkt Rückstand zum rettenden Ufer und noch zehn ausstehenden Spieltagen keineswegs hoffnungslos, doch da man seit geraumer Zeit den eigenen Ansprüchen hinterherhinkt und die Mannschaft den Worten zu wenige Taten folgen lässt, gibt es einige Fragezeichen.

Nur zwei Siege aus den letzten 18 Partien
Nachdem Präsident Jürgen Machmeier in seiner mitunter sehr direkten Art die Charaktere im Team bemängelte, ist eine der entscheidenden Fragen, ob sich diese Mannschaft im Abstiegskampf genug entgegenstemmt. Seit dem 1:1 aus dem Hinspiel, als der SVS als Tabellenführer beim Vierten aus Cottbus antrat, ging es bei nur noch zwei Siegen aus 18 Partien stetig bergab. Doch auch der nächste Gegner aus dem Osten machte zuletzt bei vier sieglosen Partien eine Durststrecke durch.

Drei-Tore-Rückstand nach nur 38 Minuten
Das Kocak-Team hatte sich in Mannheim unterstützt von einem gefüllten Fanblock viel vorgenommen, doch als man sich nach 38 Minuten trotz einer defensiven Grundausrichtung mit 0:3 im Rückstand sah, war das Spiel fast schon wieder gelaufen. Sowohl die Verteidiger Edvinas Girdvainis und Niklas Lang wie auch der zuletzt sichere Torhüter David Richter hinterließen keinen guten Eindruck in der Defensive.

„Wenn wir so verteidigen, wird es gegen jeden Gegner schwer, Punkte zu holen“
SVS-Coach Kenan Kocak
Und auch ein frustrierter Sandhäuser Trainer Kenan Kocak, unter dem die erhoffte Wende bisher ausblieb, sagte nach dem Spiel nüchtern: „Wir haben heute Geschenke verteilt und kapitale Böcke in der Abwehr geschossen. Nach dem 3:0 waren wir zwar besser da, aber es hat nicht mehr gereicht. Wenn wir so verteidigen, wird es gegen jeden Gegner in dieser Liga schwer, Punkte zu holen.“ Die Leistungssteigerung beim Stande von 3:0 hing auch maßgeblich mit der Einwechslung von Emmanuel Iwe und der Systemumstellung auf ein 4-3-3 zusammen.

Angespannte Stimmung zwischen Fans und Mannschaft
Die Stimmung am Hardtwald ist mehr als angespannt, nach der Niederlage kam es auch zu verbalen Auseinandersetzungen zwischen Fans und Mannschaft. Gegen Cottbus dürfte Kocak abermals Veränderungen vornehmen und hat als Alternative wieder Abwehrspieler Jeremias Lorch, der seine Gelbsperre abgesessen hat, zur Verfügung. Stürmer David Otto fiel angeschlagen kurzfristig in Mannheim aus.

Gelingt Energie der Durchmarsch?
Nach fünf Jahren in der Regionalliga Nordost gelang dem ehemaligen Bundesligisten Energie Cottbus letztes Jahr die Rückkehr in den Profifußball, und ein direkter Durchmarsch in die 2. Bundesliga ist für den Klub aus der Stadt in der brandenburgischen Niederlausitz nach wie vor möglich. Die Lausitzer legten in den vergangenen Wochen Grundsteine für die Zukunft und verlängerten die Verträge mit Leistungsträger Dominik Pelivan und Erfolgstrainer Claus-Dieter Wollitz.
Trainer und Sportdirektor
Der impulsive Ex-Profi „Pele“ Wollitz hatte ursprünglich vor, ab dem nächsten Sommer nur noch die Rolle des Sportdirektors zu bekleiden, will aber nun doch auch als Coach weitermachen. 2021 kehrte Wollitz auf den Trainerstuhl der Cottbuser zurück und das bereits zum zweiten Mal und sagt zur Vertragsverlängerung: „Ich brenne für diesen Job, ich brenne für unseren Klub und deswegen werden wir auch in der kommenden Saison als geschlossene Einheit weitermachen.“

Cottbuser Offensivpower
Seine Mannschaft brennt auch diese Saison für den Trainer und hat mit 52 Toren die zweitmeisten in der Liga erzielt, mit Torjäger Timmy Thiele (12 Saisontore), dem schnellen Flügelspieler Maximilian Krauß (8 Tore), Lucas Copado (6 Tore) und Tolcay Cigerci (10 Tore) erwartet den SVS eine starke Offensive. Während Pelivan eher für die defensiven Aufgaben zuständig ist, hat sich Neuzugang Cigerci schnell zum Chef im Mittelfeld entwickelt und ist Taktgeber, Antreiber und torgefährlich – ein Spieler, der dem SVS gut zu Gesicht stehen würde.
Stotternder Motor führte zum Abrutschen auf Platz 3
Doch zuletzt geriet der Motor ins Stocken und die Lausitzer haben bei nur einem Punkt aus vier Spielen die Tabellenführung verspielt und sind auf Rang 3 abgerutscht. Vor 9.233 Zuschauern kam der FCE nach drei Niederlagen auch im Heimspiel gegen den vermutlichen Absteiger Hannover 96 II nicht über ein 2:2 hinaus.

„Wir werden alles tun, um am Sonntag den Bock umzustoßen“
Cottbus-Trainer „Pelle“ Wollitz
Wollitz analysierte über eine zuletzt höhere Anzahl an Gegentoren: „Das hat nicht 1:1 mit einem Abwehrverhalten, sondern mit Verantwortungsbewusstsein aller eingeteilten Spieler zu tun. Solche Phasen gibt es, aber ich hoffe, dass der Punkt uns gut tut. Wir werden alles tun, um am Sonntag den Bock umzustoßen und wieder einen Dreier einzufahren. Meine Mannschaft ist schon sehr oft zurückgekommen und das schon seit einigen Jahren.“ Nachdem man 2023 in der Relegation zur 3. Liga noch an der SpVgg Unterhaching gescheitert war, gelang 2024 der Aufstieg.

Zwei Sperren
Der wichtige Abwehrspieler Filip Kusic sah wegen Nachtretens in der Nachspielzeit gegen Hannover die Rote Karte und muss ersetzt werden, womöglich durch Tim Campulka. Stürmer Erik Engelhardt muss wegen einer Gelbsperre aussetzen.
Mögliche Aufstellungen:
SV Sandhausen: Richter – Lorch, Schikora, Lewald – Kreuzer, Wolf, Duman, Ehlich – Halimi – Otto (Baumann), Granath
Energie Cottbus: Bethke – Haase, Campulka, Slamar, Bretschneider – Cigerci, Pelivan, Borgmann – Copado (Krauß), Thiele, Halbauer
AM
Fotos: foto2press